Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der Maurin

Das Geheimnis der Maurin

Titel: Das Geheimnis der Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
Vom Netzwerk:
mitzunehmen. Und Jaime war es ein Vergnügen, den widerlichen Ibrahim wie ein Paket verschnürt in Málaga zurückzulassen. Später hatten sie erfahren, dass die Könige sämtliche Bürger Málagas versklavt hatten, weil diese nicht genug Geld hatten aufbringen können, um sich freizukaufen.
    »Aber Zainab …«, versuchte Raschid, sie zu beschwichtigen. »Bisher hat man kaum je einmal von einem Sklaven gehört, der den Kastiliern entkommen ist. Warum sollte es ausgerechnet Ibrahim gelingen?«
    Zainab biss sich auf die Lippen und sah auf ihre kleinen Hände. Erst jetzt schien sie zu bemerken, wie sehr sie zitterten. Errötend ballte sie sie zu Fäusten. Zahra verstand sie nur zu gut. Auch sie wollte Ibrahim niemals wieder begegnen und war sich sicher, dass er noch immer voller Wut auf sie war, weil sie sich der Hochzeit entzogen hatte. Zainab hatte er über Jahre dafür büßen lassen, dass er mit der kleinen Schwester abgespeist worden war.
    »Selbst wenn er entkäme, würde er es niemals wagen hierherzukommen. Und bedenke außerdem, wie viele Wachleute wir im Haus haben«, sagte sie und versuchte, ihrer Stimme Festigkeit und Zuversicht zu verleihen. »Und überhaupt: Als entlaufener Sklave müsste er zusehen, dass er schleunigst das Land verlässt, bevor er wieder gefasst wird! Gerade hier sollten wir also vor ihm sicher sein!«
    Zainab nickte, wirkte jedoch wenig überzeugt.
    Da kehrte Jaime zurück.
    »Was wollte der Bote?«, fragte Raschid. »Sind es gute oder schlechte Nachrichten?«
    »Genaueres werde ich erst morgen wissen, doch ich denke, es sind eher gute. Wobei gut oder schlecht ja oft auch vom Standpunkt des Betrachters abhängt.« Während er seinen alten Platz einnahm, glitt sein Blick zu Zahra. »Der Bote kam vom König selbst. Er erwartet mich morgen früh in der Alhambra.«
    »Und wieso?«, fragten Raschid und Zahra wie aus einem Mund.
    »Das wusste der Bote nicht. Er meinte nur, ich solle mir keine Gedanken machen. Er habe den König in den letzten Tagen mehrmals mit größtem Wohlwollen von mir reden hören.«
    »Dann geht es sicher um deine heldenhafte Rettung des Thronfolgers«, meinte Zahra und merkte selbst, wie bitter ihre Worte klangen. Trotz Chalidas Befreiung gelang es ihr nicht, Jaimes Einsatz für den Thronfolger mit Gelassenheit oder gar Verständnis zu betrachten. Aber die Könige und sie hatten eben mehr als eine Rechnung miteinander offen, und Zahra wusste nur zu gut, dass die ihre wahrscheinlich lebenslang offen bleiben würde, weil ihr die Macht fehlte, den Königen zurückzuzahlen, was sie ihr und ihren Landsleuten angetan hatten und noch antun würden.
     
    Als Jaime am nächsten Mittag in ihr Schlafzimmer trat und Zahra halb lächelnd, halb entschuldigend erzählte, warum der König ihn hatte sprechen wollen, starrte sie ihn an, als habe er sie geohrfeigt. Eine dicke, zähe Woge wütender Empörung stieg in ihr auf und setzte sich wie flüssiger Zement in allen Teilen ihres Körpers fest.
    »Mein Gott, Zahra, jetzt guck doch nicht so! Juans Leibwache zu werden ist ja wohl alles andere als ehrenrührig!«
    Einen Moment lang starrte Zahra ihn nur an, dann erhob sie sich von ihrem Sitzkissen und ging zur Tür, aber statt hinauszugehen, drehte sich langsam, aber nachdrücklich wieder zu Jaime um. »Wie kannst du mir das antun?«
    Ihre Stimme war so leise und scharf, dass Jaime ärgerlich die Augenbrauen zusammenzog. »Zahra, bitte, sieh die Dinge, wie sie sind! Niemand erwartet von dir, dass du dich für die christlichen Könige erwärmst, aber sie sind jetzt nun einmal die Herrscher dieses Landes! Außerdem habe ich auch früher schon in ihren Diensten gestanden, und damals hat dich das auch nicht gestört. Eigentlich müsstest du als Mutter, der man gerade selbst das Kind entführt hat, am besten nachvollziehen können, dass Isabel für ihren Sohn eine Leibwache haben will, die …«
    »Willst oder kannst du mich nicht verstehen?«, fiel Zahra ihm mit bebender Stimme ins Wort.
    »Was verstehe ich nicht, Zahra?«, erwiderte Jaime mühsam beherrscht. »Dass du dich nicht damit abfinden kannst, dass die Mauren den Krieg verloren haben? Und du voller Hass auf die neuen Herrscher bist? Doch, das verstehe ich sehr gut, aber das bringt uns nicht weiter – und dich auch nicht!«
    »Ich werde die Christen niemals als meine Herrscher anerkennen, und ich werde nie ihr Untertan sein, und wenn du meinst, auf ihre Seite überlaufen zu müssen …«
    »Wer spricht denn von überlaufen?

Weitere Kostenlose Bücher