Das Geheimnis der Monduhr: Roman (German Edition)
Augen nach Bestätigung.
»Ich weiß, ich mache nur Spaß. Ich vertraue dir von
ganzem Herzen, und wenn du noch so weit weg bist.« Sie streckte die Hand aus und zupfte an einer kleinen Locke hinten an seinem Haaransatz. »Und auch wenn sie einen gefälligen Lackaffen aus dir machen.«
Tom nahm ihre ausgestreckte Hand in seine. »Ist es albern, wenn ich sage, dass ich meine Locken vermisse?«
»Mir fehlen deine Locken auch«, tröstete Holly ihn. »Aber schließlich müssen die Leute ins Schwärmen geraten, wenn man Moderator werden will.« Holly machte eine vielsagende Pause. »Ich meine übrigens das weibliche Publikum.«
Tom versuchte ein missglücktes Lächeln. »Ich habe mich in meinem Winkel bisher ganz wohl gefühlt, ich meine, ich fühle mich wohl. Dieses neue Image, das der Sender mir verpassen will, ist mir irgendwie …« Tom suchte ausnahmsweise einmal nach Worten.
»Unbehaglich?«, schlug Holly vor.
»Genau. Als müsste ich mich in einen Anzug zwängen, der mir nicht passt.«
»Zu eng an den Schultern?«
»Zu eng im Schritt«, sagte Tom, als Patti mit dem Cream Tea erschien. Wenn sie seine letzte Bemerkung gehört hatte, ließ sie sich zumindest nichts anmerken.
»Das geht aufs Haus«, sagte sie. »Mum besteht darauf.«
»Und? Werden Sie Ihr Examen machen?«, fragte Holly nach, weil sie wusste, wie sehr Jocelyn und Lisa sich freuen würden.
»Hm, ich bin noch nicht ganz überzeugt, aber ich habe Mum versprochen, dass wir noch mal in aller Ruhe darüber
reden. Und wenn ich mich dazu entschließe, würde ich gerne auf Ihr Angebot mit den Kontakten zurückkommen«, wandte sie sich an Tom.
»Versprochen ist versprochen«, schlug er ein.
Als Patti verschwunden war, seufzte er. »Man müsste noch mal so jung und zuversichtlich sein.«
»Also, zurück zu dir. Wann kann ich dich und dein neues Image mal in Aktion sehen?«, erkundigte sich Holly. Toms Bericht über die kanadischen Öllagerstätten wurde gerade bearbeitet und war noch nicht gesendet worden.
»Nächste Woche. Einen Tag vor meiner Abreise, um genau zu sein.«
»Das muss ich verbreiten. Deine Eltern platzen schon vor Neugier. Komm, iss auf. Du weißt, wir müssen noch beim Arzt vorbeischauen.«
»Jawohl, Mama«, sagte Tom und stopfte sich das restliche Scone in den Mund.
Die Tage bis zur Ausstrahlung von Toms Fernsehbericht vergingen wie im Flug. Beunruhigend schnell, wie Holly fand. Am Abend, als Toms erster Bericht ausgestrahlt werden sollte, saßen beide aneinandergekuschelt auf dem Sofa, mit einer Flasche Wein und einer Tüte Popcorn ausgerüstet, und warteten auf die Sendung. Holly war froh, dass Tom noch da war. Ende August wurden die Tage schon kürzer, und während Holly sich sicher und geborgen im Wohnzimmer wusste, warf der Vollmond sein Licht auf die Monduhr. Sein Lockruf konnte es in dieser Nacht nicht mit dem sicheren Platz in Toms Armen aufnehmen.
Es war merkwürdig, den neuen, schick gestylten Tom als professionellen Berichterstatter auf dem Bildschirm zu sehen, während der wirkliche Tom kommentierte, was sich im Hintergrund abgespielt hatte. Umso merkwürdiger, als das Bild auf der Mattscheibe so gar nicht zu dem Mann passen wollte, der neben ihr saß und trotz der kurzen Haare immer noch der alte, zerzauste Tom war, den sie kannte und liebte. Die gepflegte, makellose Erscheinung auf dem Bildschirm gefiel ihr eigentlich nicht. Sie war ihr zu glatt. Sein Interview mit einem Sprecher der Ölfirma klang irgendwie fremd, schroffer als gewohnt.
»Und? Wie war ich?« Tom wirkte unsicher.
»Du warst …« Holly fehlten die richtigen Worte. »Du warst sehr professionell.«
»Es hat dir nicht gefallen, was?« Tom klang ein wenig enttäuscht, wie Holly bekümmert feststellte.
»Du wirkst so fremd«, versuchte sie zu erklären. »Das bist einfach nicht du selbst.«
Tom seufzte. »Ich weiß. Du hast ja recht. Ich gebe mir wirklich Mühe, den Erwartungen gerecht zu werden. Beim Sender loben mich alle in den höchsten Tönen, aber irgendwas stimmt nicht. Merkwürdig, wie anders sich die Menschen verhalten, nur weil du einen Anzug trägst und wie ein Lackaffe aussiehst. Die Berufspolitiker und die alten Hasen unter den Pressesprechern, die ich interviewt habe, behandeln mich immer noch von oben herab, aber mancher Außenstehende hat sich, glaube ich, von dem glatten Look einschüchtern lassen.«
»Und das verlangt der Sender von dir? Dass du rumläufst und die Leute einschüchterst?« Holly versuchte,
einen lockeren
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