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Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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schon zur fraglichen Zeit, man weiß allerdings nicht, wem die Steinbacher lehnspflichtig waren. 1487 unterstand Steinbach Lauenstein nicht mehr, aber da war Lauenstein auch längst nicht mehr in den Händen derer von Orlamünde.
    Ähnliches gilt für die Festung Loches in der Touraine. Natürlich ist historisch belegt, dass sie in der Zeit von Linhardts Lehen in Händen Heinrich Plantagenets war. Wer aber genau die umfangreichen Wehranlagen neu konstruierte, auf deren Errichtung der König bestand, verliert sich im Dunkel der Geschichte. Während der Zeit der Gefangennahme Richard Löwenherz' war Loches von französischen Rittern besetzt. Nach der Rückeroberung wird Richard die Burg irgendeinem verdienten Ritter zu Lehen übergeben haben.
    Insgesamt bin ich bei der Schilderung des Feldzugs des Richard Plantagenet so nah wie möglich an den historischen Tatsachen geblieben. Das betrifft nicht nur die Rückeroberung von Loches im Handstreich, sondern auch das Gefecht von Fréteval am 3. Juli 1194. Hier sind allerdings nur wenige Einzelheiten überliefert - was mir viel Raum für dichterische Freiheit und Einbeziehung meiner Helden in die Kampfhandlungen ließ. Sicher ist, dass Philipp II. seine Streitmacht von Vendôme aus fluchtartig in Marsch setzte, als er von Richards Aufbruch Richtung Loches hörte. Die Engländer stießen dann eher durch Zufall auf sein Heer und seinen Tross, dem der König weit vorausritt. Den genauen Verlauf der Schlacht schildern die Chronisten nicht, sondern konzentrieren sich auf die Erbeutung des Kronarchivs (einschließlich der belastenden Briefe von Johann Ohneland) und des königlichen Siegels durch König Richard. Diese gewaltige Blamage für Philipp führte letztlich zur Gründung des Französischen Nationalarchivs. Man hielt es plötzlich nicht mehr für die beste Idee, dem König sein Siegel und seine wichtigsten Unterlagen ständig hinterherzutragen.
    Pilgerfahrten, selbst weite und beschwerliche, waren im Mittelalter sehr verbreitet, wenn auch sicher selten so skurrile Persönlichkeiten unterwegs waren wie mein Martinus Magentius und sein Anhang. Die Bewertung seiner Sterndeuterei durch die Kirche und die darüber mit Salomon geführten Diskussionen passen durchaus in die Zeit. Salomons wissenschaftliche Einwände gegen die Deutung von Sternenkonstellationen in Bezug auf Geburtsdaten gelten noch heute, verhallen aber bei modernen Esoterikern genauso ungehört wie bei ihren Vorgängern im Mittelalter. Historiker feiern die zunehmende Bedeutung der Astrologie im 12. Jahrhundert aber dennoch als ersten Schritt auf dem Weg hin zu einem wissenschaftsorientierten Weltbild. Schließlich zog man hier kausal Schlüsse - im Gegensatz zum früheren, rein magisch bestimmten Denken.
    Und da wir nun schon beim Aberglauben sind: Meine Leser mögen mir verzeihen, dass ich das Motiv der Reliquienfälschung in diesem Buch noch einmal aufgreife, nachdem meine Konstanze schon in Der Eid der Kreuzritterin einen Teil ihrer Reise damit finanzierte. Ich muss zugeben, dass mich dieser gigantische, das gesamte Mittelalter durchziehende Schwindel immer wieder amüsiert. Es werden schließlich vor allem muslimische und jüdische Händler gewesen sein, welche die enorme Nachfrage nach Körperteilen oder Besitztümern lange verblichener Heiliger befriedigten, und sicher hielten sie sich damit für so manche Schmähung durch ihre christlichen Mitbürger schadlos. Beim Anblick der gehüteten Reliquienschreine, vor allem in südländischen Kirchen, muss ich stets darüber nachdenken, wem wohl diese mit Inbrunst verehrte, »heilige Kostbarkeit« tatsächlich einmal gehört haben mag.
    Eine kleine Geschichtsfälschung muss ich allerdings doch noch zugeben: Ich habe das Osterfest 1194 vom 10. April auf den März verlegt. Andernfalls hätten meine Protagonisten die Reise nach Fréteval allenfalls mit schnellen Pferden bis zum 3. Juli geschafft. Als Pilger reiste man langsamer. Wer auch immer dafür zuständig ist - vom neuzeitlichen Wetterfrosch bis zur germanischen Göttin Ostara -, möge mir vergeben.
    In diesem Zusammenhang muss auch noch kurz etwas zu den Meilenangaben in diesem Roman gesagt werden. Eine Meile umfasste dem Namen (mille) nach tausend Doppelschritte, und die differieren natürlich stark je nach Größe und Beinlänge des Schreitenden. Es gab aber auch starke regionale Abweichungen bei dieser Distanzangabe. Allgemein wird für die mittelalterliche Meile eine Strecke von 1450 bis 1500 Metern

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