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Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Geiges
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denen die Katze auf Annas Brust herumkratzte, verletzten sie seltsamerweise nicht.
    In diesem Moment packte eine Hand das Tier am Halsband und zerrte es von Anna weg.
    »Willst du wohl das Mädchen in Ruhe lassen?«, schalt die kindlich helle Stimme.
    Das Tier wurde endgültig weggezogen, und Anna konnte sich endlich wieder aufrichten. Sie traute ihren Augen nicht: Der junge Mann, der das gefleckte Raubtier gebändigt hatte, war niemand anderer als der König selbst! Er lächelte entschuldigend und ein wenig verlegen und ließ sich von der Raubkatze die hingestreckte Hand ablecken, um sie zu beruhigen.
    »Er hat mich zu Tode erschreckt!«, sagte Anna.
    »Das ist ja der Spaß an der Sache«, lachte der junge König. »Aber er ist eine sie. Lea ist noch verspielt, und ich versuche, sie zu zähmen. Aber sie lässt sich einfach keine Manieren beibringen!«
    Anna starrte Konrad an, der sich zum Vergnügen mit dem Tier herumbalgte. Erst jetzt sah sie, dass der Junge Lederhandschuhe anhatte. So war es ihm möglich, dem Tier in die Lefzen zu greifen, ohne eine Verletzung zu riskieren.
    »Sie ist noch jung«, sagte er, »in ein paar Monaten könnte man das nicht mehr machen, das wäre zu gefährlich.«
    Anna stand langsam auf und klopfte sich das Stroh vom Umhang. Dabei sah sie ihre Hände an, aber sie waren nicht einmal zerkratzt.
    »Wir haben ihr die Krallen gestutzt«, erklärte Konrad. »Es hätte nichts passieren können.«
    »Na, dann bin ich ja beruhigt«, seufzte Anna. »Entschuldigt bitte, Eure Majestät, aber in der ganzen Aufregung habe ich Euch zuerst nicht erkannt.«
    »Ach, macht Euch nichts daraus. Mein Vater hat mir einmal gesagt, ich muss zwei Gesichter haben. Eines für die Welt und eines, das Ihr jetzt seht. Lea ist mir wieder mal beim Spielen entwischt, es ist nicht das erste Mal, dass ich sie wieder einfangen muss. Und jeder hat Angst vor ihr, dabei wird sie gut gefüttert und ist nur sehr verspielt.«
    Sein Gesicht glühte vor Eifer und Begeisterung.
    Anna hatte ihren Schrecken überwunden und hob ihren Ranzen wieder auf. »Lea ist ein schönes Tier. Woher habt Ihr sie?«
    Altklug sagte er: »Lea kommt aus dem Morgenland. Man nennt solche Tiere Geparden. Sie ist ein Geschenk meines Vaters. Er hat sie mir aus Pülle geschickt, wo er momentan weilt. Er hat sie seinerseits von einem Freund bekommen, dem Sultan von Ägyptenland.«
    Konrad streichelte die Raubkatze, die sich auf den Rücken gelegt hatte und es sich wohlig gefallen ließ – sie schnurrte sogar laut und vernehmlich. Nebenbei fragte er: »Wer seid Ihr eigentlich?«
    »Verzeiht, Majestät, dass ich mich nicht vorgestellt habe«, sagte Anna. »Aber die Gelegenheit dazu hatte ich ja bisher nicht.«
    »Fürwahr«, lachte der junge König fröhlich. »Also – wer seid Ihr?«
    »Mein Name ist Anna aus Ahrweiler. Ich bin die Medica der Gräfin und gekommen, um sie zu untersuchen.«
    »Oh, Ihr seid das! Die ganze Welt spricht schon über Euch und den Medicus. Ihr sollt wahre Wunder getan haben. Der Graf ist voll des Lobes. Er hat schon zwei Dankesmessen lesen lassen für die Gesundheit seines kleinen Sohnes und der Gräfin.«
    »Geht es ihnen gut?«
    »Ich denke schon.«
    »Dann muss ich jetzt nach ihnen sehen und will Euch nicht weiter aufhalten.«
    Sie verneigte sich und Konrad nickte ihr zu.
    Anna ging auf die Wendeltreppe in der Ecke zu, die zu den oberen Gemächern führte, aber Konrad rief ihr noch einmal nach.
    »Anna Ahrweiler …«
    Sie blieb stehen und drehte sich zum König um.
    »Darf ich Euch einen Rat geben?«
    »Ja?«
    »Nehmt Euch vor dem Burgkaplan in Acht. Er erzählt überall herum, dass es bei der Rettung der Gräfin und des Kindes nicht mit rechten Dingen zugegangen sei. Ein jüdischer Medicus und seine kleine Hexe sollten nicht Gottes Willen missachten und in seine Schöpfung eingreifen. Aber das sagt er nur hinter dem Rücken des Grafen.«
    »Woher wisst Ihr das?«
    »Ich habe gelauscht. Das ist eines Königs nicht würdig, ich weiß. Aber es war ein Zufall. Auf der Suche nach Lea habe ich den Kaplan im Gespräch mit einem Soldaten des Grafen entdeckt. Sie haben getuschelt. Da bin ich neugierig geworden und habe mich herangeschlichen. Darin bin ich gut.«
    »Das habe ich gemerkt.«
    »Bei Euch war es keine Absicht. Es ist ein Spiel zwischen Lea und mir.«
    »Jedenfalls danke ich Euch für die Warnung.«
    Der König nickte. »Ich muss vorsichtig sein und die Augen immer offen halten, sagen mein Vater und der Graf. Man könnte

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