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Das Geheimnis der Maurin

Das Geheimnis der Maurin

Titel: Das Geheimnis der Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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sich Tamu mit dem Kind auf dem Arm vom Boden ab, ging mit ihm ein paar Schritte im Zimmer auf und ab und krauste die Stirn.
    »Deine Mutter, ja, seltsam, dass sie nicht selbst gekommen ist«, murmelte sie und sah zu Deborah hinüber, die nun ebenfalls verwirrt schien.
    »Ja, das ist allerdings komisch …«
    Mit dem Kind im Arm ging Tamu über die Galerie zu Zahras Schlafzimmer. Sie wollte anklopfen, sah dann aber, dass die Tür nicht verschlossen war, und drückte sie voller Beklommenheit auf. In der Tat fand Tamu Zahras Bett leer vor. Sie unterdrückte einen Fluch und ging zurück ins Mädchenzimmer. Auf Deborahs fragenden Blick hin hob sie die Achseln, woraufhin sie die Kinder wieder hinlegten und ihnen gut zuredeten, noch ein wenig zu schlafen.
    »Nein, geh nicht, Tamu«, jammerte Chalida. »Bleib, bitte, bleib bei mir! Und warum ist Mutter nicht da?«
    »Ich lasse euch die Lampe hier und komme gleich wieder«, versprach Tamu und stellte die Öllampe ein kleines Stück vom Bett entfernt auf den Boden. »Und jetzt ganz ruhig, mein Herz, alles ist gut!«
    Bevor sie das Zimmer verließ, ging Tamu noch einmal zum Bett der Kinder zurück, setzte sich neben Chalida und drückte deren kleine, kalte Hand. »Sag, mein Vögelchen, weißt du noch, was du geträumt hast? Kannst du dich an irgendetwas erinnern?«
    »Mutter, Mutter …«, murmelte das schon wieder ganz schlaftrunkene Kind und schlummerte auch schon wieder ein. Tamu strich ihr übers Haar. »Alles wird gut, mein Herz, schlaf ruhig, schlaf!« Dann verließ sie mit Deborah das Zimmer, um das Haus nach Zahra abzusuchen.
     
    »Du meinst wirklich, sie ist Gonzalo gefolgt, um Jaime zu suchen?« Deborah starrte sie fassungslos an. »So verrückt kann doch noch nicht einmal Zahra sein! Warum lässt sie die Männer nicht ihre Arbeit tun? Raschid hat einen Trupp losgeschickt, Gonzalo ebenfalls und ist nun sogar noch selbst los. Was will sie noch?«
    Tamu hob die Achseln. »Zahra ist eben Zahra. Außerdem war es damals auch sie allein, die ihren Bruder wiedergefunden hat«, erinnerte sie Deborah, allerdings verriet ihre Miene, dass sie im Grunde ihres Herzens nicht anders als Deborah dachte.
    »Wir müssen es Raschid sagen«, meinte Deborah. »Vielleicht kann er sie finden, wenn er ihr jetzt gleich nachreitet. Immerhin kann sie ja nur dasselbe Ziel wie Gonzalo haben: die Taverne, in der Jaime zuletzt gesehen worden ist.«
    Als Tamu ihr zunickte, ging Deborah, um Raschid zu informieren, der kurz darauf nur mit seiner Pluderhose bekleidet in Zahras Zimmer stürzte, als müsse er sich mit eigenen Augen davon überzeugen, dass sie verschwunden war. »Dieses dumme Weib, dieser Kindskopf!«, schimpfte er, polterte nach unten und sprach mit dem Wachmann an der Haustür. Kurz darauf erklang wütendes Gebrüll, gegen das sich Abdullah mit jämmerlich klingendem Gejammer zu verteidigen suchte: »Aber sie ist doch die Herrin, Herr. Wie kann ich ihr verwehren, das Haus zu verlassen?«
    Als Raschid wieder nach oben kam, war auch Zainab bei Deborah und Tamu. Sie strich ihr vom Schlaf zerwühltes Haar aus dem Gesicht. »Wie kann Zahra nur so etwas tun?«, fragte sie fassungslos.
    Raschid befahl, dass keine der Frauen das Haus verlassen sollte. »Und mit keine meine ich keine!«, donnerte er, rannte zurück in sein Zimmer, kleidete sich an und rief Deborah zu, dass er zum Stall wolle. »Ich muss wissen, wann genau sie weg ist – und mit welchem Pferd!«
    Eine gute halbe Stunde später kam Raschid wieder, verstört und ziemlich bleich.
    »Was ist?«, fragte Deborah ihn erschrocken.
    »Zahra … sie war nicht im Stall. Sie ist nie dort angekommen.«
    »Aber wo soll sie denn sonst hin sein?«, rief Deborah entgeistert. Ihre Frage blieb im Raum stehen. Niemand wusste eine Antwort. Nach einer Weile murmelte Tamu etwas vor sich hin.
    »Was sagst du?«, fragte Raschid.
    »Wir müssen das Kind fragen, Chalida …«, brummelte diese, und als sie Raschids unwilligen Blick sah, trat Trotz in ihre müden, alten Augen. »Das Kind hat von ihr geträumt. Sie muss etwas wissen. Denkt auch, wie sehr sie geschrien hat!«
    »Ach woher«, knurrte Raschid und winkte ab. »Chalida hat immer wieder mal Alpträume, seit sie zurück ist. Und sie ist ein Kind, ein ganz normales Kind – und kein zahnloser Seher!«
    Unwirsch rief er nach Zubair und befahl ihm, sich mit ihm zusammen auf die Suche nach Zahra zu machen.
     
    Kaum war Raschid aus dem Haus, ging Tamu wieder ins Mädchenzimmer hoch. Geduldig

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