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Das Geheimnis der Mondsänger

Das Geheimnis der Mondsänger

Titel: Das Geheimnis der Mondsänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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Gerüchten zu sein. Maelen zumindest machte den Eindruck, als wüßte sie mehr als gewöhnliche Menschen.
    Aber ich hatte wenig Zeit, mich mit diesen Rätseln zu befassen, denn zwei der hohen Handelsherren aus dem Norden kamen an unseren Stand, als der Junge verschwunden war. Sie lieferten keinen Sprode, sondern boten uns andere Waren an, um unsere leichte Fracht zu vervollständigen, kleine Luxusgegenstände, die wir im Tresor des Schiffes unterbringen konnten. Kapitän Foss begrüßte sie als seine persönlichen Kunden. Sie waren nicht gekommen, um unsere gewöhnlichen Waren zu besichtigen, sondern hielten Ausschau nach den kleinen Extras, die wir immer mitbrachten. Das waren die echten Aristokraten unter den Händlern, Männer, die bereits ein festes Vermögen besaßen und nun mit Gegenständen spekulierten, die ihnen Gewinne von den Edelleuten bringen konnten.
    Ich stellte Tassen bereit – Plastakristall von Farn, die das Licht mit der Kraft von Diamanten reflektierten und doch so leicht wie Seifenblasen in der Hand waren. Man konnte mit Magnetstiefeln auf ihnen herumtrampeln und sie doch nicht zerstören.
    Foss schenkte Wein von Arcturus ein, und die tiefrote Flüssigkeit ließ die Gefäße schimmern wie die Rubine von Maelen. Maelen – ich strich sie gewaltsam aus meinen Gedanken und stand unterwürfig da, um auf jedes Zeichen von Foss oder Lidj zu reagieren.
    Die vier Träger der Händler stellten sich ebenso unterwürfig hinter die Truhen, die sie mitgebracht hatten. Trotz des Friedens, der auf dem Markt herrschte, demonstrierten sie den Wert ihrer Last durch Verteidigungsschwerter, die sie statt der Dolche trugen.
    Aber ich sollte nicht mehr sehen, was sie so argwöhnisch bewachten. Denn vor unserem Stand ertönte ein schriller Pfiff, und der Lärm des Marktes, an den wir uns im Laufe der Stunden gewöhnt hatten, erstarb und machte einer vollkommenen Stille Platz. Dann hörte ich das Klirren des Schwertes, das die Ankunft einer Gruppe von Marktrichtern verkündete. Es waren vier, und sie hatten sich bewaffnet, als müßten sie gegen eine Festung angehen. Angeführt wurden sie von einem Mann in einer staubigen Robe, die zur Hälfte schwarz und zur Hälfte weiß war und auf diese Weise die beiden Seiten der Gerechtigkeit darstellen sollte. Er trug keinen Helm, sondern hatte einen Kranz aus verwelkten Hress-Blättern etwas schief auf dem Kopf sitzen. Damit wollte er sein Priestertum andeuten.
    »Lasset die Arbeit ruhen und höret mich an!« Er hatte eine schrille Stimme und leierte die Worte im Predigtstil herunter. »Wir üben die Gerechtigkeit des Mondes im Zeichen der Ringe, durch die Gnade von Domtatopter, durch die wir gehen und stehen, leben und atmen, denken und handeln. Er möge vortreten, den Domtatopter ruft – der Fremdling, der die Waffe in den geheiligten Grenzen des Marktes zog.«
    Kapitän Foss war dem Priester mit einer schnellen Bewegung gegenübergetreten.
    »Auf wessen Klage hin fordert der Schwertträger Domtatopters meinen Lehensmann?« Es war die richtige Antwort auf den Befehl des Priesters.
    »Auf die Klage von Othelm, der geschworen hat am Altar und vor Zeugen. Es muß Antwort gefordert werden.«
    »Das soll geschehen«, erwiderte Foss. Ich fing seinen Blick auf und stellte mich an seine Seite. Er hatte mein Band in seiner Tasche. Es würde genügen, um den Gebrauch des Betäubungsstrahlers zu rechtfertigen. Aber wann wir vor dem gemischten Tribunal aus Priestern und Kaufleuten gehört wurden, war eine andere Sache, und ich wußte, daß die gegenwärtige Konferenz zwischen dem Kapitän und den Kaufleuten aus dem Norden wichtig war.
    »Lassen Sie mich gehen«, sagte ich in der Universalsprache. »Wenn sie mich gleich aburteilen wollen, schicke ich eine Nachricht …«
    Foss gab keine Antwort, sondern wandte sich um und rief: »Laifarns!«
    Alfec Laifarns, der Antriebsingenieur, hatte gewöhnlich mit dem Verkauf nichts zu tun. Er half nur beim Auspacken der Waren.
    »Dieser Mann«, sagte Foss zum Priester, »ist wie mein Auge und mein Ohr. Wenn mein Untergebener vor Gericht gestellt wird, informiert er mich. Ist das gestattet?«
    Der Priester sah Laifarns an und nickte. »Es ist gestattet.« Er deutete auf mich. »Dieser hier möge seine Waffe weglegen.«
    Er streckte die Hand nach meinem Betäubungsstrahler aus. Aber Foss war schneller und zog mir die Waffe aus dem Holster.
    »Die Waffe gehört ihm nicht mehr. Sie bleibt hier – wie es Sitte ist.«
    Einen Moment lang glaubte ich, der

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