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Das Geheimnis der Rose

Das Geheimnis der Rose

Titel: Das Geheimnis der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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denken. »Als Mr. Scott mich geküsst hat oder als er mich über die Bühne gejagt und …«
    »Es hat mir nicht gefallen.« Die Worte schienen ihm zu entschlüpfen, bevor er es verhindern konnte. Sein Mund verzog sich selbstironisch. »Sie und Scott waren beinahe zu überzeugend in Ihren Rollen.«
    Julia hatte das Gefühl, dass er ebenso überrascht über das Eingeständnis seiner Eifersucht war wie sie.
    Geschmeichelt lehnte sie sich zurück, bis ihre Schultern in den üppigen Polstern versanken. »Es ist nur ein Spiel«, sagte sie.
    »Ich habe schon andere Schauspieler in Theaterstücken gesehen. Sie beide wirken … anders.«
    Julia starrte stirnrunzelnd und gebannt auf ihr Täschchen. Sie kannte die weitverbreitete Meinung, sie und Logan Scott seien ein Liebespaar, und sie wusste auch, warum man sich das erzählte. Auf der Bühne stimmten sie vollendet überein und vermochten so überzeugend zu spielen, dass Illusion und Realität für den Zeitraum der Aufführung nahtlos miteinander verschmolzen.
    Diese seltene Harmonie in ihrem Zusammenspiel setzte sich allerdings niemals über die Bühne hinaus fort. Kein einziges Mal hatte Julia ernsthaft an diese Möglichkeit gedacht. Sie wandte sich wie alle anderen wegen Bühnenanweisungen, Lob und Kritik oder wegen eines Ratschlags an Logan … aber stets nur in Angelegenheiten, die ihre Karriere betraf. Logan umgab nichts Angenehmes, nichts Vertrauenerweckendes; er verhieß weder das Gefühl von Sicherheit noch von Wärme. Es war offensichtlich, dass Logan eine Frau niemals so lieben würde, wie er sein Theater liebte, und dass er für einen Menschen niemals all das opfern würde, was er den beiden Göttern Kunst und Ehrgeiz opferte.
    Vielleicht stimmte deshalb zwischen ihm und Julia auf der Bühne die Chemie, weil sie beide die Unfähigkeit des anderen spürten, sich einem Menschen hinzugeben. Es lag eine gewisse Sicherheit in der Gewissheit, dass es zwischen ihnen kein Risiko von Liebe, Schmerz oder Enttäuschung gab … Wenn auch ihre Gefühle auf der Bühne tief und echt zu sein schienen, würde nichts mehr bleiben, wenn der Vorhang gefallen war.
    Seit Julia erwachsen war, hatte sie versucht, in der Unabhängigkeit, die sie so pries, Zufriedenheit zu finden. Wenn sie nur aufhören könnte, mehr zu wollen! Sie sehnte sich nach jemandem, der sie verstand und liebte, nach einem Mann, dem sie sich ohne Furcht oder Zweifel hingeben konnte. Es war ihr geheimster Traum, und sie hasste es sogar, ihn sich selbst einzugestehen.
    Zeitweise hatte sie das Gefühl, aus zwei Personen zu bestehen.
    Die eine wollte sich von dem Rest der Welt absondern, die andere sehnte sich danach, besessen und geliebt zu werden, wie noch nie in ihrem Leben. Ihr Vater hatte mit seiner bevormundenden Art nur herzlich wenig Liebe zu geben. Ihre Mutter war immer zu schüchtern gewesen, hatte zu verloren im Schatten ihres Mannes gestanden, um Julia die Aufmerksamkeit zu schenken, die ein Kind verlangte. Und der ständige Wechsel der Diener auf Hargate hatte verhindert, dass Julia zu einem von ihnen eine engere Bindung aufbauen konnte. Liebe war ein Gefühl, das man eher fürchtete als herbeisehnte.
    Als Julia klar wurde, dass sie unerklärlich lange geschwiegen hatte, sah sie Lord Savage misstrauisch an, als fürchte sie, dass ihre Gedanken sie vielleicht verraten hätten.
    »Wir sind fast da«, war alles, was er sagte, mit einem Murmeln, das sie irgendwie entspannte.
    Die Kutsche fuhr durch die Upper Brook Street und bog dann in die lange Auffahrt ein, die zu einem großen weißen und cremefarbenen Haus hinaufführte. Es wirkte kühl, schön und vollkommen symmetrisch mit seinen hoch aufragenden griechischen Säulen und einem breiten Portikus an der Vorderseite. Zwei anmutige weiße Gebäudeflügel mit einer glänzenden Fensterfront erstreckten sich zu den Seiten des Haupthauses. Es war so ganz anders als das dunkle gotische Anwesen, auf dem sie aufgewachsen war!
    Savage stieg vor ihr aus der Kutsche und streckte ihr die Hand hin, um ihr zu helfen. Ihre behandschuhten Finger hielten einander fest, bis sie den Boden erreichte und er ihr seinen Arm bot. Als Julia mit ihm die breiten weißen Marmorstufen hinaufstieg und das Haus betrat, war sie sich der starken Muskeln an seinem Unterarm und der Art, wie er seine langen Schritte zügelte, um sie ihren kürzeren anzupassen, geradezu schmerzlich bewusst.
    Im Innern des Hauses hieß sie ein schmalgesichtiger Butler willkommen, nahm Julias Mantel und

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