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Das Geheimnis der Maurin

Das Geheimnis der Maurin

Titel: Das Geheimnis der Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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Vielleicht vergisst du so ganz nebenbei einmal nicht die Tatsache, dass wir kaum noch etwas besitzen! Das wenige Gold, das uns nach dem Überfall geblieben ist, wird vielleicht noch drei, vier Monate reichen, aber danach sind unsere Geldbeutel so leer, wie sie nicht leerer sein könnten! Und du weißt, dass Raschid und ich uns schon um Arbeit bemüht haben, aber bisher nichts haben finden können – und wie sich Hunger anfühlt, haben wir in den letzten Jahren ja mehr als ein Mal erleben müssen! Der Dienst bei den Königen wird gut entlohnt, und auch für Raschid will der König sich verwenden, zumal er ihn von früheren Verhandlungen mit Boabdil in bester Erinnerung hat. Er meinte, dass Talavera gute Übersetzer mit diplomatischem Geschick suche, und will ihm Raschid vorstellen. Immerhin spricht er dank eurer kastilischen Mutter hervorragend Spanisch und ist auch mit den kastilischen Lebensgewohnheiten bestens vertraut.«
    »So willst du meinen Bruder also auch noch verkaufen?«
    »Zahra, verdammt, jetzt nimm doch Vernunft an!« Wütend schlug sich Jaime mit der Faust in die Hand und machte Zahra weiter Vorhaltungen, woraufhin die nun doch aus dem Zimmer stürmte. Sie lief hinunter in den Patio und von dort in die Küche, wo sie Tamu fand. Die alte Berberin war damit beschäftigt, Maria ein maurisches Kuchenrezept zu erklären,
almojábana,
frittierter Quarkkuchen mit Zimt und Honig, aber als sie Zahras aufgebrachte Miene sah, bat sie die Dienerin, sie allein zu lassen.
    Zahra drückte sich mit dem Rücken gegen die Wand. Die Lippen zusammengepresst und die Fäuste so fest zusammengeballt, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten, starrte sie Tamu an.
    »Ach Kind, Kind«, murmelte die alte Frau bekümmert und schüttelte den Kopf. »Was hilft es denn, sich gegen das Unausweichliche zu sperren?«
    »Woher weißt du von dem Angebot der Könige an Jaime?«, keuchte Zahra.
    »Das weiß ich gar nicht, aber das brauche ich auch nicht. Seit wir wieder in Granada sind, geht Euch ständig das Gleiche im Kopf herum; regelrecht auffressen tut es Euch! Aber Ihr werdet die Kastilier nicht wieder von hier wegbekommen, sosehr Ihr sie auch hassen und verdammen mögt. Und wenn Ihr Euren Hass nicht besiegt, wird er Euch besiegen – und Ihr werdet alles verlieren, woran Euer Herz hängt und was Ihr sogar noch mehr liebt als Euer Land: Eure Familie! Bisher gehörte Jaime zu Euch wie der eigene Arm, und ich weiß, wie sehr Ihr ihn liebt, so wütend Ihr derzeit auch auf ihn sein mögt – und ich weiß, dass es Euch zerreißen wird, wenn Ihr Euch weiter gegen ihn stellt. Mein Gott, Kind, Jaime kann doch nichts dafür, dass wir den Krieg verloren haben, er am allerwenigsten. Oder habt Ihr schon vergessen, wie sehr er mit den maurischen Soldaten um unser aller Überleben hier gerungen hat?« Sie strich Zahra über den Arm. »Hört auf zu hassen, sonst verliert Ihr Jaime – und Chalida dazu. Das Kind vergöttert seinen Vater, wie ich es noch nie bei einem Kind gesehen habe, und ich habe schon viele Kinder heranwachsen sehen. Merkt Ihr denn nicht, dass Ihr auf dem besten Weg seid, Eure Familie zu zerstören?«
    Zahra schluckte. »Aber wie … wie hört man auf zu hassen? Tamu, ich … ich kann nicht, und mein Hass wird nicht kleiner, er wächst noch, von Tag zu Tag wird er größer, und ich kann nichts dagegen tun!«
    »Ich weiß nicht, wie Ihr ihn loswerden könnt. Aber ich weiß, dass Ihr einen Weg finden müsst, wenn Ihr nicht alles verlieren wollt!«

VII.
    Granada
24 . März 1492
    D as zaghafte Klopfen an der Schlafzimmertür riss Zahra aus ihren düsteren Gedanken.
    »Ja, bitte?«, rief sie und wandte sich um, ohne ihren Fensterplatz zu verlassen, der in den letzten Wochen ihr Zufluchtsort gewesen war: allein und abgeschottet von einer Welt, die ihr fremd geworden war, ein Platz zum Nachdenken und Erinnern.
    Deborah betrat den Raum, und sie war so bleich, dass Zahra unwillkürlich zu ihr eilte und sie unter den Arm griff. »Deborah, beim Allmächtigen! Was ist mit dir?«
    Sie begleitete ihre Schwägerin zu den Teppichen, die während des Tages nicht als Schlafstatt dienten, sondern als Sitzgelegenheit übereinandergestapelt waren, und nahm mit ihr Platz. Statt ihr zu antworten, brach Deborah in Tränen aus. Es war ein lautloses, hilfloses Weinen, das sie immer wieder vergeblich zu unterdrücken versuchte.
    »Ist etwas mit den Kindern oder Raschid?« Zahra musterte sie mit wachsender Unruhe.
    Deborah drückte sich mit den

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