Das Geheimnis der Rose
irgendetwas mit dir zu besprechen, wenn du so unfreundlich bist!«
Er sah sie kalt an. »Ich möchte, dass du ein Treffen mit Dr. Chambers vereinbarst.«
»Du kannst ihn nicht wie einen Diener herumkommandieren – und mich übrigens auch nicht.«
»Ich denke, für dieses Privileg habe ich bezahlt.«
Pauline gab einen wütenden Ton von sich und warf ein goldbesticktes Kissen nach ihm. Es landete auf dem Boden neben seinen Füßen. »Du brauchst gar nicht so überlegen zu tun. Es war nicht mein Fehler, dass du mich geschwängert hast und dass du eine Frau am Hals hast, die du offensichtlich nicht finden kannst. Hast du in diesem Punkt irgendwelche Fortschritte gemacht?«
»Das geht dich nichts an.«
»Ich habe das Recht zu wissen, ob mein Kind als Bastard auf die Welt kommt!«
»Ich habe dir gesagt, dass ich für dich und das Kind sorgen werde. Und ich werde dieses Versprechen halten.«
»Das ist aber etwas ganz anderes, als mich zu heiraten!«
»Ich wurde von meinem Vater zu einer Zweckheirat gezwungen. Ich fahre lieber zur Hölle, bevor mir das noch einmal widerfährt.«
»Der Punkt ist also jetzt, was man dir angetan hat?« fragte Pauline mit lauter werdender Stimme. »Und was ist damit, was mir angetan wurde? Ich wurde von dir verführt, geschwängert, und jetzt scheint es, dass du mich verlassen willst …«
»Du warst wohl kaum ein unschuldiges Schulmädchen.« Damon lächelte abfällig, als er daran dachte, wie unverschämt Pauline ihm nachgestellt und mit welchen Schlichen sie ihn in ihr Bett gelockt hatte. Und jetzt wollte sie behaupten, sie sei verführt worden? »Du bist eine wohlhabende Witwe mit einer Vorgeschichte von Affären, die bis vor den Tod deines ältlichen Ehemannes zurückreichen. Ich war nicht dein erster Beschützer und werde weiß Gott nicht dein letzter sein.«
»Du bist ein kaltherziger Schuft«, knirschte sie, und ihr hübsches Gesicht verzog sich zu einem höhnischen Lächeln. »Hinaus! Und zwar sofort! Ich bin sicher, dass es dem Ungeborenen schadet, wenn ich so wütend werde.«
Damon gab mit einer gespielten Verbeugung nach und verließ die spannungsgeladene, parfümierte Atmosphäre des Schlafzimmers, während er sich darüber wunderte, wie er sich überhaupt jemals mit Pauline hatte einlassen können.
Als Damon erkannte, dass es Zeit für ihn war, sich mit zwei Verwaltern zu treffen, und mit ihnen über die Angelegenheiten verschiedener Güter zu sprechen, ging er zu seiner Kutsche und befahl dem Fahrer, ihn zu seinem Londoner Haus zu bringen. Er wollte nicht zu spät kommen, denn er rühmte sich, immer pünktlich und verantwortungsbewusst zu sein – Eigenschaften, die sein spielsüchtiger Vater nie an den Tag gelegt hatte. Obwohl er versuchte, sich auf die vor ihm liegenden Geschäfte zu konzentrieren, musste er immer wieder an Pauline und ihre mögliche Schwangerschaft denken.
Damon vertraute seinem Instinkt, der ihm sagte, dass das ›Kind‹ nur eine Erfindung war, um ihn in die Falle zu locken … aber er musste auch die Möglichkeit in Erwägung ziehen, dass Pauline die Wahrheit sagte. Unmäßiger Groll überkam ihn. Andere Männer nahmen ganz lässig die Tatsache hin, mit ihren Geliebten Kinder zu haben, machten sogar Witze darüber, aber für ihn war das eine Angelegenheit, die er nicht so leichtfertig abtun konnte.
Das Kind würde eine lebenslange Verantwortung darstellen.
Damon stöhnte und rieb sich müde die Augen. »Es gibt kein Kind«, murmelte er mit einer Mischung aus Hoffnung und Verzweiflung. »Sie lügt – sie muss lügen.«
Als er zu Hause ankam und durch die Haustür trat, teilte der Butler ihm mit, dass die Verwalter bereits in der Bibliothek auf ihn warteten.
»Gut«, sagte Damon brüsk. »Bringen Sie Tee und ein Tablett mit Sandwiches. Ich vermute, dass die Besprechung eine Weile dauern wird.«
»Ja, Mylord, aber …« Der Butler griff nach einem kleinen Silbertablett, auf dem eine versiegelte Nachricht lag.
»Vielleicht wollen Sie das erst lesen. Es kam vor kurzem durch einen Boten, der in großer Eile zu sein schien.«
Mit einem Stirnrunzeln brach Damon das schiefe Siegel und erkannte das hastige Gekritzel als die Schrift seines jüngeren Bruders William. Sein Blick glitt rasch über die Seite.
Damon,
diesmal in echten Schwierigkeiten, fürchte ich. Werde mich morgen früh duellieren. Bitte dich, mein Sekundant zu sein und mir bitter nötigen Rat zu geben. Bitte, komm sofort nach Warwickshire und rette die Haut Deines einzigen
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