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Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Geiges
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mir nach dem Leben trachten.«
    »Warum vertraut Ihr dann ausgerechnet mir? Ihr kennt mich doch gar nicht.«
    Mit großer Ernsthaftigkeit sagte er: »Weil Ihr Leben rettet. Und nicht darauf aus seid, es zu vernichten.«
    Anna war erstaunt. Obwohl der König teilweise noch einen recht kindlichen Eindruck machte, war er doch klüger, als man dachte. Anscheinend wusste er, wie schwach sein Rückhalt im Reich war.
    »Darf ich Euch auch einen Rat geben?«, sagte sie.
    Konrad sah sie ernst und erwartungsvoll an.
    »Ich an Eurer Stelle würde aufpassen, dass Lea nicht ins Freie gelangt. Dort mag sie sich vielleicht nicht mehr einfangen lassen, und irgendein Soldat würde sie töten. Es wäre schade um das schöne Tier.«
    »Keine Sorge«, antwortete Konrad, »ich habe sie normalerweise an der Leine. Oder sie ist in ihrem Käfig. Aber einmal am Tag muss ich sie frei herumlaufen lassen, sonst wird sie krank und unglücklich. Das hat mir mein Vater geschrieben.«
    »Der Kaiser ist ein großer und weiser Mann.«
    »Oh ja, er kennt sich auch gut mit Tieren aus. Wisst Ihr, dass er ein Buch über die Falkenjagd verfasst hat?«
    »Nein. Seid Ihr mit ihm schon einmal auf der Jagd gewesen?«
    Eine abgrundtiefe Traurigkeit schlich sich in Konrads Gesicht.
    »Einmal. Aber das ist schon lange her. Jetzt hat er andere Aufgaben für mich. Ich muss mich um das Reich kümmern, sagt er.«
    Auf einmal schien es Anna, als laste die Verantwortung der ganzen Welt auf den schmalen Schultern dieses armen Jungen. Sie nickte ihm aufmunternd zu.
    »Ich werde für Euch beten.«
    »Ich danke Euch.«
    Er verbeugte sich vor ihr, und Anna spürte, dass er es ehrlich meinte. Sie musste schlucken. Der König des Heiligen Römischen Reiches verneigte sich vor einem einfachen Bauernmädchen. Diesen Moment würde sie ihr Lebtag nicht vergessen. Bevor er noch merken konnte, wie berührt sie war, drehte sie sich um und eilte mit ihrem Ranzen über dem Rücken zur Treppe, die zu den oberen Stockwerken und den Gemächern der Gräfin führte.

XVI
    A m Abend, als Anna und der Medicus sich ins Laboratorium zurückgezogen hatten, wo sie mit dem Zubereiten von Arzneien und Kräutermischungen beschäftigt waren, berichtete Anna genauestens von ihrem Besuch bei der Gräfin und von allem, was sie auf der Burg erfahren und gesehen hatte. Auch die Begegnung mit dem jungen König und dessen Warnung vor dem Burgkaplan und seinen Äußerungen ließ sie nicht aus, und Aaron hörte ihr aufmerksam zu. Er freute sich, dass Mutter und Kind wohlauf waren und ließ sich jedes Detail schildern. Was ihm aber große Sorgen bereitete, war die Warnung des Königs.
    »Wenn Konrad nur schon etwas älter wäre«, seufzte er.
    »Er macht auf mich einen sehr verständigen und klugen Eindruck«, sagte Anna. »Und er steht auf unserer Seite. Sonst hätte er mich nicht vor dem Burgkaplan gewarnt.«
    »Aber er ist noch ein Kind! Seine Autorität gründet sich allein auf seine Herkunft und sein Königtum. Und das hat er von seinem Vater verliehen bekommen. Wenn er es nicht schafft, genügend einflussreiche und mächtige Fürsten auf seine Seite zu ziehen, sehe ich keine Zukunft für ihn. Und für uns auch nicht«, setzte Aaron hinzu.
    »Wen meint Ihr mit uns?«, fragte Anna.
    »Uns Juden. Für die Staufer ist es von Vorteil, wenn es ruhig bleibt im Reich. Friedrich II. hat genug mit den italienischen Staaten zu tun. Die Gegenseite, die Welfen und allen voran der Erzbischof Konrad von Hochstaden, ist daran interessiert, so viel Unruhe wie möglich zu schüren. Wenn du mich fragst, planen sie über kurz oder lang einen Umsturz. Sie warten nur noch auf eine günstige Gelegenheit. Und die wird kommen, sobald es dem Erzbischof und seinen Vasallen gelingt, einen Papst von ihren Gnaden auf dem Thron Petri zu installieren. Dazu ist vor allem viel Geld nötig, um bei einem neuerlichen Konklave die nötigen Stimmen zu kaufen.«
    »Ich dachte immer, jeder der wahlberechtigten Kardinäle ist nur seinem Gewissen verpflichtet.«
    »Und dem, der am meisten bietet.«
    »Seht Ihr das nicht allzu schwarz, Meister?«
    »Anna, ich habe in letzter Zeit mit vielen reichen Männern meines Glaubens gesprochen. Sie leben davon, dass sie Geld verleihen. Normalerweise ist das ein gutes Geschäft. Sie alle machen sich aber inzwischen Sorgen, dass bestimmte hohe Herren, unter anderem auch unser Erzbischof, bei ihnen tief in der Kreide stehen. So tief, dass sie es sicher vorziehen würden, die Schulden nie mehr zurückzahlen

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