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Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Geiges
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alles, was du sagst, unter uns. Das Sakrament der Beichte ist heilig. Einzig Gott der Herr und ich als sein demütiger Diener auf Erden vernehmen deine Worte und können dir Absolution erteilen.«
    »Verzeiht mein Misstrauen, Euer Gnaden, aber ich bin hier auf Burg Landskron in einer geheimen Mission des Erzbischofs unterwegs. Vielleicht könnt Ihr mir dabei helfen, sie zu erfüllen.«
    Der Burgkaplan bekreuzigte sich hastig, aber er blieb vorsichtig. »Nun, die Verhältnisse hier haben sich in eine Richtung entwickelt, die niemandem, der ein gottgefälliges Leben im Glauben an die richtige Sache führt, recht sein kann. Ich habe jeden Tag gebetet, dass endlich etwas geschieht, was einigen sehr unerfreulichen Entwicklungen Einhalt gebietet.«
    »Wovon sprecht Ihr, Euer Gnaden?«
    Der Burgkaplan räusperte sich. »Jetzt müsst Ihr mir verzeihen, aber woher soll ich wissen, dass ich Euch trauen kann und Ihr mich nicht verführt, über Dinge zu sprechen, die in gewissen Kreisen als Hochverrat ausgelegt werden können?«
    »Genügt das?«, sagte Gero, holte den Siegelring aus der Tasche, den er von seinem Onkel als Erkennungszeichen erhalten hatte, und hielt ihn so an das Sprechgitter, dass der Burgkaplan ihn sehen konnte. Der Ring trug das Wappen derer von Hochstaden, den silbernen Reichsadler auf rotem Grund.
    Gero spielte seinen höchsten Trumpf aus. »Der Erzbischof ist mein Onkel.«
    Zuerst hörte er gar nichts, dann stieß der Burgkaplan vernehmbar die Luft durch die Nase aus. Offensichtlich war er nun wirklich beeindruckt.
    »Wie ist Euer Name, mein Sohn?«, fragte der Burgkaplan mit hörbar größerem Respekt.
    »Man kennt mich hier nicht unter meinem richtigen Namen, Euer Gnaden. Ich habe mich als Ausbilder der gräflichen Bogenschützen anwerben lassen und nenne mich Meinhard von Geldern. Mein richtiger Name ist Gero von Hochstaden, und ich kann Euch versichern, dass ich bei meinem Onkel ein gutes Wort für Euch einlegen werde, falls Ihr mir bei meinem Anliegen behilflich seid.«
    »Vergebt mir mein Misstrauen«, erwiderte der Burgkaplan. »Aber in diesen Zeiten ist es angebracht, sicherzugehen, auf wessen Seite die Leute stehen, mit denen man es zu tun hat.«
    »Das entspricht ganz meiner Meinung, Euer Gnaden. Seid versichert: Was hier zwischen uns besprochen wird, wird niemand erfahren außer dem Erzbischof. Also – erzählt mir mehr über die unerfreulichen Entwicklungen.«
    »Nicht hier im Beichtstuhl. Folgt mir in die Sakristei, aber wartet ein paar Augenblicke, es muss uns ja nicht unbedingt jemand zusammen sehen. Doch vorher solltet Ihr noch Eure Beichte abschließen, meint Ihr nicht auch?«
    »Ja, Ihr habt recht. Was mich beunruhigt, ist, dass dieser Teufel mit den verschiedenfarbigen Augen dieser Mönch ist, der mich bis ans Ende meiner Tage verfolgt.«
    »Der Mönch, dem Ihr begegnet seid, als Ihr in Begleitung des Erzbischofs im Kloster Heisterbach wart?«
    »Ja. Bruder Marian war sein Name.«
    »Was ist mit ihm geschehen?«
    »Er ist tot.«
    »Durch Eure Hand?«
    »Nein. Er hatte die Lepra und wurde aus dem Kloster verstoßen. Dann hat er sich vor meinen Augen selbst gerichtet, indem er in einen Fluss sprang und ertrank.«
    »Fühlt Ihr Euch schuldig an seinem Tod?«
    »Nein. Nicht im Geringsten.«
    »Warum sollte er Euch dann verfolgen – und sei es nur im Traum?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht, weil ich ihn gerne eigenhändig vom Leben zum Tode befördert hätte.«
    »Weshalb?«
    »Weil er mich beleidigt hat. Auf eine so unverschämte und infame Weise, dass diese Schande nur durch den Tod ausgelöscht werden kann.«
    »Dann habt Ihr Eure Genugtuung doch bereits. Er lebt nicht mehr.«
    »Ja. Aber das ist nicht mein Verdienst.«
    »Daran könnt Ihr nichts mehr ändern. Indem er sich selbst gerichtet hat, hat er eine Todsünde begangen. Er hat mit seiner Tat den Teufel gewählt. Seine Seele wird keinen Frieden finden. Vielleicht ist das der Grund, warum er Euch in Euren Träumen heimsucht. Ich werde für Euch beten, dass Gott ein Einsehen hat und ihn für immer aus Euren Gedanken verbannt. Und Ihr müsst selbst versuchen, ihn zu vergessen. Er ist es nicht wert, dass Ihr Euch weiter mit ihm beschäftigt. Ihr habt Wichtigeres zu tun.«
    Der Kaplan machte eine Pause.
    »Nun gut. Bereut Ihr Eure Sünden, mein Sohn?«
    »Ja.«
    »Von ganzem Herzen?«
    »Ja.«
    »Dann betet ein Vaterunser und gehet hin in Frieden. Ego te absolvo a peccatis tuis in nomine Patris et Filii et Spiritus Sancti. Amen.«

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