Das Geheimnis der Rose
Lord Savages Hut und Handschuhe entgegen. Julia war erstaunt darüber, was sie von der Eingangshalle und den dahinterliegenden Räumen sah, die zwölf Meter hohen Decken und antiken Säulen, die eleganten Böden, die grün, blau und bernsteinfarben gefliest waren. »Wie schön!« rief sie.
»Ja.« Aber Savage starrte sie an und nicht die Umgebung.
»Führen Sie mich herum«, drängte sie, weil sie unbedingt mehr sehen wollte.
Entgegenkommenderweise führte Savage sie durch verschiedene Räume, blieb stehen, um die Geschichte von bestimmten Gemälden oder Möbelstücken zu erklären.
Es war offensichtlich, dass die Familie Savage die Kunst liebte. Viele Decken waren dicht besetzt mit Medaillons von zart gemalten Engeln, Wolken und mythologischen Figuren, während beinahe in jeder Ecke eine seltene Skulptur stand. Es gab Wände in Gold und Weiß, an denen Porträts von Van Dyck und Rembrandt hingen und Landschaften von Gainsborough, Marlow und Lambert.
»Ich könnte sie stundenlang ansehen«, sagte Julia und betrachtete entzückt eine Wand mit Bildern.
»Ich habe nicht oft die Zeit, das alles zu genießen.«
»Was beschäftigt Sie so sehr, Mylord? Ich nehme an, die Überwachung all Ihrer Unternehmungen und Geschäftsverbindungen.«
»Es gibt viel, worum man sich kümmern muss«, gab er zu und starrte nachdenklich auf den Van Dyck vor sich.
Plötzlich wäre Julia am liebsten im Erdboden versunken, weil ihr Magen indiskret knurrte. Sie legte die Hand über die Taille. »Wie undamenhaft! Ich fürchte, ich habe seit heute Morgen nichts mehr gegessen.«
In seinen Mundwinkeln zuckte ein Lächeln. »Wollen wir zum Essen hineingehen?«
»Ja, ich verhungere.« Julia nahm wieder seinen Arm und begleitete ihn durch weitere glänzende, von Kunst erfüllte Räume. Obwohl es besser gewesen wäre, ein neutrales Thema zu finden, konnte sie nicht widerstehen und forschte weiter nach. »Sie könnten doch sicher Beauftragte und fähige Kaufleute einstellen, die sich um Ihre Geschäfte kümmern, Mylord.«
»Ich wickle das meiste lieber selbst ab.«
»Sie vertrauen so schnell keinem anderen«, meinte sie.
»Nein«, sagte er leise. »Besonders nicht, wenn die Finanzen meiner Familie auf dem Spiel stehen.«
Julia betrachtete die strenge Kontur seines Profils und zog leicht überrascht die Augenbrauen hoch. Weshalb gestand er ihr so etwas ein? Ohne Ausnahme gaben alle Mitglieder des Adels vor, dass ihr Geld aus nie versiegenden Quellen stammte, so dass man es ohne Sorge verschwenden konnte.
Savage fuhr ohne eine Veränderung des Tonfalls fort: »Mein Vater bestand darauf, die Familienangelegenheiten selbst zu regeln, bis er vor einigen Jahren krank wurde. Als ich die Leitung übernahm, entdeckte ich, dass die Savages schwer verschuldet waren und alle unsere finanziellen Angelegenheiten sich in einem Chaos befanden. Der Herzog hatte ein Faible für Glücksspiele. Wann immer er eine vernünftige Investition tätigte, geschah es rein zufällig.«
»Sie scheinen seither gut für die Familie gearbeitet zu haben. Ihr Vater muss sehr erfreut sein, dass Sie die Situation wiedergutgemacht haben.«
Savage zuckte die Schultern. »Der Herzog gibt niemals zu, dass er sich irgendwo geirrt hat. Er gesteht keine Fehler ein.«
»Ich verstehe.« Die Worte wurden beinahe geflüstert. Aber Savage konnte gar nicht wissen, wie gut sie ihn verstand. Wie Julia immer vermutet hatte, waren ihre Väter von demselben Schlag. Wie Lord Hargate hatte auch der Herzog von Leeds versucht, seine Familie mit eiserner Hand zu regieren. Als klargeworden war, dass er schlecht mit Besitz und Menschen umgegangen war, hatte er die Zukunft seines Sohnes gegen eine große Summe von Seiten der Hargates geopfert.
Julia vermutete, dass er als Ehemann starr, misstrauisch und unnahbar wäre. Ein höchst unerwünschter Mann, zumindest für sie.
Die üppigen Gerichte beim Dinner hätten für ein Dutzend Menschen gereicht. Julia saß zur Rechten von Savage an einer langen Tafel, die mit trompetenförmigen Silbervasen voller Orchideen und hängender Kapuzinerkresse geschmückt war. Der erste Gang bestand aus einer Gemüseconsomme gefolgt von Lachsrillettes mit Sahne und Dill. Danach brachten die Diener dampfende Platten mit Fasan, der mit Trüffeln und Haselnüssen gefüllt war, und Kalbsschnitzel, die in Bordeauxsoße schwammen.
Julia protestierte, als noch mehr Gerichte aufgetischt wurden. Puddings, offene Pasteten, Bries und Gemüse. »Das ist viel zu viel! Ich kann das
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