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Das Geheimnis der Rose

Das Geheimnis der Rose

Titel: Das Geheimnis der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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obwohl Julia sorgfältig darauf achtete, niemals zu viel von ihrer Vergangenheit preiszugeben.
    »Weshalb widerfahren mir nie solche Abenteuer?« beschwerte sich Arlyss und nahm noch einen Löffel Zucker für ihren Tee. Sie hatte eine unheilbare Vorliebe für Süßigkeiten und musste ständig dagegen ankämpfen, dass ihre kurze, wohlproportionierte Figur nicht zu plump wurde. »Ich fände es herrlich, von einem gutaussehenden Marquis verfolgt zu werden, der dazu reich wie Krösus ist. Statt dessen kriege ich nur die fetten alten Männer ab, die schnell mit mir ins Bett wollen und dann auf mich zeigen, wenn ich auf der Bühne stehe, und vor ihren Freunden prahlen.«
    Julia sah sie mitfühlend an. »Du lässt dich von den Männern ausnutzen, Arlyss, und es besteht keine Veranlassung dazu. Du bist schön, talentiert … du bist eine der beliebtesten Schauspielerinnen auf Londons Bühnen! Es gibt keine Veranlassung, deine Gunst so schnell zu verschenken.«
    »Ich weiß«, sagte Arlyss mit einem niedergeschlagenen Seufzen und spielte mit ihren braunen Locken. Sie zog einige Haarnadeln aus ihrer unordentlichen Frisur und steckte sie willkürlich zurück. »Ich kann offensichtlich nicht anders, wenn es um Männer geht. Ich bin nicht so wie du, Julia. Es ist kaum natürlich, dass eine Frau einen so eisernen Willen hat. Bist du nicht manchmal einsam? Sehnst du dich nicht manchmal nach einem Mann in deinem Bett, und sei es nur, damit du noch weißt, dass du eine Frau bist?«
    »Manchmal«, gab Julia zu. Sie starrte in ihre eigene Teetasse, und ihr Blick verlor sich in der bernsteinfarbenen Tiefe. »Aber gewöhnlich gelingt es mir, diese Gefühle zu bewahren und auf der Bühne einzusetzen.«
    »Vielleicht sollte ich das auch einmal versuchen«, sagte Arlyss. »Schließlich sind alle diese Männer, die ich unterhalte, nur Ersatz für den einen, den ich wirklich will.«
    Julia warf ihr einen halb mitleidigen, halb amüsierten Blick zu und wusste genau, auf wen Arlyss anspielte. »Du kennst Mr. Scotts Grundsatz, was Schauspielerinnen betrifft. Außerdem sehe ich keinen Grund für deine Schwärmerei.«
    »Es ist mehr als Schwärmerei! Es ist unsterbliche Liebe. Ich kann nicht glauben, dass es eine Frau gibt, die nicht so für ihn empfindet!«
    »Mr. Scott ist alles andere als ein idealer Mann«, sagte Julia verdrießlich. »Lieber Himmel, ich habe dir gerade erzählt, wie er mich dazu gezwungen hat, mit Lord Savage zu Abend zu essen! Mr. Scott mag wie ein Mann mit festen Prinzipien erscheinen, aber im Grunde ist er nichts als ein Raffzahn.«
    Arlyss tat diese Bemerkung lässig ab. »Alle Männer haben Fehler. Außerdem hatte er recht – über fünftausend Pfund sollte man nicht die Nase rümpfen.« Sie kaute nachdenklich an einem Stück trockenen Kuchen und trank einen Schluck Tee. »Ich habe gehört, dass in Mr. Scotts Haus zur Zeit eine Frau lebt – seine neueste Geliebte. Sie wird nicht länger als sechs Monate bleiben … länger bleibt keine. Es muss einen Grund geben, warum Mr. Scott so sehr gegen die Ehe eingestellt ist. Irgendetwas muss in seiner Vergangenheit geschehen sein … etwas Düsteres und Schmerzhaftes …«
    Julia schnaubte höhnisch über den verträumten Gesichtsausdruck ihrer Freundin.
    »Wirklich, Arlyss, du hast zu viele romantische Illusionen. Ich dachte, dass das Leben im Theater dich davon kuriert hat.«
    »Nein, das macht es nur noch schlimmer! Wenn man die ganze Zeit romantische Illusionen für andere Leute spinnt, dann geht es gar nicht anders, als dass man selbst auch darin gefangen wird.«
    »Ich nicht.«
    »Du bist aus Eisen«, sagte Arlyss. »Ich weiß nicht, ob ich dich beneiden oder bemitleiden soll.« Sie beugte sich vor, und ihre grünen Augen funkelten neugierig. »Sag mal … was wirst du tragen, wenn du mit Seiner Lordschaft speist?«
    »Irgendwas Einfaches und Unvorteilhaftes.«
    »Nein, nein, nein … du musst etwas tragen, bei dessen Anblick ihm die Augen aus dem Kopf fallen! Dass sein Mund trocken wird, sein Kopf sich dreht und sein Herz klopft …«
    »Als hätte er irgendeine schlimme Krankheit«, sagte Julia lachend.
    »Du musst das schwarzrosa Kleid tragen«, drängte Arlyss. »Ich werde es nicht zulassen, dass du etwas anderes trägst.«
    »Ich werde darüber nachdenken.« Julia sah auf, als ein Angestellter des Hauses im Aufenthaltsraum erschien, um ihnen mitzuteilen, dass Mr. Scott ihre Anwesenheit auf der Bühne wünsche.
    Nach Tagen intensivster Proben lief die

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