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Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Geiges
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Genesung der Gräfin ohne Zwischenfälle, und nach zehn Tagen konnte sie zum ersten Mal, wenn auch sehr vorsichtig und nur unter Aufsicht der Medica, aufstehen und das Schlafgemach verlassen.
    Als der Graf sie dabei überraschte, kamen ihm vor Freude und Erleichterung die Tränen.
    »Du solltest dich nicht überanstrengen, Liebste«, sagte er zu seiner Frau und schloss sie in die Arme.
    »Ich will es aber«, erwiderte Ottgild. »Ich muss wieder zu Kräften kommen, schon um unseres Sohnes willen.«
    Doch bei aller Freude lag ein Schatten auf dem Glück des Grafen.
    Der Burgkaplan bestand kraft seiner kirchlichen Autorität darauf, dass der kleine Friedrich endlich getauft wurde. Bis jetzt hatte der Graf die Zeremonie mit dem Argument hinausgezögert, dass er seine Frau dabei haben wollte, und Ottgild musste erst wieder so weit genesen sein, dass sie aufstehen und eine Messe mit anschließender Taufe durchstehen konnte. Eigentlich hätte der Kaplan das Neugeborene sofort einer Nottaufe unterzogen, schließlich war das Leben von Mutter und Kind bei der Geburt aufs Höchste gefährdet gewesen, aber der Graf hatte es nicht zugelassen, weil für ihn der ärztliche Eingriff Vorrang hatte. Bei einer derart schwierigen Operation hatte ein Kaplan seiner Meinung nach nichts zu suchen.
    Das war ein Affront, das wusste der Graf, und der Kaplan hatte dies zunächst geschluckt. Dennoch war er in seiner Amtswürde so gekränkt, dass er von diesem Moment an alles tat, um abträgliche Gerüchte über die Umstände der Niederkunft in die Welt zu setzen.
    Der kleine, drahtige Kaplan mit seinem stets akkurat gestutzten Jägerbart war nicht dumm und sah sich wohl durch seinen obersten Amtsherrn, den Erzbischof, gedeckt. Er las weiterhin seine täglichen, gutbesuchten Messen, hielt Predigten und nahm die Beichte ab. Aber er verstand es geschickt, in seinen Predigten einfließen zu lassen, dass alle Menschen, ob hochgestellte Herrschaft oder kleine Dienstmagd, sich den göttlichen und kirchlichen Regeln unterzuordnen hatten und niemand sich darüber hinwegsetzen konnte, ohne der Sünde anheimzufallen.
    Jeder wusste, auf wen das gemünzt war, seit sich herumgesprochen hatte, dass das Neugeborene des Grafen zwar gesund, aber noch nicht getauft worden war.
    Und so huschten während der Messen immer wieder verstohlene Blicke zum Balkon des Grafen, der oben als kleine Empore an der Rückseite der großen Burgkapelle vorgebaut worden war, damit die gräfliche Familie einen Privatzugang von ihren Gemächern zur Kapelle hatte und von niemandem belästigt werden konnte. Dem Grafen, der für gewöhnlich mit dem König die Messe besuchte, seit seine Frau im Kindbett lag, war das natürlich nicht entgangen. Er musste eine Entscheidung treffen.
    * * *
    Seit Gero als Ausbilder der Bogenschützen auf Burg Landskron angeheuert worden war, war er vor lauter Verpflichtungen bisher kaum dazu gekommen, etwas Neues über die Pläne des Königs und seiner Vasallen auszuspionieren. Er war noch nicht mal in die Nähe von König oder Graf gelangt, mit Ausnahme der Gottesdienste, wo er hin und wieder einen Blick auf die beiden werfen konnte. Das fuchste Gero gewaltig, aber was sollte er machen?
    Es lag vor allem daran, dass die Bogenschützen am zweiten Tag seiner Ankunft auf Befehl des Burghauptmanns ausquartiert wurden, um auf der weitflächigen Wiese weit unterhalb der Burg ihre Übungen, Gefechtsformationen und theoretischen Unterrichtungen abzuhalten.
    In der ersten und bisher einzigen Nacht auf Burg Landskron hatte sich Gero ein wenig umgetan, unter dem Vorwand, sich als Neuling einen Eindruck verschaffen zu wollen. Er hatte sich mit Kameraden von den anderen Waffengattungen unterhalten und so viele Fragen gestellt, wie es möglich war, ohne aufzufallen. Es wunderte ihn, dass die Disziplin unter der Burgbesatzung eine ganz andere war, als er es von zu Hause kannte. Nirgends gab es Saufgelage, jedermann war ganz damit beschäftigt, seine Waffen und seine Ausrüstung instand zu halten. Ein Pferdeknecht erzählte ihm, dass man, wenn man Zerstreuung suchte, besser in die Stadt ging. Aber auch das war nicht nach Belieben möglich, darüber hatte ausschließlich der Burghauptmann zu bestimmen, und der schien in dieser Hinsicht nicht sehr großzügig zu sein. Solange der junge König auf Burg Landskron zu Gast war, herrschte sogar eine noch viel restriktiver gehandhabte Ausgangssperre für alle Männer, die unter Waffen standen.
    In den Gemeinschaftszelten und an

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