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Das Geheimnis der Rose

Das Geheimnis der Rose

Titel: Das Geheimnis der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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zweimal pro Saison brachte Logan ein Stück heraus, das er selbst geschrieben hatte, und immer handelte es sich um eine Gesellschaftssatire voller Witz und Charme. Wenn er kein Genie war, dann war Logan zumindest ein kluger Autor mit einem sicheren Instinkt dafür, was das Publikum wollte. Sein neuestes Werk Geliebte Lügnerin, war die Geschichte eines Adligen und einer vornehmen Frau, die durch eine Reihe unwahrscheinlicher, aber amüsanter Umstände plötzlich in die Situation gerieten, dass sie sich als ihre eigenen Diener ausgeben: er als Lakai, sie als Hausmädchen. Natürlich treffen sie sich und verlieben sich, und ihre nachfolgenden Bemühungen, ihren Betrug aufrechtzuerhalten und einander treu zu bleiben, führen zu vielen komischen Situationen. Das Stück war eine leise Anspielung auf die engstirnige Sichtweise der Aristokratie und ihre erstickenden gesellschaftlichen Regeln.
    Es war nicht sehr originell, aber Logan hatte eine besondere Gabe, das Thema frisch und unterhaltsam aufzubereiten. Julia gefiel die Geschichte von zwei Menschen, die einander ohne die Beschränkungen ihres gewöhnlichen Lebens kennenlernen. Logan hatte sich noch nicht entschieden, ob sie die Hauptrolle in der Bühnenproduktion bekommen würde. Es war klar, dass die Entscheidung zwischen Julia und Arlyss Barry fallen würde, einer anderen jungen Schauspielerin in der Truppe. Julia hätte die Rolle gern gehabt, wusste aber, dass es davon abhing, ob Logan ihr romantischer Ansatz oder der breite, komische von Arlyss besser gefiel. Wenn heute Abend alles gut verliefe, würde die Entscheidung vielleicht zu ihren Gunsten ausfallen.
    Als die Gruppe es sich in dem Raum bequem gemacht und vorn eine Fläche freigelassen hatte, trat Logan vor und stellte sich und Julia vor. Er beschrieb kurz die Szene, die sie zur Unterhaltung der Gäste aufführen wollten, und erwähnte für alle, die das ganze Stück sehen wollten, dass es später in der Saison im Capital zu sehen wäre.
    Während Logan sprach, ging Julia in Gedanken die Passagen des Dialogs durch. Aber eine seltsame Unruhe kroch ihr über den Rücken, und ihre Konzentration war zerstört, als sie die dunkle Gegenwart von Lord Savage spürte.
    Wie von einem Magneten wurde ihr Blick in die Ecke gezogen, wo er in Gesellschaft von Lady Ashton saß.
    Savage schien entspannt und guter Laune, hatte die langen Beine vor sich ausgestreckt, während er Lady Ashtons leichter Plauderei zu lauschen schien. Aber sein Blick war aufmerksam auf Julia gerichtet. Ihr Herz klopfte, als sie erkannte, dass er unfreiwillig ebenso fasziniert von ihr war wie sie von ihm. Vielleicht spürte er irgendwie die Verbindung, die in ihrer Kindheit geschmiedet worden war und den Verlauf ihres Lebens beeinflusst hatte.
    Julia hatte sich niemals vorgestellt, dass sie eines Tages spielen würde, während er zusah. Sie hatte schon vorher solche privaten Vorstellungen gegeben, entweder mit Logan oder mit den anderen Schauspielern. Es entstand eine viel intimere Atmosphäre, vor einem kleinen Publikum zu spielen. Durch die Nähe zum Publikum musste sie nicht besonders laut sprechen, und sie konnte eine viel subtilere Gestik und Mimik einsetzen. Gewöhnlich genoss sie solche Situationen … aber jetzt nicht. Es schien, dass jede Spur von Begabung, jedes Wort, das sie auswendig gelernt hatte, vollkommen verschwunden waren.
    Logan bedeutete Julia, nach vorn zu ihm zu kommen. Sie versuchte zu gehorchen, aber zum ersten Mal in ihrem Leben war sie wie angewurzelt. Sie hatte kein Gefühl in ihren Füßen, abgesehen von einem eisigen Prickeln um die Knöchel, und ihre Brust war erfüllt von panikartigem Trommeln. Sie konnte es nicht – sie konnte die Szene nicht spielen. Sie merkte, dass Logan sie scharf beobachtete, während alle Farbe aus ihrem Gesicht wich. Außer einem freundlichen, ermunternden Lächeln zeigte er keine Reaktion. Er kam zu ihr und nahm ihre Hand so schmerzhaft fest, dass sie dadurch wieder einigermaßen zu Sinnen kam.
    »Möchten Sie ein wenig Wein trinken?« murmelte er und führte sie nach vorn.
    Sie musste ihre ganze Kraft zusammennehmen, um ein Flüstern zustande zu bringen. »Ich – ich weiß nicht.«
    Logan murmelte sotto voce und machte auf die anderen Anwesenden den Eindruck, als gäbe er ihr einen Rat. Seine Worte waren jedoch alles andere als beruhigend. »Hören Sie zu. Es ist mir vollkommen gleichgültig, wie Sie sich fühlen oder was Ihnen im Moment durch Ihren verdammten Kopf geht. Mir sind

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