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Das Geheimnis der Rose

Das Geheimnis der Rose

Titel: Das Geheimnis der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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echt?«
    »Nicht wirklich«, gab Julia offen zu. »Abgesehen von vereinzelten Momenten ab und zu, wenn das Gespielte für mich so wirklich zu sein scheint, dass ich den Rollen glauben kann, die wir spielen.«
    »Und für diesen Moment verlieben Sie dich dann in Ihren Partner?«
    Julia lachte. »Nur bis der Vorhang fällt.«
    Nach dem Tee zogen sich alle zurück, um sich in kunstvolle Abendgarderobe zu kleiden. Die Damen traten schließlich in Kleidern aus dünner gefalteter Seide oder gebänderter Gaze auf, die Männer in glänzenden Leinenhemden, gemusterten Westen und schmalen Hosen, die unter dem Fuß zusammengebunden waren, damit sie glatt saßen. Julia wählte ein Kleid aus champagnerfarbener Seide mit einem tief ausgeschnittenen Oberteil, das in winzigen flachen Fältchen genäht war. Ein schmaler Streifen aus zarter heller Spitze bedeckte – verbarg jedoch nicht ganz das schattenhafte Tal zwischen ihren Brüsten. Die kurzen Puffärmel bestanden aus Gaze und waren ebenfalls mit Spitze gesäumt.
    Das Dinner bestand aus einer überwältigenden Vielfalt aus Braten und Wild, Puddings in hübschen Formen, Gelees in verschiedenen Geschmacksrichtungen und zahllosen Gemüsegerichten in Soße. Ein ganzes Heer von Bediensteten bewegte sich in würdevoller Betriebsamkeit, um die zweihundert Gäste zu bedienen, die an den beiden langen Tafeln in der Mitte des Esszimmers saßen. Gegen Ende des Mahles wurden mit Cremes und Gebäck gefüllte Meringuekörbe und Platten mit Beeren und Früchten gereicht.
    Trotz der Versuchungen aß Julia nur wenig. Sie wusste, dass man wie immer Logan bitten würde, nach dem Essen die Gäste zu unterhalten, und sie würde ihm dabei helfen müssen. Mit vollem Magen konnte sie nie gut spielen, es machte sie träge und schläfrig. Und be sonders heute abend wollte sie alle ihre Sinne beisammen haben.
    Ab und zu erhaschte Julia einen Blick auf Lord Savage, der am Nebentisch saß und sich mit den Damen zu seiner Rechten und Linken unterhielt. Beide schienen begeistert von seiner Gesellschaft zu sein. Häufig bewegten sich ihre Hände wie flatternde Vögel, die sich putzen, zupften an den Locken oder spielten mit dem Schmuck, um seine Bewunderung zu erringen. Julia überlegte, ob alle Frauen so auf Savage reagierten. Vielleicht war das unumgänglich. Wie auch immer sein Charakter sein mochte, sein Reichtum und sein gutes Aussehen mochten in jeder Frau den Wunsch erwecken, seine Aufmerksamkeit zu erregen. Julia war erleichtert, dass er nicht ein einziges Mal in ihre Richtung sah. Offensichtlich hatte er sie vergessen und seine Aufmerksamkeit anderen, zugänglicheren Frauen zugewandt.
    Als das Mahl beendet war, zogen sich die Damen zu Tee und Klatsch zurück und überließen die Männer, dem Genuss von Zigarren und schwerem Portwein. Später trafen sie sich alle wieder im großen Salon, wo eine Vielzahl von Stühlen und Sofas zu Gruppen zusammengerückt war.
    Julia betrat den Salon an Logans Arm und war nicht überrascht, als Lady Brandon mit einem erwartungsvollen Gesichtsausdruck auf sie zukam. Nicht jede Gastgeberin hatte die Gelegenheit, ihre Gäste nach dem Essen von jemandem wie Logan Scott unterhalten zu lassen. »Mr. Scott«, murmelte Lady Brandon, und ihre vollen Wangen röteten sich. »Vielleicht könnten Sie uns mit einer Rezitation oder einem Auszug aus einem Stück beehren?«
    Mit elegantem Schwung nahm Logan die fleischige Hand der Dame und beugte sich darüber. Er wusste mit Frauen jeden Alters, jeder Erscheinung und in allen Situationen so umzugehen, dass sie hingerissen waren. Unverfroren sah er Lady Brandon in die Augen, bis sie das Gefühl haben musste, in der blauen Tiefe seines Blicks zu ertrinken.
    »Es wäre mir ein großes Vergnügen, Madam, und kaum ausreichend, um Ihnen für Ihre großartige Gastfreundschaft zu danken. Bevorzugen Sie etwas Bestimmtes?«
    »Oh«, hauchte Lady Brandon, und ihre Hand zitterte deutlich. Ihr Rosenmund öffnete sich zu einem hilflosen Lächeln. »Oh, alles, was Sie auswählen, wäre gut, Mr. Scott. Aber … etwas Romantisches wäre sehr schön!«
    »Etwas Romantisches«, wiederholte Logan und lächelte sie an, als wäre sie die klügste Frau der Welt. »Wir werden unser Bestes tun, Madam.« Er sah Julia an und zog fragend die rötlichen Augenbrauen hoch. »Wollen wir eine Szene aus meinem neuen Stück nehmen, Mrs. Wentworth?«
    Mit einem spröden Lächeln murmelte Julia ihre Zustimmung, wohl wissend, dass er das geplant hatte. Ein- oder

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