Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der Puppe

Das Geheimnis der Puppe

Titel: Das Geheimnis der Puppe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
Vom Netzwerk:
Abend kam überraschend Wolfgang Groner vorbei. Wir saßen gerade beim Abendessen. Zwei Huptöne, gleich darauf drang Wolfgangs Stimme zu uns herein. Laura verzog das Gesicht zu einem spöttischen Lächeln und warf mir einen Blick zu, in dem ich unverhohlene Schadenfreude zu erkennen glaubte. Wolfgang kam um das Haus herum über die Terrasse, blieb kurz bei der Tür stehen und grinste breit.
    »Da komme ich ja gerade richtig.«
    Er trank einen Kaffee mit uns, anschließend gingen wir hinauf. Ich hatte vorgeschlagen, ihm das Haus zu zeigen. Aber er war mehr an meiner Arbeit interessiert.
    »Der Mensch entwickelt sich zur Nervensäge«, erklärte er. Gemeint war der Produzent.
    »Ich kann dir gar nicht sagen, wie oft der mich in der letzten Woche angerufen hat. Er hat bereits einen guten Regisseur verpflichtet und will endlich was sehen. Ich habe ihn damit vertröstet, daß du schuftest wie ein Besessener, daß ich dich zur Zeit nur nicht erreichen kann.«
    Dann setzte Wolfgang sich auf meinen Platz vor den Schreibtisch.
    »Laß mal sehen.«
    Ich war noch nicht dazu gekommen, meinerseits etwas zu erklären. Doch bevor ich ihm eine Szene in die Hand drückte, tat ich das. Er hörte mir schweigend zu, verzog keine Miene, solange ich noch sprach. Aber schließlich meinte er:»Der Einzug war vielleicht doch etwas überstürzt. So eine tolle Atmosphäre scheint ja hier nicht zu herrschen.«
    Dann legte Wolfgang seine Hand auf den Packen Papier neben der Schreibmaschine.
    »Paß auf, Tom. Geh runter, schneide den Rasen, oder tu sonst etwas. Ich schau mir das hier in aller Ruhe an. Wir reden dann darüber.«
    Laura hatte Danny inzwischen ins Bett gebracht. Jetzt war sie in ihrem Zimmer. Die Tür hatte sie geschlossen. Das tat sie in den letzten Tagen häufiger. Und wenn sie es tat, ging ich ihr lieber aus dem Weg. Durch die Küche verließ ich das Haus und schlenderte im Garten herum. Ich kam mir schon ein bißchen dumm dabei vor. Wie der kleine Junge, der hinausgeschickt wird, damit die Erwachsenen in aller Ruhe über ihn entscheiden können. Beim Teich stand noch Dannys Bauernhof. Aber er stand dort nicht wie sonst. Sämtliches Viehzeug lag im weiten Bogen verstreut. Das Dach der Scheune war abgehoben, daneben lag ein einzelner kleiner Gummireifen vom Traktor. Es war gar nicht Dannys Art. Wir hatten uns schon oft darüber amüsiert, daß er beim Spielen ein wahrer Ordnungsfanatiker war. Die Autos immer in Reih und Glied. Und was diesen Bauernhof betraf, da war er mehr als penibel. Ich hatte ihn in den letzten Tagen mehrfach abends zum Essen geholt, weil er beim Teich Lauras Rufen nicht hörte. Und bevor er mir dann ins Haus folgte, wurden Kühe, Schweine und Hühner ordnungsgemäß in den Stallungen untergebracht, Traktor und andere Maschinen bezogen ihren Platz in der Scheune. Und die Bewohner gingen ins Bett. Dannys letzter Handgriff galt immer dem schwarzen Hofhund. Der wurde vor die Haustür gelegt und hatte dort Wache zu halten. Ganz mechanisch machte ich mich daran, alles so herzurichten. Ich schäme mich fast ein wenig, es zuzugeben, aber schließlich hockte ich mich auf die staubtrockene Erde und erzählte dem geduldigen Hund meine gesamte Lebensgeschichte bis hin zu der Erkenntnis, daß es Dinge gab, denen ich anscheinend nicht gewachsen war. Schon als ich mich wieder aufrichtete, hatte ich das Gefühl, daß jemand hinter mir stand. Es kribbelte im Nacken, zwischen den Schulterblättern, gehört hatte ich keinen Laut, nur mein eigenes Murmeln. Ganz langsam drehte ich den Kopf über die Schulter zurück. Das Kind stand nur knappe drei Meter von mir entfernt neben einem Fliederbusch. In der Dämmerung unter den Bäumen wirkte es wie ein Schattenriß. Nur das grünweiße Kleidchen hob sich stärker von der Umgebung ab. Ich richtete mich vollends auf, bemühte mich um ein herzliches, harmloses Lächeln und sprach es leise an.
    »Hallo, kleines Fräulein.«
    Es rührte sich nicht. Die Augen weit aufgerissen, starrte es mir ängstlich ins Gesicht. Ich tat einen ersten Schritt auf das Kind zu, sprach mit freundlicher Stimme weiter:»Was machst du denn um diese Zeit noch hier draußen? So ein kleines Mädchen gehört doch längst ins Bett.«
    Keine Reaktion. Ich ging in die Hocke, zeigte zu Dannys Bauernhof hinüber.
    »Hast du noch ein bißchen gespielt.«
    fragte ich. Dann nahm ich es auf den Arm. Im Vergleich zu Danny war es leicht wie eine Feder, dünn, mager. Durch den dicken Kleiderstoff konnte ich die einzelnen

Weitere Kostenlose Bücher