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Das Geheimnis der Mondsänger

Das Geheimnis der Mondsänger

Titel: Das Geheimnis der Mondsänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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so geschehen, daß ich eine Entschuldigung für mein Fortgehen habe. Denn jetzt zweifle ich nicht daran, daß Augen mein Kommen und Gehen beobachten werden und daß Ohren auf meine Schritte horchen.« Ich drehte mich langsam um und sah die Käfigreihen entlang. »Also werden wir anspannen, und ich nehme Borba, Vors, Tantacka, Simmle und – « ich legte die Hand auf den Barsk-Käfig – »den da mit. Ich kann die Nachricht verbreiten, daß diese hier krank sind und ich nicht möchte, daß sie die anderen anstecken.«
    »Weshalb den da?« Er deutete auf den Barsk.
    »Für ihn mag die Begründung sogar stimmen. Auf freier Ebene finden seine Gedanken vielleicht Ruhe, und ich kann ihn erreichen. Hier hingegen erinnert ihn zuviel an die vergangene Qual.«
    Ich sah ein Lächeln über Malecs Züge huschen. »Ahy, ahy, Maelen, immer klammerst du dich an einen Wunsch, nicht wahr? So glaubst du also doch noch, daß du die erste sein könntest, die einen Barsk in ihrer Gesellschaft hat?«
    Und ich erwiderte sein Lächeln. »Ich habe einen starken Willen, und ich bin geduldig. Und das, Verwandter, weiß ich: Ich werde einen Barsk bei mir haben. Wenn nicht diesen, dann einen anderen – irgendwie und irgendwann.«
    Ich weiß, daß er das für Narretei hielt. Aber man streitet nicht mit Leuten, die den Ruf zur Begleichung einer Blutschuld erhalten haben. So spannte er die Kasi ins Joch und half mir, die ausgewählten Tiere auf dem Wagen unterzubringen. Den Barsk-Käfig rückten wir von den anderen weg und schirmten ihn ab. So schwach das Geschöpf war, es beobachtete uns ständig und knurrte, sobald wir näher kamen. Ich konnte seine Gedanken nicht lesen, da sein Gehirn von wildem Zorn erfüllt war.
    Wir aßen gemeinsam und riefen dann Otjan, den Botenjungen, daß er einen Priester herbeibringen solle. Wir brauchten jemand, der unseren Stand für etwa eine Stunde beaufsichtigte, während Malec seinen Gang zur Lydis machte und ich mich nach Osten wandte. Malec drängte mich, auf seine Rückkehr zu warten, aber in mir wuchs das Gefühl, daß ich mich beeilen mußte, und ich wußte, daß ich seinen Wunsch nicht erfüllen konnte. Denn bereits jetzt war ich davon überzeugt, daß der Fremdling sich nicht bei seinen Freunden befand, sondern irgendwo anders in Todesgefahr schwebte. Andernfalls wäre der Ruf nicht so plötzlich und ohne Ankündigung gekommen.
    Der Wagen kam nicht schnell voran, und obendrein mußte ich die langsamste Geschwindigkeit einhalten, solange wir noch vom Markt aus gesehen werden konnten. Denn jedem Beobachter wäre es merkwürdig vorgekommen, wenn ich kranke Tiere ohne die nötige Vorsicht befördert hätte. Und so ließ ich die Kasi gemächlich an den äußeren Zelten des Marktes vorbeischlendern, auch wenn mein Inneres nach Hast und immer nach mehr Hast drängte. Niemand fragte nach dem Ziel meiner Reise, doch ich hatte dem Priester und Otjan deutlich genug zu verstehen gegeben, daß die Tiere krank waren.
    Meine Begleiter waren die klügsten und aggressivsten Mitglieder der Schau, und ich hatte sie auch nach diesem Gesichtspunkt ausgewählt. Borba und Vors waren Glassia aus den Bergwäldern. Sie waren etwa vier Handspannen lang, doch ihre Schwänze maßen noch einmal soviel. Ihr Pelz war schwarz wie die Sturmnacht, und die Krallen, die sie normalerweise eingezogen hatten, konnten den Gegner mit der Schärfe eines Schwertes treffen. Ein Büschel aus grauweißem steifem Haar saß zwischen den Ohren, und sie legten es flach an den Kopf, wenn sie sich zum Kampf fertig machten. Sie waren von Natur aus neugierig und furchtlos und nahmen es oft mit Feinden auf, die weit größer als sie selbst waren.
    Tantacka sah gefährlicher aus, als sie war, aber wenn man einmal ihren Zorn geweckt hatte, verfolgte sie ihren Gegner hartnäckig und arglistig. Sie hatte einen plumpen Körper, ein Gesicht mit einer platten Nase und kleinen runden Ohren und einen winzigen Schwanzstummel, den sie meist einzog. Ihr gelblicher Pelz war so grob, daß man ihn eher für Federn als für Fell hielt. Sie war wirklich nicht schön, aber das machte sie bei den Zuschauern nur um so beliebter, denn sie konnten sich einfach nicht vorstellen, daß ein so groteskes Geschöpf so kluge Dinge tun konnte.
    Simmle gehörte der gleichen Rasse an wie der Barsk, obwohl ihr Körperhaar sehr kurz war und dicht an der Haut klebte. Aus der Ferne hatte man den Eindruck, daß sie überhaupt kein Fell besaß. Sie war cremefarben und hatte am Rücken und den

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