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Das Geheimnis der Maurin

Das Geheimnis der Maurin

Titel: Das Geheimnis der Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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die Seite ihres Mannes, nicht wahr? Und Euch, meine Liebe, erweise ich die Ehre, meine Zweitfrau zu werden. So wird dann die Verbindung, die einst von Eurem Vater angestrebt worden ist, endlich eingegangen werden. Ihr könnt kaum ermessen, wie sehr ich mich schon auf diesen Tag freue. Und Euren Christen – ja, bedauerlich, dass er seinen Schwanz in Orte gesteckt hat, die für andere bestimmt waren, aber dafür werde ich mir dann beizeiten mein Vergnügen mit seinem Mäuschen gönnen.«
    Aus einem Reflex heraus sprang Zahra auf und stürzte sich auf ihn, doch Ibrahim hatte ihren Angriff offenbar erwartet. Mühelos fing er ihre Hände ab, bog ihr die Arme nach hinten und schleuderte sie so hart zurück, dass sie mit dem Kopf gegen die Wand knallte. Schon als er damals über sie hergefallen war, hatte sich Zahra gewundert, welche Kräfte in diesem feisten, scheinbar so ungelenken Körper wohnten.
    »Ihr werdet mit der Zeit schon zahm werden, Zahra, da mache ich mir keine Sorgen. Spätestens, wenn ich in ein paar Tagen diesen Hurensohn, diesen Christen, hier habe und Ihr hört, wie ich ihm für jedes kleine Widerwort, das Ihr mir gebt, ein weiteres Fingerglied abschneide, werdet Ihr endlich gehorchen lernen!«
    Erneut konnte Zahra nichts anderes tun, als ihn mit schrillem Entsetzen anzusehen. Laut auflachend nahm Ibrahim die Lampe wieder vom Tisch, verließ den Raum und verschloss die Tür.
    Das kann nicht sein, stammelte Zahra, als sie wieder allein im Dunkeln war. Das kann nicht sein! Das war eben nicht Ibrahim! Er kann, er darf einfach nicht zurück sein! Aber zugleich wusste sie natürlich, dass all dies sehr wohl Wirklichkeit war. Ibrahim war zurück. Und er wollte sich rächen. Und es gab offenbar nichts, womit sie ihm Einhalt gebieten oder auch nur die anderen warnen konnte.

XI.
    Granada
29 . Juli 1492
    E wigkeiten schienen Zahra vergangen zu sein, bis ein Diener ihr eine Lampe, etwas Essen, eine Karaffe Wasser und einen Eimer mit einem Deckel für ihre Notdurft brachte. Der Bursche schien noch sehr jung zu sein, und als sie seinen Blick auffing, meinte sie Mitgefühl und größte Verlegenheit in seinen Augen zu lesen. Aber bis sie den Mut gesammelt hatte, ein paar Worte mit ihm zu wechseln, verschwand er schon wieder.
    Obwohl es Zahra unangenehm war, den Eimer zu benutzen, war sie in ihrer jetzigen Lage sehr froh um ihn. Danach aß und trank sie etwas und untersuchte die Truhe im Lichtschein. Sie stellte fest, dass sie mit der zu öffnenden Seite zur Wand gestellt und nicht verschlossen war, wie sie zunächst angenommen hatte. Sie fand darin Strohmatten und Decken, ließ sie für den Moment aber darin. Ihre Angst vor Ibrahims Rückkehr war so groß, dass sie ohnehin kein Auge hätte zutun können.
    Ibrahim – pausenlos musste Zahra an ihn denken. Nie wäre sie auf den Gedanken gekommen, dass er der Mann sein könnte, der sie zu vernichten suchte. Der Überfall auf sie auf dem Weg nach Portugal, Chalidas, Jaimes und ihre Entführung … Offensichtlich war ihm nichts zu schäbig, wenn er nur ihr und ihrer Familie damit Schmerz zufügen konnte. Am schwersten wog für Zahra der Gedanke, dass es anscheinend keinen Weg gab, wie sie ihre Familie warnen konnte, und die Vorstellung, dass dieser widerliche, feiste Kerl Chalida noch einmal entführen, sie hierherbringen und gar anfassen könnte, trieb sie schier zur Verzweiflung. Auch an Zainab wagte sie kaum zu denken. Reichte es diesem Widerling denn nicht, was er Zainab in den Jahren ihrer Ehe angetan hatte? Und warum musste er sich überdies auch noch an Jaime rächen? Oh Gott, stöhnte Zahra, hilf mir, steh uns bei!
     
    Der qualvolle Schrei gellte durch das ganze Haus und schwoll weiter an, bis sich auch noch ein zweiter, weit kläglicherer Schrei mit hineinmischte, der in hilfloses Weinen überging. Dazu erklang aufgeregtes Hundegebell. Tamu und Deborah erreichten beinahe gleichzeitig das Kinderzimmer. Während Deborah ihre kleine Ranaa auf den Arm nahm, zog Tamu Chalida an sich, die noch immer völlig aufgelöst war. In ihren Augen spiegelte sich das blanke Entsetzen.
    »Was ist denn, mein Vögelchen? Was hast du?«, fragte Tamu das Kind, wiegte es in den Armen und herrschte den Hund an, endlich still zu sein. Im ersten Moment starrte Chalida nur steif vor Schreck ins Nichts, aber dann kam sie allmählich zu sich, erkannte Tamu und beruhigte sich zumindest so weit, dass sie sprechen konnte.
    »Mutter«, schluchzte sie. »Wo ist Mutter?«
    Ächzend drückte

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