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Das Geheimnis der Maurin

Das Geheimnis der Maurin

Titel: Das Geheimnis der Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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Mund. Nach all ihrer Vorsicht hatte sie wenig Lust, dass ihr jetzt dieser grobe Kerl mit seiner Brummstimme noch alles zunichtemachte.
    »Mach dir keine Gedanken«, gab sie leise zurück. »Das hat schon seine Ordnung!« Und ehe er noch mehr sagen oder fragen konnte, schulterte sie die Tasche mit ihren Lebensmittelvorräten und der Decke und eilte an ihm vorbei.
    Als Zahra die Haustür hinter sich geschlossen hatte, fiel ihr Blick auf das Haus gegenüber. Noch immer wussten sie nicht, was die beiden Kastilier, die dort eingezogen waren, im Schilde führten, obwohl Raschid und Jaime schon einige Anstrengungen unternommen hatten, um ihnen auf die Schliche zu kommen. Raschid vermutete, dass die Männer von der Inquisition auf sie angesetzt worden waren. Bischof Deza hatte es nie gepasst, dass Jaime Juans Sicherheit anvertraut worden war. Wie meist sah Zahra auch jetzt in einem der oberen Zimmer ein Licht flackern und dachte nicht zum ersten Mal, dass dort immer jemand wach zu sein schien. Überdies kam es ihr mit einem Mal so vor, als würde sie beobachtet. Vor Schreck brannte ihr plötzlich das ganze Gesicht. Hastig nahm sie den Blick von dem Haus und sah zu, dass sie weiterkam.
    Zahra hatte noch keine zwanzig Schritte getan, als sie hinter sich eine Tür zuschlagen hörte. Erschrocken fuhr sie herum und sah im milchigen Licht der Straßenlaterne, dass ihr ein nach kastilischer Art gekleideter Mann folgte, und alles deutete darauf hin, dass er aus dem Haus gegenüber gekommen war. Zahra schnürte es vor Angst die Kehle zu. Fieberhaft überlegte sie, ob sie zurück nach Hause laufen sollte, aber damit wäre sie dem Mann geradewegs in die Arme gerannt, und bis zu ihrem Stall waren es ohnehin nur zwei Wegbiegungen. Schnell lief sie weiter, ließ die erste Straßenkreuzung hinter sich, beschleunigte ihre Schritte noch mehr, da in diesem Straßenstück kaum noch ein Haus bewohnt war, seit nach Kriegsende so viele Mauren weggezogen waren. Ein kurzer Blick zurück bestätigte ihr, was sie befürchtet hatte: Der Mann folgte ihr noch immer und holte allmählich auf. Sie wurde noch schneller. Es war der Gedanke an Jaime, der ihr die Kraft dazu gab.
    Endlich bog Zahra in die nächste Seitenstraße ein und konnte den Stall, den ihre Familie angemietet hatte, bereits sehen. Rasch ging sie noch einmal die Geschichte durch, die sie sich für den Stallburschen zurechtgelegt hatte, damit er ihr ohne Rückfragen ein Pferd sattelte und mitgab. Auf einmal hörte sie hinter sich Laufschritte. Ein neuerlicher Blick zurück zeigte ihr, wie nah ihr Verfolger schon war. Angsterfüllt suchte Zahra nach einem Ort, an dem sie sich verstecken konnte. Vergeblich. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als zum Stall weiterzurennen, doch der Mann kam näher und näher.
    Endlich hatte sie den Stall erreicht. Zahra hob die Hand, pochte und hämmerte gegen das Tor, rief nach dem Burschen, rief immer lauter, aber da war der Mann auch schon bei ihr und packte sie: Er hielt ihr den Mund zu, schnappte ihren Arm und verdrehte ihn auf dem Rücken.
    Panisch versuchte Zahra, sich zu befreien: Sie biss, trat, schlug mit ihrem freien Arm um sich, doch der Mann drückte ihr brutal den Kiefer zusammen, presste ihr ein Messer an die Kehle und zischte auf Kastilisch: »Besser, du bist jetzt ganz, ganz still!«
    »Was wollt Ihr von mir?«, keuchte Zahra. »Steckt Ihr etwa hinter dem Verschwinden meines Mannes?«
    »Gar nicht mal so blöd für ein maurisches Täubchen«, verhöhnte der Mann sie und stieß sie gegen die Wand.
    »Bitte, so lasst uns doch reden«, flehte Zahra. »Ich … ich zahle Euch viel Geld, wenn Ihr mich laufen lasst und zu meinem Mann bringt.«
    »Das zahlt mir auch ein anderer dafür, wenn ich dich ihm bringe – und wir haben jetzt wahrlich lange genug warten müssen, bis wir dich endlich einmal ohne Wachleute erwischt haben«, krächzte er, trieb sie in die nächste Seitenstraße, von dort in eine noch sehr viel dunklere Gasse, und dann spürte Zahra einen heftigen Schlag auf den Hinterkopf und versank in Finsternis.
     
    Als Zahra zu sich kam, schmerzte ihr der Kopf, und sie ertastete eine dicke Beule und geronnenes Blut am Hinterkopf. Sie öffnete die Augen, doch die Schwärze um sie herum blieb. Erst eine gute Weile später hatten sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt, und sie nahm am Boden einen blassen Lichtschein wahr. Zahra vermutete, dass er unter einer Tür hindurchkam.
    Sie tastete ihr Umfeld ab, spürte kalten, gestampften Lehm

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