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Das Geheimnis der Mondsänger

Das Geheimnis der Mondsänger

Titel: Das Geheimnis der Mondsänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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morgen ausgestellt wurden, stammen von diesen Tieren. Es heißt, daß sie listig, intelligent und sehr gefährlich sind. Sie werden manchmal getötet, aber ich glaube nicht, daß es oft gelingt, einen Barsk lebend zu fangen.« Er zuckte mit den Schultern.
    Wir passierten die Hafenwachen, als ich die Gedanken auffing – nicht nur den Haß des Tierhändlers, sondern diesen, gekoppelt mit einem mächtigen, vorwärtsdrängenden Zweckdenken. So vereint waren die beiden Gefühle, daß sie das Gehirn wie einer der Speere trafen, die wir auf der Waffenschau gesehen hatten. Ich blieb stehen und drehte mich um, aber ich sah nur Schatten und Dunkelheit. Und dann war Griss neben mir, den Betäubungsstrahler in der Hand. Ich wußte, daß auch er es gespürt hatte.
    »Was …?«
    »Der Tierhändler, aber noch ein anderer …« Nicht zum erstenmal im Leben wünschte ich mir volle Esperkräfte. Wenn man nur schwache Warnungen empfängt, wird die Tatkraft eher gelähmt als angestachelt.
    Griss starrte mich an. »Sei vorsichtig, Krip. Er wagt es vielleicht nicht, gegen eine Thassa anzukämpfen, aber er wird sich an dir rächen wollen. Du mußt dem Kapitän Bescheid sagen.«
    Er hatte natürlich recht, auch wenn ich es nicht gern zugab. Urban Foss brachte es fertig, mich bis zum Start der Lydis im Schiff festzuhalten. Natürlich war Vorsicht der beste Schutz des Fremden, aber in meinem Alter kämpfte man seine Fehden lieber persönlich aus. Mich machte nur eines nachdenklich: Wer außer dem Tierhändler verfolgte mich mit seinem Haß und weshalb?

 
MAELEN
 
4
     
    Talla, talla, durch den Willen und das Herz von Molaster und die Macht des dritten Ringes, soll ich meinen Teil dieser Erzählung beginnen wie der Barde irgendeines kleinen Landedelmanns?
    Ich bin, oder war, Maelen von der Kontra, Mondsängerin, Anführerin des kleinen Volkes. Ich war schon andere Dinge in der Vergangenheit, und auch jetzt bin ich für einen gewissen Zeitraum gebunden.
    Was bedeuteten uns Edelleute oder Händler bei jenem Treffen in einem Zelt des Marktes von Yrjar? Keiner war mehr für uns als der Staub der Städte, die uns mit ihrem Schmutz, ihrer Habgier und ihrem Lärm ersticken. Aber es ist jetzt nicht an der Zeit, von den Thassa und ihrem Glauben oder ihren Sitten zu sprechen. Ich will nur erzählen, wie mein eigenes Leben von einer Zukunft in die andere gestoßen wurde, weil ich das Tun der Menschen nicht beachtete, weil ich sie übersah – etwas, das bei meinem kleinen Volk nie geschehen könnte, weil ich es liebe.
    Osokun kam zur Mittagsstunde zu mir, nachdem er seinen Schildträger vorausgeschickt hatte. Ich glaube, er hatte solche Ehrfurcht vor mir, daß er mich nicht geringer als seinen eigenen Stand behandeln wollte, obschon die Gemeinen behaupten, die Thassa seien Landstreicher und Vagabunden. Doch sie sagen es uns nie ins Gesicht. Er wolle mit mir sprechen, ließ dieser junge Sprößling der Festungen ausrichten. Und ich war neugierig, denn ich kannte Osokuns Namen – doch der Ruf seines Namens hat sich nun verdunkelt.
    Es gehört zur Natur der Fürsten, daß sie immerwährend Kämpfe führen, um die Vormachtstellung erringen zu können. Dieser oder jener erhebt sich, knechtet die anderen oder tötet sie und wird für eine Zeitlang König. So war es gar oft im Laufe der Zeit, ein ständiges Auf und Ab wie von Bergen und Tälern. Doch nun herrscht seit vielen Zwölferperioden niemand mehr hier auf Yiktor. Immer noch streiten die hohen Fürsten sich um die Vormacht.
    Osokun, Sohn des Oskold, hatte in sich das Feuer für große Taten, jenen Willen zur Macht, der mit Glück und Geschick einen Mann wohl auf den Thron bringen kann. Doch wenn Glück und Geschick fehlen, wird der Machtbesessene von seinem eigenen Feuer verzehrt und verschlungen. Und ich glaubte nicht, daß Osokun mehr als seinen Ehrgeiz zur Waffe hatte. Solche Männer sind eine Gefahr für sich selbst und für ihr Volk.
    Vielleicht ist es nicht recht, die Kämpfe der anderen mit Spott oder Gleichgültigkeit zu betrachten, wie es die Art der Thassa will. Denn das ist der Weisheit und Einsicht schädlich.
    Ich weigerte mich nicht, Osokun zu sprechen, obwohl ich wußte, daß Malec es nicht für weise hielt. Ich gestehe, daß ich eine gewisse Neugier nicht zähmen konnte. Weshalb suchte er die Thassa auf, Leute, die er sonst nicht beachtete?
    Obwohl er seinen Schildträger ausgesandt hatte, um das Treffen anzubahnen, kam er später ohne Eskorte, nur begleitet von einem jungen

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