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Das Geheimnis der Mondsänger

Das Geheimnis der Mondsänger

Titel: Das Geheimnis der Mondsänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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Hinterpfoten ein paar dunkelbraune Streifen. Wie Tantacka war sie keine Schönheit, doch man sah ihr trotz des plumpen Körpers an, daß sie flink und drahtig war.
    Während ich dahinfuhr, merkte ich, daß sie wissen wollten, was diese plötzliche Reise bedeutete. Ihnen teilte ich mit, daß Gefahr drohte und daß sie wachsam sein sollten. Und jeder von ihnen reagierte auf seine Weise darauf. Als wir vom Markt entfernt waren, holte ich abwechselnd eines der Tiere aus dem Käfig und ließ es neben mir sitzen. Denn sie konnten Dinge sehen, die den menschlichen Augen entgingen. Ihre Ohren nahmen Geräusche auf, die wir nicht hören, und ihre Nasen entlockten sogar dem Wind Auskünfte.
    Simmle war unruhig, nicht wegen irgendeiner Gefahr, die sie witterte, sondern wegen des Barsks. Sie stand ihm von der Rasse her am nächsten, und sie spürte seine Wut, die an Wahnsinn grenzte. Bei Tieren ist Wahnsinn etwas so seltenes, daß sie Angst und Panik empfinden, wenn sie ihn spüren.
    Auf Yiktor, wie auf den meisten Welten, kennt man den Wahnsinn, der die sonst glatten Wege des Gehirns verwirrt. Und wenn jemand vom Wahnsinn betroffen ist, glaubt man, Umphra, eine Urkraft, habe den Kranken berührt. Niemand wird einem Wahnsinnigen etwas zuleide tun. Wenn man die Krankheit entdeckt, gibt man die Betroffenen in die Obhut von Priestern, die sie in ein ganz bestimmtes Gebirgstal bringen. Und die Leute von Yiktor glauben, daß die Krankheit sie selbst befällt, wenn sie den Wahnsinnigen verletzten oder töten.
    Aber Tiere, die wahnsinnig werden, müssen getötet werden, und ich glaube, sie haben das bessere Los gewählt. Denn auf dem Weißen Weg gibt es kein Leid und keine Sorgen, weil Molaster sie schützt. Ich fürchtete, daß ich auch den Barsk auf diesen Weg schicken mußte, doch immer wieder zögerte ich, diesen letzten Schritt zu tun. Denn, wie Malec erkannt hatte, war es seit langem mein Wunschtraum, diesen seltenen und wilden Bergwanderer zu meinen Tieren zu gesellen. Vielleicht war ich ein wenig eitel und wollte den Ruhm mehren, den ich bereits als Tierbändigerin besaß.
    Wir überquerten den Fluß. Bisher waren wir nur auf vereinzelte Menschen gestoßen, die zum Markt unterwegs waren. Zweimal erzählte ich Vorüberkommenden, daß meine Tiere erkrankt seien. Doch gegen Mittag wandte ich mich von der großen Straße ab und begab mich auf einen Seitenweg, der ebenfalls nach Osten führte. Ich wollte nicht, daß ein Vorüberkommender sich wunderte, weshalb ich so weit von Yrjar entfernt Ruhe und Frieden für meine Kranken suchte.
    Vor Sonnenuntergang erreichten wir eine Wiese an einem Wasserlauf, und ich hielt hier an. Die Kasi durften grasen, und meine anderen Tiere durchforschten die Umgebung und freuten sich ihrer Ungebundenheit. Nur der Barsk blieb allein in seinem abgeschirmten Käfig.
    Nachdem meine Gefährten gefüttert und für die Nacht gebettet waren, betrachtete ich den aufgehenden Mond. Schon konnte man den dritten Ring besser sehen. Noch eine oder zwei Nächte, und er würde hell erstrahlen. Der Stab in meiner Hand fing das Licht auf und blendete mich. Ich sehnte mich danach, meine Gedanken auf die Suche zu schicken, aber da ich allein war und der Gedankensucher sich in einer Art Trance befindet, konnte ich es nicht wagen. Aber der Drang war so machtvoll, daß ich eine Zeitlang hin und her ging, um meine Nerven zu beruhigen. Doch ich befragte wenigstens den Stab, und er zeigte starr nach Osten.
    Schließlich benutzte ich den Qu’lak-Gesang, um den Schlaf herbeizurufen, denn der Körper darf nicht überfordert werden. Ein Sänger erfährt früh, daß die Versuchung, den Körper zu vergessen, groß ist, und daß man ihr nie nachgeben darf. So sang ich die vier Worte und die fünf Töne und bereitete meinen Geist auf den Schlaf vor.
    Im Gras hörte ich es zwitschern und trillern, und als ich hinaussah, erkannte ich die Frühnebel. Ich ließ mein kleines Volk noch einmal frei, während ich das Essen zubereitete und die Kasi ins Joch spannte. Ich fütterte den Barsk, der ruhig auf seinem Stroh lag. Als meine Gedanken ihn berührten, spürte ich, daß seine Lebenskraft geringer geworden war, und eine gewisse Lethargie überlagerte die wilde Wut vom Vortag.
    Weiter ging unsere Fahrt, und der Weg, dem wir folgten, wurde immer schlechter, bis ich fürchtete, wir könnten an eine Stelle kommen, wo die Kasi nicht mehr weiterkonnten. Es lag eine Spannung in der Luft, die wir alle spürten. Ich wußte, daß es nicht die Warnung

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