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Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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das Schachspiel trefflich gelehrt, Mutter!«
    Er wandte sich an Eleonore, die gelassen in einem Lehnstuhl am Feuer saß und stickte, als wäre sie nicht eine der politisch intrigantesten Frauen ihrer Generation und als befände sie sich nicht in einem Heerlager, sondern inmitten ihrer Frauen auf einer Burg. Jetzt schenkte sie ihrem Sohn ein beiläufiges Lächeln.
    »Das Schachspiel erweist sich immer als lehrreich«, bemerkte sie. »Sein Erfinder war ein kluger Kopf, einer der wenigen, welche die Bedeutung der Dame im Krieg erkannten ...«
    »Vielleicht war es ja eine Dame, die es sich ausdachte«, überlegte Florís. »Es kommt aus dem Orient, nicht wahr?«
    Eleonore lachte. »Mir gefällt der Gedanke, dass es sich eine Frau im Harem einfallen ließ! Und sich damit die Freiheit nahm, die sie in der Welt nicht haben konnte.«
    »Es gibt Frauen, die auch aus einem Gefängnis heraus ihre Fäden spinnen«, neckte Richard seine Mutter. »Aber im Ernst, Herr Florís, Eure Dame überschreitet die Grenzen der Höflichkeit. Ich habe sie unverzüglich herbefohlen. Und selbst wenn man diesen Begriff ein wenig dehnt ...« Der König wirkte jetzt doch ein bisschen verstimmt.
    Florís beeilte sich, die Papiere hervorzuholen, die er im Ärmel seiner Tunika bereithielt. Er musste Richard jetzt beschäftigen, auch wenn Gerlin sie lieber selbst überreicht hätte.
    »Herr, ich weiß nicht, wo die Herrin Gerlin steckt, aber ganz sicher liegt es ihr fern, Euch mit Absicht zu brüskieren. Im Gegenteil, sie mag ... ein paar Spiele gespielt haben ... aber im Ganzen lag ihr doch Euer Wohl am Herzen. Wir verdanken es ihr, dass wir das Kronarchiv des Franzosen sicherstellen konnten. Und sie fand darin - das hier. Wir haben es an uns genommen, damit niemand es noch entwenden konnte, es war zu brisant, um es in die Hände irgendjemandes fallen zu lassen, dem Ihr nicht vollständig vertrauen könnt.« Florís reichte dem König die Unterlagen, Briefe und Schriftrollen. »Vielleicht möchtet Ihr zunächst etwas darin lesen.«
    Der Ritter atmete auf, als Richard die Schriftstücke nahm und sich damit an den mit Wachskerzen erhellten Tisch setzte. Über die Lektüre, da war er sich sicher, würde er Gerlin umgehend vergessen.
    »Und Ihr, Herr Florís ...« Eleonore von Aquitaniens Stimme war honigweich. Ihr Haar unter dem schlichten leinenen Gebende, das allerdings von einem Goldreif gekrönt wurde, war heute fast weiß und nicht mehr so voll, ein paar vorwitzige Strähnen schauten heraus. Das Gesicht der Herrin war trotz ihres Alters noch glatt, nur von feinen Linien durchzogen wie alter Marmor. Ihre hohen Wangenknochen zeugten von früherer Schönheit. »Mögt Ihr Euch nicht zu mir gesellen und mir ein wenig erzählen? Von meiner schönen Gerlin ... sie war so ein entzückendes Kind. Ich hörte, dass man sie mit einem viel zu jungen Mann vermählte ... eine Frühlingsbraut ... aber sie trug ihr Schicksal mit Würde, ich hätte es nicht anders erwartet. Und nun erscheint sie hier, spielt eine Rolle im Streit zweier Könige - und lässt die Augen eines jungen Ritters aufleuchten, wenn man nur ihren Namen erwähnt! Berichtet mir, Herr Florís de Trillon ... wenn Ihr schon nicht gut genug die Laute spielt, um ein Lied darum zu winden.«
    Miriam war in die gewohnte Starre verfallen, die ihr immer wieder zum Verhängnis wurde, wenn andere Frauen sich mittels Schreien, Kratzen und Beißen gewehrt hätten. Miriam brachte nicht einmal die Kraft auf, Gebete zu murmeln, während der fremde Ritter mit ihr durch den Wald sprengte - vollkommen rücksichtslos. Die Äste der Bäume schlugen ihr gnadenlos ins Gesicht, zerkratzten ihr die Wangen und zerrissen ihren Schleier. Das Mädchen hielt Dietmar krampfhaft an sich gepresst, damit es wenigstens ihn nicht traf, wogegen der Kleine heftig strampelnd und schreiend protestierte. Dietmar mochte es zu reiten, aber ihm gefiel weder der feste Griff, in dem Miriam und der Ritter ihn hielten, noch die stickige Luft zwischen Miriams Kleidern.
    »Kannst du ihn nicht zum Schweigen bringen?«, schrie der Ritter das Mädchen an.
    Miriam schüttelte den Kopf. Sie brachte kein Wort heraus. Aber immerhin verließen sie jetzt den Wald. Der Ritter lenkte sein Pferd wieder auf befestigte Wege und wies Miriam in barschem Ton an, sich ja nicht zu rühren.
    »Sitz ruhig und halt den Mund! Sonst verlier ich die Geduld mit dir und dem Balg! Wenn du brav bist, passiert dir nichts, bist ja ein hübsches Ding und weißt, wie man mit

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