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Das Geheimnis der Rose

Das Geheimnis der Rose

Titel: Das Geheimnis der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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vergangenen Jahren bemüht, ein neues Leben aufzubauen, während er vergnügt den Gutsherrn gespielt hatte und über ihre Mitgift verfügte!
    »Stört es Sie auch nur im geringsten, dass ich einen Mann habe?« fragte sie. »Dass ich einem anderen gehöre?«
    Er zögerte eine ganze Weile. »Nein.«
    Julia schüttelte bedächtig den Kopf und sah ihn mit Abscheu an. »Ich weiß, was Sie von mir denken, Mylord …
    dasselbe, was die meisten Männer Ihres Ranges von Schauspielerinnen denken. Aber ich versichere Ihnen: Ich bin keine Dirne – und ich bin gewiss nicht für ein Abendessen und ein paar Versprechen zu haben …«
    »Das denke ich gar nicht.« Julia erschrak, als er einen Schritt näher kam, bis sie beinahe die Wärme seines Atems auf ihrer Haut spüren konnte. Sie war sich der verborgenen Kraft in seinem Körper bewusst, der einschüchternden Stärke, aber als er sprach, klang seine Stimme sanft. »Ich werde die Situation nicht ausnutzen, Mrs. Wentworth. Ich möchte nur einen Abend mit Ihnen verbringen. Wenn Ihnen meine Gesellschaft nicht gefällt, können Sie jederzeit gehen … aber Sie werden nicht gehen wollen.«
    Seine Arroganz reizte sie zu einem unsicheren Lachen. »Sie sind Ihrer selbst sehr sicher, wie?«
    »Ich werde am Freitag nach Ihrer Vorstellung im Capital warten.«
    Julia presste die Lippen aufeinander, während sie darüber nachdachte. Savage war ein einfühlsamer und scharfsinniger Mann. Wenn er versucht hätte, sie zu zwingen, hätte sie ihn bis zum letzten Atemzug bekämpft.
    Aber das hatte er gespürt und ihr die Möglichkeit der Ablehnung gelassen.
    Savage wartete auf ihre Antwort mit der gespannten Haltung einer Katze, die sich an ein kleines Tier heranschleicht. Aus irgendeinem Grund rührte sie seine Geduld. Plötzlich dachte Julia intuitiv, dass er vielleicht heimlich dieselben Dinge fürchtete und herbeisehnte wie sie selbst. Er war durch dieselben Einflüsse geformt wie sie … und auf seine Weise hatte er vielleicht ebenfalls dagegen rebelliert.
    Wie sollte sie nicht neugierig auf ihn sein? Wie konnte jemand der Versuchung widerstehen, mehr herauszufinden über den Fremden, mit dem sie verheiratet war? Und er hatte keine Ahnung, wer sie wirklich war. Weshalb nicht ein paar Stunden mit ihm verbringen? Was konnte das schon schaden? An den meisten Abenden kehrte sie nach der Vorstellung sofort in ihr kleines Haus in der Somerset Street zurück und las entweder ein Buch oder starrte nachdenklich in den Kamin. Ein Abend mit ihm wäre eine außergewöhnliche Abwechslung, gelinde gesagt. Und sie musste ihm niemals sagen, dass sie Julia Hargate war.
    Als sie die Ironie der Situation bedachte, musste sie beinahe lächeln. Welch ein Witz, wenn auch nur sie ihn verstand! Wenn ihr Vater gewusst hätte, dass sie nach all den Jahren der Rebellion mit ihrem Mann zu Abend aß!
    Ihn hätte der Schlag getroffen. »Nun gut«, hörte sie sich in geschäftsmäßigem Ton sagen. »Ich treffe Sie am Freitag.«
    »Danke, Mrs. Wentworth«, sagte Savage, und seine grauen Augen flackerten befriedigt auf. »Ich bin sicher, dass Sie es nicht bereuen werden.«
    »Er scheint ganz schön flott zu sein«, meinte Arlyss und zog die kurzen Beine unter den Körper, als sie sich auf einen schäbigen Stuhl in den Aufenthaltsraum setzte.
    »Nein«, antwortete Julia nachdenklich. »Unter ›flott‹ stellt man sich eine Nach-mir-die-Sintflut-Haltung vor, die Savage nicht hat. Er hat etwas sehr Beherrschtes und Ernstes in seinem Verhalten.«
    »Faszinierend.«
    Die beiden Frauen tranken Tee und unterhielten sich träge, während sie darauf warteten, zur Probe gerufen zu werden. Logan Scott, Charles Haversley ein gutaussehender blonder Schauspieler in den Zwanzigern, und zwei weitere Schauspieler besetzten die Bühne mit einer komplizierten Stellprobe. Es wurde Der Widerspenstigen Zähmung geprobt, eine Produktion, die Julia sehr genoss, weil sie zum ersten Mal die Gelegenheit hatte, die Rolle der Katherine zu spielen. Arlyss war als ihre jüngere Schwester Bianca besetzt worden.
    Obwohl Julia und Arlyss sich oft um dieselben Rollen bewarben, hatten sie sich in den vergangenen zwei Jahren angefreundet. Jede musste erkennen, dass die andere Talente besaß, die sich von den eigenen unterschieden.
    Manche Rollen passten besser zu den komischen Fähigkeiten von Arlyss, andere hingegen besser zu Julias Vielseitigkeit. Zwischen Proben und Vorstellungen unterhielten sie sich über ihr Privatleben, ihre Ängste und Ziele,

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