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Das Geheimnis der Rose

Das Geheimnis der Rose

Titel: Das Geheimnis der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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und ihr rundes Gesicht verzog sich zu einem Stirnrunzeln, als sie die undeutlichen Fingerspuren auf Julias Oberarm und eine auf ihrer nackten Schulter sah. »Lieber Himmel, das sieht ja schlimm aus!«
    Julia betrachtete bedauernd die blauen Flecken. »Ich fürchte, das läßt sich nicht ändern. Nach den Kämpfen, die Mr. Scott und ich auf der Bühne austrugen, bin ich nur überrascht, dass es nicht mehr sind.«
    Betsy nahm ein Stück hautfarbene Gesichtsschminke, feuchtete ihre Fingerspitzen mit Wasser an, strich über die Oberfläche und tupfte die Farbe dann sparsam auf die blauen Flecken. Julia hielt still und beobachtete die Arbeit des Mädchens mit einem erfreuten Lächeln. »Jetzt sieht man sie kaum noch. Danke, Betsy.«
    »Gibt es noch etwas, bevor ich Ihre Kostüme wegräume?«
    »Ja … siehst du bitte nach, ob draußen eine Kutsche auf mich wartet?«
    Betsy kehrte bald darauf mit der Nachricht zurück, dass tatsächlich ein Wagen hinter dem Theater warte, eine schöne schwarze Kutsche mit silbernen Verzierungen, daneben zwei berittene Begleiter und zwei Lakaien in dunkelroter Livree.
    Julia spürte, wie ihr Herz schmerzhaft schneller schlug. Sie legte die Hand auf die Brust, als könne sie so das heftige Klopfen beruhigen, und atmete tief durch.
    »Mrs. Wentworth? Sie sehen plötzlich ziemlich krank aus.«
    Julia antwortete nicht. Was war nur in sie gefahren, dass sie zugestimmt hatte, ein paar Stunden allein mit Lord Savage zu verbringen? Was konnten sie einander sagen – welcher verrückte Impuls hatte sie dazu getrieben? Sie nahm ihren Mut zusammen und entspannte die Schultern, die sie bis zu den Ohren hochgezogen hatte. Betsy half ihr, einen schwarzen Seidenmantel mit Kapuze über Kopf und Schultern zu legen, und schloss die Granatspange am Hals. Julia, wünschte dem Mädchen murmelnd eine gute Nacht, verließ die Garderobe und machte sich auf den Weg durch das Labyrinth des Theaters.
    Als sie durch den Hintereingang hinaustrat, drängte eine kleine Gruppe von Theaterbesuchern auf sie zu; einige wagten es, ihren Mantel oder ihre behandschuhten Arme zu berühren. Ein großgewachsener Lakai brachte sie durch die Menge zu der wartenden Kutsche. Geschickt zog er eine zusätzliche Stufe heraus, damit sie leichter in das elegante Gefährt einsteigen konnte, und schloss die Tür hinter ihr. Das alles geschah so schnell, dass Julia kaum Zeit hatte zu blinzeln, bevor sie in einem weichen Sitz aus Samt und Leder saß.
    Sie starrte Lord Savage an, der ihr gegenübersaß, eine Seite seines schönen Gesichts durch eine Laterne der Kutsche messerscharf beleuchtet, der Rest im Schatten. Er lächelte mit dem gefährlichen Charme des Teufels persönlich. Hastig senkte Julia den Blick auf den Schoß. Ihre Hände lagen still gefaltet da, obwohl sie am liebsten die Finger vor Aufregung verknotet hätte.
    Lord Savage gehörte zu einer Welt, aus der sie vor Jahren weggelaufen war. Es war ihr Recht – manche meinten sogar, es sei ihre Pflicht –, den Titel und den Rang anzunehmen, den ihre Eltern für sie beschafft hatten. Sie hatte sich mit aller Macht dagegen gewehrt, aus Eigensinn und Groll und vor allen Dingen aus Angst vor der Entdeckung, mit welchem Mann sie verkuppelt worden war. Sie wollte nicht aufhören, Savage zu fürchten, wollte ihre Verteidigung in keiner Weise schwächen.
    Aber ihre eigene Neugier hatte sie in diese Situation gebracht … ebenso wie die zerstörende Anziehungskraft, die zwischen ihnen beiden bestand.
    »Sie waren außerordentlich heute Abend«, sagte Savage.
    Julia blinzelte überrascht. »Sie haben also das Stück gesehen? Ich habe Sie nicht im Publikum entdeckt.«
    »Es war eine anstrengende Vorstellung für Sie.«
    »Ja, es war ziemlich erschöpfend.« Kurz überlegte sie, was er von dem deftigen Zusammenspiel zwischen ihr und Logan Scott gehalten hatte – ob er auch wie der Rest des Publikums amüsiert gewesen war oder ob es ihm missfallen hatte. Irgendwie musste sich das in ihrem Gesicht gezeigt haben, denn er beugte sich vor und hielt sie mit seinem beunruhigenden silbernen Blick fest.
    »Was ist?« fragte er.
    Julia dachte, dass sie ja nichts zu verlieren habe, und erzählte ihm, was sie gedacht hatte.
    Savage antwortete langsam und überlegte seine Worte sorgfältig. »Ich habe nicht das Recht, Missfallen daran zu äußern, was Sie auf der Bühne tun. Die Schauspielerei ist Ihr Beruf.«
    »Und Sie hatten keine persönlichen Gefühle?« fragte sie, ohne sich etwas dabei zu

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