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Das Geheimnis der Maurin

Das Geheimnis der Maurin

Titel: Das Geheimnis der Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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alles könne nicht gut für uns ausgehen, doch Raschid will auf keinen Fall von hier weg. Er meint, dadurch, dass er jetzt Talavera dient, wären wir geschützt, aber Zahra, was, wenn sich auch in Granada ein Inquisitionsgericht niederlässt? In Ávila hat dieser Talavera doch auch nichts ausrichten können! Ich … ich traue den Christen nicht. Keinem von ihnen! Außer Jaime, natürlich«, beeilte sie sich hinzuzufügen und errötete bis zu den Ohren.
    Zahra tätschelte ihr das Knie. »Du musst dich nicht entschuldigen. Selbst für mich ist es derzeit schwer … Solange Jaime mit uns unter Mauren gelebt hat, erschien mir alles so einfach. Immerhin war auch meine Mutter bis zu ihrer Heirat Christin und hat mich in Achtung und mit Verständnis für die Christen und ihre Religion großgezogen, und selbst noch während des Krieges habe ich die Christen oft genug verteidigt, aber jetzt …« Sie verstummte und schloss für einen Moment die Augen. »Meine Welt ist aus den Fugen geraten, und Jaime und ich … Manchmal denke ich, er ist nicht mehr wie früher, dann denke ich, ich bin diejenige, die sich verändert hat. Mein Gott, wie schwierig alles geworden ist!«
     
    Nachdem die Kinder am Abend zu Bett gebracht worden waren, fanden sich die Erwachsenen im Wohnraum zusammen. Statt an dem niedrigen Tisch saßen sie im hinteren Teil des Raums auf den Sitzkissen, tranken mit Rosenblättern aromatisiertes Wasser und aßen Mandelküchlein. Zahra ergriff die Gelegenheit, auch Raschid, Jaime und Zainab von dem Autodafé zu berichten. Zu ihrem Erstaunen wussten die beiden Männer schon seit geraumer Zeit von den Vorfällen.
    »Talavera hat es mir erzählt«, gestand Raschid, »und das nicht zuletzt deswegen, weil auch er dieses Urteil als Skandal ansieht. Er weiß so gut wie wir, dass diese Ritualmordvorwürfe völlig aus der Luft gegriffen waren, aber auch er hat keine Handhabe gegen die Inquisition.«
    Zahra hob unwillig die Augenbrauen. »Und ihr beiden findet nicht, dass ihr uns davon hättet erzählen müssen?«
    »Wozu?«, fragte Jaime. »Damit hätten wir deine Angst und deinen Hass auf die Christen doch nur noch mehr geschürt!«
    »Ich kann dir versichern, dass es meine Angst nicht mindert, wenn ich das Gefühl habe, dass ihr uns die wichtigen Dinge verschweigt«, konterte Zahra ärgerlich.
    Jaime krauste die Stirn und setzte zu einer Erwiderung an, aber Raschid legte ihm die Hand auf den Arm.
    »Zahra, ich schwöre dir, dass Jaime und ich alles tun, damit ihr sicher seid, und auch unsere Arbeit für die Kastilier, die dir so wenig behagt, ist Teil dieser Sicherheit!«
    »In der Alhambra ist es ein offenes Geheimnis, welch große Stücke Talavera auf Raschid hält«, bekräftigte Jaime seine Worte. »Und Juans Sympathie für mich ist in jedem seiner Worte spürbar. Ganz ehrlich, Zahra, wir haben nichts zu befürchten.«
    »Nichts? Nennst du das, was in Ávila geschehen ist, ›nichts‹? Und ihr habt doch eben selbst gesagt, dass auch Talavera gegen die Inquisitoren machtlos ist! Außerdem kannst du mir nicht vormachen, es störe bei den Kastiliern niemanden, dass du mit Muslimen zusammenlebst und mit einer von ihnen sogar Kinder gezeugt hast!«
    »Natürlich stößt dies manchem übel auf«, gab Jaime zu und musste überdies einräumen, dass zumindest Bischof Deza, der Beichtvater und Lehrer des Thronfolgers, erhebliche Vorbehalte wegen seines »gottlosen« Verhältnisses mit einer »Heidin« habe. »Wie ich herausgefunden habe, ist er über unser Verhältnis sogar so entsetzt, dass er den König davon zu überzeugen versucht hat, mich als Leibwächter seines Sohnes abzusetzen. Die beiden haben sich auf einen Kompromiss geeinigt: Solange Juan in Granada weilt, bin ich für seinen Schutz verantwortlich, wenn Deza mit ihm abreist, wird jemand anderes meinen Platz einnehmen. Der König will, dass ich dann für Talaveras Sicherheit Sorge trage.«
    »Glaubt dein Deza allen Ernstes, er sei etwas Besseres als wir, nur weil er getauft ist und eine Bischofsmütze auf dem Schädel hat?«, schnaubte Zahra.
    »Die Tatsache, dass wir nicht verheiratet sind, löst auch bei deinen Glaubensbrüdern alles andere als Sympathie aus!«, erinnerte Jaime sie. »Und du weißt, wie viel weniger Probleme wir hätten, wenn du zum christlichen Glauben übertreten würdest. Dann könnten wir auch endlich heiraten!«
    »Das könnten wir auch, wenn du Muslim werden würdest«, gab Zahra gereizt zurück. »Außerdem habe ich dir schon hundert Mal

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