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Das Geheimnis der Rose

Das Geheimnis der Rose

Titel: Das Geheimnis der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Bruders. William
    Damons Nerven waren plötzlich angespannt vor Sorge. Er war an Williams Schwierigkeiten und Missgeschicke gewöhnt, aber so etwas war bisher nicht einmal annähernd passiert. »O Gott, Will, was hast du jetzt wieder angerichtet?« Er verzog das Gesicht bedrohlich finster. »Verdammt, ausgerechnet mein Bruder muss der letzte Mann in England sein, der nicht weiß, dass Duelle nicht mehr in Mode sind.« Er blickte auf und sah ein mitfühlendes Funkeln in den sonst unerbittlichen Augen des Butlers. »Offensichtlich hat William es wieder getan«, brummte er. »Diesmal ist er zu einem Duell herausgefordert worden.«
    Der Butler zeigte keinerlei Überraschung. Die leichtsinnige Ader des jüngeren Savage war jedem im Haushalt hinlänglich bekannt. »Kann ich Ihnen irgendwie helfen, Mylord?«
    »Ja.« Damon nickte in Richtung Bibliothek. »Sagen Sie den beiden dort drinnen, dass ich in einer dringenden Angelegenheit abberufen wurde. Machen Sie mit ihnen einen neuen Termin für nächsten Montag aus. In der Zwischenzeit werde ich eine Nachricht für Mrs. Jessica Wentworth in der Somerset Street schreiben. Sie muss sie heute Nachmittag ohne Verzögerung erhalten.«
    Durch den winzigen Garten hinter Julias Haus wehte eine kühle, feuchte Septemberbrise. Ihr offenes Haar war vom Wind zerzaust und unordentlich, und sie schob es über die Schulter. Umgeben von den berauschenden Düften von Rosmarin, Pfefferminze und anderen wohlriechenden Kräutern, setzte sie sich auf eine kleine weiße Bank und öffnete den Brief, der in ihrem Schoß lag.
    Liebe Julia,
    unglücklicherweise wurde mein Plan durchkreuzt, Dich heute Abend zu sehen. Ich muss sofort zu unserem Gut nach Warwickshire reisen, und mich um eine dringende geschäftliche Angelegenheit kümmern, die meinen Bruder, Lord William, betrifft. Ich werde Dich sofort nach meiner Rückkehr in London aufsuchen.
    Dein Savage
    Als nachträglicher Gedanke war noch ein letzter Satz am Schluss der Seite hinzugefügt worden:
Ich bedaure nicht, was zwischen uns geschehen ist – ich hoffe, Du empfindest ebenso.
    Beunruhigt durch die knapp gehaltene Nachricht, las Julia sie noch einmal und runzelte unglücklich die Stirn. Ein unbehagliches Gefühl beschlich sie. Sicherlich war dieser letzte Satz irgendwie beruhigend gemeint, aber sie wusste nicht, ob er sie erleichterte oder bestürzte. Sie wollte den Brief zerknüllen, aber statt dessen hielt sie ihn fest gegen die Taille gedrückt.
    Lord William Savage, der Schwager, den sie nie kennengelernt hatte. Sie überlegte, ob der Junge wirklich in Schwierigkeiten war oder ob er als willkommene Entschuldigung diente, damit Damon ein Wiedersehen mit ihr vermeiden konnte. Trotz seiner gegenteiligen Worte war es möglich, dass er es doch bereute, die Nacht mit ihr verbracht zu haben. Vielleicht war es üblich, einer Frau zu sagen, dass man es nicht bedauerte, selbst wenn das Gegenteil stimmte.
    Julia errötete vor Scham und Unsicherheit und überlegte, ob sie ihm irgendwie missfallen hatte, ob er sie weniger leidenschaftlich und aufregend als Lady Ashton fand. Sie hatte nicht gewusst, was sie tun oder wie sie ihn befriedigen sollte. Vielleicht fand er die Erfahrung enttäuschend oder, noch schlimmer, belustigend. Damon musste erwartet haben, mit einer erfahrenen Liebhaberin das Bett zu teilen, nicht mit einer linkischen Jungfrau.
    Julia zog eine Grimasse und schalt sich im Stillen. Sie musste sich daran erinnern, dass sie eine Annullierung wollte, dass sie niemals ihre Karriere und ihre Unabhängigkeit aufzugeben gedachte, um unter der Fuchtel eines willensstarken Mannes zu leben. Es wäre gut, wenn sie ihm missfallen hätte – auf diese Art würde er ohne Bedenken dem Ende ihrer Ehe zustimmen.
    Die blass goldenen Wände von Warwickshire Castle, die hoch und ruhig in der Landschaft aufragten, gaben keinen Hinweis auf den im Innern herrschenden Aufruhr. Die Sonne ging gerade unter, warf lange Schatten über den Boden und wurde von den rautenförmigen Fenstern des mittelalterlichen Gebäudes widergespiegelt.
    Damon hatte den größten Teil seines Lebens hier verbracht und auf die Vergnügungen verzichtet, die ein junger Mann in London fand, um während der letzten Jahre seiner Mutter in ihrer Nähe zu bleiben. Er erinnerte sich noch an die vielen Male, als er von einem Buch oder einer Zeitung, aus denen er ihr vorgelesen hatte, aufgesehen hatte, weil er ihren ängstlichen Blick auf sich gerichtet fühlte. »Kümmere dich um deinen

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