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Das Geheimnis der Maurin

Das Geheimnis der Maurin

Titel: Das Geheimnis der Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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warum ich so bereitwillig die Ausbildung bei dem Bader aufgenommen habe, statt mich weiter um Bücher für ein Studium in der Medresse zu bemühen? Nichts, gar nichts habt Ihr von dem verstanden, was Ihr mir angetan habt, und werdet es auch nie, gottverfluchter Kafir, der Ihr seid! Tot seid Ihr für mich, tot, tot, tot – so tot wie Adilah nie sein wird!«
    Und dann drehte er sich um und stürmte ins Haus.
    Fassungslos starrte Jaime ihm nach, und auch Zahra brachte zunächst kein Wort hervor.
    »Das … das meint er nicht so«, brach es schließlich heiser aus ihr hervor.
    »Doch. Das meint er so. Genau so sogar!«
    »Aber …«
    Jaimes energisches Kopfschütteln brachte Zahra zum Verstummen. Dann ging auch er ins Haus. Als Zahra später nach ihm und Abdarrahman sehen wollte, musste sie feststellen, dass sie beide nicht mehr auf der Farm waren.
     
    Aber auch diese große Auseinandersetzung änderte nichts daran, dass nach der Zwangstaufe allmählich wieder der Alltag auf die Farm zurückkehrte. Zwei Wochen nach der Zwangstaufe wurde Zahras Kind geboren. Seine Geburt war schwer, Zahra ertappte sich bei dem Gedanken, dass ihr Körper sich weigerte, einen Nachkommen der alten maurischen Familie der as-Sulamis in einem christlichen Land das Licht der Welt erblicken zu lassen. Es war ein großer, kräftiger Junge mit sonnigen Augen und einem friedfertigen Gemüt.
    »Ich will, dass er wie der Prophet heißt«, flüsterte Zahra, als Tamu ihn ihr nach der Geburt in die Arme legte. »Nennt ihn Mohammed!« Danach sank sie in einen tiefen, erschöpften Schlaf.
    Als Tamu ihre Worte Jaime wiedergab, furchte er zwar die Stirn und brummte: »Ich glaube kaum, dass dies die richtigen Zeiten für einen solchen Namen sind«, aber da die Geburt Zahra so sehr mitgenommen hatte und sie sich überdies nur langsam erholte, wagte er seinen Protest nicht vor ihr zu wiederholen, und so blieb es zumindest innerhalb der Familie bei diesem Namen.
    Auch mehrere Wochen nach der Geburt hatte Zahra noch nicht wieder zu ihrer alten Kraft zurückgefunden, so dass sie sich fragte, ob seit der Taufe vielleicht ein Fluch auf ihr lag – einer wie in der Legende, die sie Yayah am Abend von Adilahs Selbstmord erzählt hatte. Allerdings wusste sie nicht, in welchem Brunnen ihre verwunschenen Haare lagen, so dass niemand eine Schutzsure über sie sprechen konnte, um sie von dem Fluch zu befreien.
    Auch an diesem Tag lastete auf Zahra eine bleierne Müdigkeit und schien jeden ihrer Schritte mit Zentnergewichten zu beschweren. Überdies hämmerte und dröhnte ihr Kopf so sehr, dass sie bisweilen kaum noch die Augen offen halten konnte. Als sie endlich mit Maryam den Küchenplan der kommenden Woche durchgesprochen hatte, sehnte sie sich deswegen nach nichts mehr, als sich endlich wieder hinlegen und ausruhen zu können. Im Flur jedoch fing Jaime sie ab. Er war soeben von Granada zurückgekommen und bebte vor Wut. Ohne ein Wort der Begrüßung packte er sie am Oberarm und zerrte sie mit sich in den großen Wohnraum. Zahra war so verblüfft, dass sie wie ein ertapptes Schulkind hinter ihm herstolperte, und auch als er die Tür hinter ihnen zudonnerte und losschimpfte, verstand sie zunächst nicht, was er von ihr wollte, zumal dieses fürchterliche Dröhnen in ihrem Kopf unter seinen Schimpftiraden noch immer schlimmer wurde.
    »Das geht so nicht weiter, Zahra. Das, was ihr hier treibt, ist ganz und gar unmöglich!«, war das Erste, was bis in ihr Bewusstsein vordrang. Wieder und wieder stürmte Jaime mit wütenden Schritten an ihr vorbei durch den Wohnraum, und jedes Mal, wenn er an den beiden Öllampen vorbeikam, die in Erwartung der Abenddämmerung auf der Truhe standen, erzitterten deren Flammen wie bei einem Erdbeben. »Wenn ihr so weitermacht, landen wir alle noch vor dem Ende des Jahres auf dem Scheiterhaufen!«
    Behutsam öffnete jemand von außen die Zimmertür, doch noch ehe die Person auch nur in den Raum lugen konnte, war Jaime mit zwei großen Schritten hingeeilt und knallte die Tür wieder zu. Verstört wollte Zahra zur Tür gehen, um nachzusehen, wer ins Zimmer hatte kommen wollen, aber Jaime verstellte ihr den Weg. »Unser Gespräch ist noch nicht beendet!«
    »Ein Gespräch nennst du das?« Zahra strich sich über die Stirn und versuchte, in Jaimes Miene eine Erklärung für sein Gebaren zu finden, wobei ihr nicht einmal bewusst wurde, dass Jaime unterdessen weiterschimpfte. Schließlich drangen die Worte »Glaube«, »Abdu« und

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