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Das Geheimnis der Puppe

Das Geheimnis der Puppe

Titel: Das Geheimnis der Puppe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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Gunst verweigerte. Und so viel wert war sie ihm doch nicht, daß er verzichten konnte.«
    In Lauras Augen begann es verräterisch zu glitzern. Das Lampenlicht spiegelte sich in dem Wasserfilm, der die Pupillen überzog.
    »Vernascht hat er sie«, murmelte Laura.
    »Und oben lag seine kranke Frau im Bett. Das hat sie nicht verkraftet. Wahrscheinlich hat sie ihn auch noch geliebt, immerhin dürfte er ihr erster Mann gewesen sein.«
    Ich legte einen Arm um Lauras Schultern und führte sie zur Treppe. Bevor sie einen Fuß auf die erste Stufe setzte, meinte sie müde:»Wenn er sich nicht schon das Kreuz gebrochen hätte, würde ich es ihm brechen. Glaubst du mir das.«
    Ich nickte nur und brachte sie hinauf. Genau am letzten Junitag bekamen wir endlich unseren eigenen Telefonanschluß. Ich nutzte ihn in den folgenden Wochen sehr intensiv. Mindestens dreimal am Tag griff ich nach dem Hörer, wählte Wolfgangs Nummer. Fast bei jeder Szene holte ich mir seine Zustimmung. Ich war so unsicher geworden, traute mir überhaupt nichts mehr zu. Früher war Laura mein Motor gewesen und der Sensor für Schwachstellen. Und jetzt war Laura so weit weg. Seit sie das Foto gesehen hatte, sprach sie kaum noch. Sie schützte Arbeit vor, um nicht mit mir darüber reden zu müssen, stürzte sich kopfüber in ihren Reklamefeldzug für Milchflaschen. Fast so, als müsse sie sich selbst beweisen, daß sie über den Dingen stand. Sie war viel unterwegs, mindestens jeden zweiten Tag fuhr sie nach Köln, kam immer sehr spät zurück. Müde, ausgelaugt und gereizt. Wenn sie dann endlich da war, verkroch sie sich in ihrem Zimmer. Ich gewöhnte mich daran, spätnachts noch einen Rundgang ums Haus zu machen. Angeblich, um nach dem Kind Ausschau zu halten. Vielleicht kam es ja wieder einmal her. Aber in Wahrheit sah ich nur nach Laura. Es gab da eine Stelle in der Einfahrt, von der aus ich jede Einzelheit in ihrem Zimmer beobachten konnte, ohne daß sie selbst auf mich aufmerksam wurde. Manchmal sah ich sie zeichnen, aber meist saß sie einfach nur da, starrte in die offenen Fächer des Sekretärs oder betrachtete die Fotos im Album. Natürlich versuchte ich, mit ihr zu reden. Aber auf jeden Ansatz reagierte Laura wie eine wütende Katze.
    »Laß mich in Ruhe. Das ist eine Sache, die nur mich angeht. Mich und meine Mutter. Und mit ihr kann ich nicht darüber reden, also will ich gar nicht darüber reden.«
    Ich hätte jede Wette gehalten, daß sie regelmäßig mit Bert telefonierte. Vermutlich von Köln aus, damit ich nicht bemerkte, wie sie ihn anbettelte. Seit dem Freitag, an dem er auf dem Weg zu Marianne bei uns hereinschaute, hatten wir nichts mehr von Bert gehört. Ich hatte das Gefühl, daß alles um mich herum auseinanderbrach. Manchmal war die Atmosphäre im Haus so geladen, daß sie auf der Haut prickelte. Und um dagegen anzukämpfen, schrieb ich wie ein Besessener, jeden Tag mindestens drei Szenen. Und mindestens jeden zweiten Tag waren Danny und ich allein. Auch Danny war nicht mehr der unkomplizierte kleine Kerl. Die Spannungen zwischen Laura und mir konnten ihm gar nicht entgehen. Er wußte nicht, woran er mit uns war, wurde mißtrauisch und verschlossen. Dann stolperte ich wieder über die Puppe. Ein paar Tage, nachdem ich sie zum zweitenmal in den Winkel gestopft hatte, lag das Ding erneut bei der Küchentür im Gras. Ich wollte nicht glauben, daß Laura sie sich geholt hatte. Und es gab keine Anzeichen dafür, daß das Kind noch einmal im Haus gewesen war. Aber vielleicht hatte Danny in der Ecke gekramt. Das war nicht auszuschließen. Er saß beim Abendbrot, Laura war noch nicht aus Köln zurück. Ich legte die Stoffpuppe neben seinen Teller, und mein Ton war vielleicht etwas härter als beabsichtigt:»Wenn du das Ding noch einmal aus der Ecke holst, bekommst du Ärger mit mir. Du hast in diesem Winkel nichts zu suchen. Da stehen Sachen drin, die uns nicht gehören. Und wenn du hineinsteigst, kannst du dich verletzen. Hast du mich verstanden.«
    Danny schaute mich nur ratlos an, kaute auf einem Stück seines Pfannkuchens und schüttelte den Kopf. Ich setzte mich zu ihm an den Tisch, bemühte mich um einen ruhigen Ton.
    »Jetzt hör mir mal zu, Danny. Du brauchst mich nicht anzulügen, ich will nicht schimpfen oder sonst etwas. Ich will nur nicht, daß du hier herumturnst. Du mußt doch auf einen Stuhl steigen, um da hineinzukommen. Ich hatte die Puppe ganz nach hinten geworfen.«
    Er schluckte den Bissen, auf dem er bis jetzt gekaut

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