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Das Geheimnis der Mondsänger

Das Geheimnis der Mondsänger

Titel: Das Geheimnis der Mondsänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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glänzenden, fragenden Augen.
    »Du bist – Maelen – « Meine Stimme war nur ein heiseres Krächzen.
    Das Mädchen mit der Kapuze nickte. »Ich bin Maelen.« Aber sie sprach geistesabwesend, und sie wandte den Kopf ab, als hörte sie etwas, das ihr nicht gefiel. Auch die Köpfe der Tiere waren abgewandt, und ich hörte sie bellen und knurren, je nach ihrer Art. Meine müde Zufriedenheit schwand, und ich wurde wachsam.
    Ihre Hand hob sich, und Licht schimmerte auf dem Stab, den sie zwischen den Fingern hielt. Ich sah, wie er sich in die gleiche Richtung drehte, in die sie sich gewandt hatte.
    Wie auf ein Signal hin verschwanden die Tiere in den Schatten jenseits des Lichtkreises. Maelen deutete mit dem Stab auf die Mondlaterne, und ihr Licht erlosch. Sie beugte sich dicht über mich, und ihr Umhang hüllte auch mich ein.
    »Still!« Ihr Befehl war ein schwaches Flüstern.
    Ich horchte ebenfalls. Der Wind seufzte, und nicht zu weit entfernt tropfte Wasser – das war alles, was ich außer meinem Herzklopfen hören konnte. So verharrten wir eine Zeitlang. Dann sprach sie wieder, vielleicht zu mir, vielleicht zu sich selbst.
    »Sie jagen also.«
    »Mich?« flüsterte ich.
    »Dich.« Ich brauchte die Bestätigung nicht.
    »Hör jetzt zu«, fuhr sie schnell fort. »Es sind mehr als nur Osokuns nächste Freunde – sie kommen von vorne und von hinten. Und ich weiß nicht, ob wir dem Netz entrinnen können, das sie um dich legen.«
    »Es ist nicht deine Aufgabe …«
    Ihre Fingerspitzen preßten sich kühl und stark auf meine Lippen. »Mein ist die Schuld, Mann von den Sternen, mein ist die Bezahlung, so will es die Waage Molasters – die Waage Molasters«, wiederholte sie. Dann, nach einer Pause, flüsterte sie wieder: »Soll ich dir eine neue Gestalt geben, Krip Vorlund, um dich vor den Feinden zu retten?«
    »Was meinst du damit?« Ich konnte ihre Augen wie zwei Funken kühlen Lichts über mir sehen.
    »Die Antwort Molasters hat mich erreicht.« Ihre Stimme klang verwirrt, die Selbstsicherheit, die ich immer an ihr bewundert hatte, war verschwunden. »Aber du bist kein Thassa – kein Thassa …« Ihre Stimme wurde schwächer. Doch dann fuhr sie mit der alten Sicherheit fort: »Sei es darum, wenn du so wählst, sei es darum! Hör jetzt gut auf meine Worte, Fremdling. Ich glaube nicht, daß wir jenen entkommen, die die Hügel durchkämmen. In ihren Gedanken lese ich, daß sie deinen Tod wollen, und sie werden dich töten, sobald sie dich sehen.«
    »Das kann ich mir denken«, sagte ich trocken. »Hast du noch Zeit zur Flucht? Ich bin zwar kein geübter Schwertkämpfer, aber …«
    Sie fand das wohl belustigend, denn sie lächelte. »Du bist tapfer, Wanderer der Sterne. Aber es steht noch nicht so schlimm. Es gibt einen anderen Weg, wenn auch einen sonderbaren, und du denkst vielleicht, daß es besser ist, dich von Osokuns Leuten töten zu lassen, als diesen anderen Weg zu beschreiten.«
    Vielleicht las ich eine Herausforderung in den Worten, die nur eine Warnung sein sollten. »Zeig mir den Weg, wenn du glaubst, daß er die Flucht bedeutet.«
    »Du könntest einen anderen Körper erlangen …«
    »Was!« Ich setzte mich auf und stieß dabei gegen sie, daß wir beide umfielen.
    »Ich bin nicht der Feind!« Ihre Hände drückten gegen meine Brust, und die Wunden ließen mich zusammenzucken. »Ich sagte, einen anderen Körper, Krip Vorlund, und ich meinte es auch.«
    »Und der Körper, den ich jetzt habe?« »Sollen ihn Osokuns Männer mitnehmen!«
    »Vielen Dank«, erwiderte ich. »Entweder ich verliere das Leben in meinem eigenen Körper, oder sie töten meine Hülle, und ich befinde mich irgendwo und kann nicht mehr zurück.« Meine Worte klangen so verrückt, daß ich hysterisch auflachte.
    »Nein!« sagte Maelen. Sie saß mir im Zwielicht gegenüber. Ich konnte ihr Gesicht sehen, aber der Ausdruck war schwer zu lesen.
    »Sie werden deinem Körper nichts antun, sobald du ihn verlassen hast. Sie werden glauben, daß du unter dem Schutz Umphras stehst. Weder Gemeiner noch Herr wagt es, die von Umphra Berührten anzugreifen.«
    »Sie würden also meinen Körper laufen lassen?« Ich beschloß, bei dem Spiel mitzumachen. Ich befand mich in einem merkwürdigen Zustand, in dem mir alles unwirklich erschien.
    »Dein Körper wäre nicht unbewohnt, denn zwei Seelen tauschen den Platz. Dies braucht nur eine Zeitlang der Fall zu sein, dann können wir deinen Körper zurückholen und die Seelen zum zweiten Male

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