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Das Geheimnis der Maurin

Das Geheimnis der Maurin

Titel: Das Geheimnis der Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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sah, wichen auch noch die letzten Zweifel von ihm: Ja, er war es, er war es wirklich: »Oh mein Gott, Barbakan!«
     
    Vor fünf Jahren waren Jaime und Zahra mit Abdarrahman und der gerade erst geborenen Chalida vor den Christen gen Süden geflohen und dabei in die Kämpfe um das maurische Málaga geraten. Nach der Belagerung durch die Christen hatte es für sie wie für die Bewohner Málagas keine Möglichkeit mehr zur Flucht gegeben. Von Woche zu Woche waren die Lebensmittel knapper geworden, so dass El Zegrí, Heerführer Málagas, sämtliche Tiere zur Versorgung seiner hungernden Soldaten beschlagnahmen ließ – auch Jaimes prächtiger Hengst gehörte dazu. Da sich Barbakan zeit seines Lebens von niemand anderem als von ihm hatte reiten lassen und er somit als Reittier im Kampf für El Zegrí und seine Armee unbrauchbar war, hatte Jaime annehmen müssen, dass er zu den ersten Tieren gehören würde, die zur Ernährung der Truppe geschlachtet werden würden – und er hätte El Zegrí dafür eigenhändig umbringen können, zumal er und seine Familie weiter zu verhungern drohten.
    Barbakan war für Jaime nie irgendein Pferd gewesen, und so konnte er es kaum fassen, den Hengst nun lebend wiederzusehen. Behutsam trat er auf ihn zu und redete weiter auf das verstörte Tier ein.
    »Ruhig, Barbakan, ruhig. Kennst du mich denn nicht mehr?«
    Der Hengst schnaubte und riss den Kopf hoch, seine Ohren zuckten nervös, aber das Weiße aus seinen Augen verschwand, und schließlich senkte er den Kopf und ließ sich von Jaime über die Nüster streichen. Jaime lobte ihn und näherte sich ihm weiter, bis er ihm über die Kruppe streichen und die Verletzung untersuchen konnte. Die Wunde war tiefer, als er auf den ersten Blick vermutet hatte; überdies eiterte sie und schien nicht versorgt worden zu sein.
    »Wer hat dir das nur angetan«, brummte er und strich ihm weiter über das immer wieder zuckende Fell. »Und wie kommst du überhaupt hierher?«
    »Um Himmels willen!«, gellte da eine vor Schreck ganz kieksige Jungenstimme hinter ihm. »Macht, dass Ihr aus dem Verschlag rauskommt! Das Mistvieh bringt jeden um, der sich ihm nähert!«
    Jaime drehte sich zu dem Stallburschen um. »Aber nein, man muss nur wissen, wie man mit ihm umzugehen hat. Sag, kümmerst du dich um ihn?«
    »Ich? Nein, das heißt, wir machen es alle zusammen. Das Vieh ist der leibhaftige Satan! Aber wieso tut es Euch nichts?« Der Junge trat näher, schien wegen des Dämmerlichts des Stalls erst jetzt Jaimes Verletzungen zu bemerken und starrte ihn und das Pferd entsetzt über das Gatter hinweg an. »Oh Gott, hat … hat Euch etwa der Gaul so zugerichtet?«
    Jaime schüttelte den Kopf, strich sich mit dem Handrücken über die Stirn und wischte das Blut an seiner Hose ab. »Nein, das war Menschenhand. Barbakan würde mir nie etwas tun. Er hat früher einmal mir gehört.« Jaime schleppte sich aus dem Verschlag und ging zu dem Jungen, der ihn verstört ansah.
    »Und das war ganz ehrlich nicht der Gaul?«
    »Nein, verdammt! Und jetzt sag mir, wer ihn hier eingestellt hat.«
    »Er … er gehört dem Stallmeister. Er hat ihn vor ein paar Wochen gekauft. Ab und an lassen wir ihn auch mal raus auf die Weide, weil der Meister sagt, dass er eingeht, wenn er nur im Stall steht, aber ehrlich gesagt tun wir es nicht so oft, wie wir sollten. Wir sind ja nicht lebensmüde!«
    »Und wo kann ich den Stallmeister finden?«
    Der Junge wies aus dem Stall hinaus in Richtung der Weiden. »Wenn Ihr wollt, bringe ich Euch zu ihm. Er wird sich sicher freuen zu hören, dass zumindest ein Mensch den Teufelsbraten anfassen kann, ohne hinterher von blauen Flecken übersät zu sein – vorausgesetzt, Eure Verletzungen stammen tatsächlich nicht von dem Gaul!«
    »Jetzt halt nicht länger Maulaffen feil, sondern führ mich endlich zu ihm. Na los, mach schon!«
     
    Der Stallmeister konnte Jaime keine hilfreiche Antwort geben. Das Pferd war ihm vor ein paar Wochen zu einem Spottpreis angeboten worden, und obwohl er natürlich gemerkt hatte, was für ein Teufelsbraten der Hengst war, hatte er den Kauf doch als Gelegenheit angesehen. »Ich dachte, mit der Zeit würde ich den Kerl schon zahm kriegen. Konnte ja nicht ahnen, wie stur das Biest ist!«
    Als Jaime anbot, ihm Barbakan abzukaufen, strahlte der Mann, und noch mehr, als Jaime ihn fragte, ob er Barbakan gegen ein gutes Entgelt noch einige Wochen länger in dem Stall stehen lassen könne. Jaime war klar, dass er sich hier oben in

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