Das Geheimnis der Rose
Wyvills Gesicht und sah befriedigt, dass er einen wunden Punkt getroffen hatte. Wenn Sybill im Mittelpunkt eines Skandals stünde, würde es viel schwieriger, sie gut zu verheiraten.
»Welche Art von ›Vereinbarung‹ haben Sie im Sinn?« fragte Wyvill misstrauisch.
Damon zögerte und sah Wyvill in die Augen. »Das hängt davon ab, was Sie zufriedenstellen könnte. Würde es die Angelegenheit regeln, wenn William um Sybill anhielte?«
Er fühlte sich sicher bei diesem Vorschlag, weil er wusste, dass Wyvill Größeres im Sinn hatte, als seine Tochter an einen Zweitgeborenen zu verheiraten.
»Nein«, sagte Wyvill, und sein Doppelkinn wackelte, als er den Kopf schüttelte. »Ihr Bruder hat weder die Mittel noch den Charakter, den ich bei einem Schwiegersohn suche.« Er schwieg, bis ein schlauer Ausdruck auf sein Gesicht trat. »Ich hätte jedoch … eine Alternative vorzuschlagen.«
»Ja?« Damon beobachtete ihn aufmerksam.
»Soweit es mich betrifft, wäre die Ehre wiederhergestellt, wenn Sie Sybill heiraten würden.«
Damon spürte, wie sich seine Augenbrauen zusammenzogen. Er musste sich mehrere Male räuspern, bevor er antworten konnte. »Ich bin geschmeichelt«, sagte er heiser.
»Gut. Ich werde Sybill kommen lassen, und Sie können ihr sofort einen Antrag machen.«
»Lord Wyvill, ich … muss Ihnen etwas gestehen.« Plötzlich ging Damon die Ironie der Situation auf, und er spürte ein verräterisches Lachen im Hals aufsteigen. Irgendwie schaffte er es, es zu unterdrücken. »Sybill ist ein reizendes Mädchen, dessen bin ich sicher, und unter anderen Umständen …«
»Aber?« hakte Wyvill nach und zog ein finsteres Gesicht wie eine Bulldogge.
»Ich kann Ihre Tochter nicht heiraten.«
»Weshalb nicht?«
»Ich bin bereits verheiratet.«
Lange Zeit war außer dem Geräusch des kleinen knackenden Feuers nichts zu hören. Beide Männer starrten in die tanzenden Flammen, während Wyvill sich diese außergewöhnliche Aussage noch einmal durch den Kopf gehen ließ. Nach einer Weile sprach er, und seine Stimme war voller Mißtrauen. »Das ist das erste, was ich höre.«
»Es ist seit einiger Zeit ein wohlgehütetes Geheimnis.«
»Wer ist sie?«
»Lord Hargates Tochter Julia.«
»Hargate«, wiederholte Wyvill, und seine Brauen zogen sich hoch wie zwei Fragezeichen. »Ich habe gehört, dass man sie nach Europa zur Schule schickte entweder das, oder sie wurde in ein Kloster abgeschoben. Wo steckte sie die ganze Zeit? Haben Sie sie auf dem Dachboden oder in einem Verlies versteckt?«
»Nicht ganz.«
»Und warum …«
»Ich fürchte, ich kann die Einzelheiten nicht erklären, Sir.«
Wyvill sah griesgrämig enttäuscht aus und nahm die Aussage mit so viel Anstand wie möglich hin. »Schade. Sie wären gut bedient gewesen, meine Sybill zu heiraten.«
Damon gab sein Bestes, um einen bedauernden Gesichtsausdruck aufzusetzen. »Dessen bin ich sicher, Lord Wyvill. Aber was William betrifft …«
Wyvill tat das Thema mit einer verächtlichen Handbewegung ab. »Ich werde George sagen, dass es kein Duell gibt. Sagen wir, Sie schulden mir einen Gefallen, den Sie irgendwann später einlösen werden.«
Damon seufzte kaum hörbar erleichtert auf. »Danke, Sir. In der Zwischenzeit werde ich William aus Warwickshire entfernen, um alle verbleibenden Spannungen aufzulösen.«
»Dafür wäre ich Ihnen sehr dankbar.«
Sie verabschiedeten sich herzlich, und Damon verließ den Raum mit einem Gefühl der Erleichterung. Als er über die Schwelle trat, hörte er Wyvill vor sich hin murmeln: »Hargate … keine Tochter von ihm könnte jemals auch nur hoffen, es mit Sybill aufzunehmen.«
Nachdem Damon William die gute Nachricht überbracht hatte, hatte er das Bedürfnis, geradewegs auf sein Zimmer zu gehen und einzuschlafen. Es war ein langer Tag gewesen, und er brauchte ein wenig Zeit für sich, um sich auszuruhen und nachzudenken. Es gab jedoch noch eine Verpflichtung, der er nachkommen musste. Er straffte die Schultern und machte sich auf den Weg zur Zimmerflucht seines Vaters. Er hoffte, dass der Herzog sich bereits zurückgezogen hatte, aber als er sich der Schlafzimmertür näherte, sah er drinnen ein Licht brennen und hörte eine Frauenstimme, die aus einem Roman vorlas.
Damon klopfte leicht an die halboffene Tür und trat ein. Obwohl sein Vater Frederick eine Reihe von Gehirnblutungen erlitten hatte, nach denen er auf der rechten Seite teilweise gelähmt war, hatte er viel von seiner Energie bewahrt. Er hatte
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