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Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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hohen Gewinn, wenn ihn einer besiegte. Auf die gemeinen Soldaten wirkte das unwiderstehlich, zumal der Mann eher klein und nicht sehr kräftig wirkte. Im Ring entpuppte er sich allerdings als Meister. Rüdiger diskutierte eben heftig mit seinem verwegenen kleinen Knappen, den er wohl hindern wollte, ebenfalls sein Glück zu versuchen.
    Die Männer rund um den Ring schrien und johlten, Gerlin musste sich durch die Menge kämpfen, um bei Rüdiger und Hansi Gehör zu finden. Das kostete wertvolle Zeit, aber dann reagierten beide sehr schnell. Hansi hatte wie durch ein Wunder plötzlich eine Schleuder in der Hand, und Rüdiger zog sein Schwert. Gerlin registrierte ängstlich ihre Rüstung: Der kleine Knappe war ähnlich leicht bekleidet wie Abram, aber Rüdiger trug immerhin Helm und Kettenhemd. Er würde sich dem Angreifer also in fairerem Kampf entgegenstellen können als der junge Jude.
    Rüdiger und Hansi schufen sich resolut Bahn zwischen den lachenden und johlenden Zuschauern des Ringkampfes. Hansi sauste mit seiner Schleuder voraus, und Rüdiger rannte neben Gerlin in Richtung Bach - aber dort war das Schwerterklirren längst verstummt. Neben dem verglühenden Feuer lag nur Abram, der sich gerade mühsam wieder hochkämpfte. Sein Hemd war blutverschmiert, das Schwert des Gegners hatte ihn an der Seite und am Arm verletzt. Gerlin erfasste mit einem Blick, dass es sich nicht um tiefe Wunden handelte, ihr Freund würde daran sicher nicht sterben. Aber wo war der Ritter? Was war mit Miriam? Und wo befand sich Dietmar?
    »Das Schwein war hinter dem Kind her!«, keuchte Abram. »Dem ging's nicht um eine Frau, ich hab's von Anfang an mitgekriegt. Er wies Miri an, mit dem Kleinen auf das Maultier zu steigen ...« Abram zeigte auf Sirene, die allerdings immer noch angebunden am Planwagen stand. »Sie weigerte sich natürlich, woraufhin er sie schlug. Ich kam dann dazu und griff ein - ich habe mein Bestes getan, Gerlin, aber der Kerl war unglaublich stark und geschickt, er hat mich ziemlich schnell verwundet, und dann konnte ich eigentlich nur noch hoffen, ihn so lange hinzuhalten, bis Hilfe kam.«
    Gerlin musste gegen einen plötzlich aufkommenden Schwindel ankämpfen. Wenn sie schneller gewesen wäre ... Wenn Rüdiger und Hansi am anderen Ende des Boxrings gestanden hätten ...
    »Miri wollte mit einem Stock auf ihn losgehen«, erzählte Abram weiter, »aber er schlug sie zu Boden, ganz beiläufig, als ob er eine Fliege verscheuchte ... Wie gesagt, ein Bär von einem Mann. Er erwischte mich dann noch am Handgelenk, und als ich hinfiel, hob er Miri auf sein Pferd. Er hatte es eilig, aber er schmiss sie nicht drüber, Herr Rüdiger, wie solche Gauner es sonst mit erbeuteten Frauen tun. Sie musste das Kind nehmen, und vor ihm aufsitzen. Dann ritt er weg - da lang, in Richtung Wald. Mehr hab ich nicht gesehen, tut mir leid.«
    »Wir müssen Florís Bescheid geben«, flüsterte Gerlin fassungslos.
    Sie konnte noch gar nicht glauben, was geschehen war. Eben hatte Miriam hier mit Dietmar gespielt, und jetzt ... Gerlin hatte das Gefühl, als ob sich ihr Kopf mit Nebel füllte. Ihr wurde schwarz vor Augen. Sie wusste, dass sie eigentlich etwas tun sollte, aber sie brachte nichts mehr zustande. Und nun hatte sie obendrein das Gefühl, als versagten ihr die Beine. Schwer atmend lehnte sie sich an einen Findling am Bach und ließ sich schließlich kraftlos darauf nieder.
    »Wir müssen hinterher!« Auch Rüdiger und Abram wirkten wie paralysiert, aber Hansi war hellwach. »Bevor er uns auskommt, der Hund, der damische!« Wie immer, wenn er erregt war, kämpfte der Kleine mit dialektfreiem Deutsch. »Hier, schaut, Herr, hier ist die Spur!«
    Rüdiger warf einen Blick auf die Hufabdrücke. »Da sind Dutzende von Spuren«, meinte er mutlos. »Und es ist stockdunkel im Wald. So kriegen wir ihn nie.«
    Abram fasste sich langsam wieder. Er wankte zum Bach, um seine Wunden zu waschen, und suchte dann im Wagen nach Leinen, das sich zum Verbandszeug eignete. »Die Spuren sind auch unwichtig«, bemerkte er schließlich. »Wir wissen ja, wo er hinwill. Der bringt das Kind nach Lauenstein.«
    »Du glaubst, das war Roland von Ornemünde?«, fragte Rüdiger ungläubig. »Kann das sein, Gerlin?«
    Gerlin zuckte die Schultern. »Ich hab kaum was gesehen, nur einen Ritter mit heruntergelassenem Visier. Von der Größe her könnte es hinkommen, aber sonst ...«
    Abram schüttelte den Kopf. »Ach was, das war ein Helfershelfer. Der Ornemünder rührt

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