Das Geheimnis der Rose
ihr gegen den Besitzanspruch in seiner Stimme rebellierte, sonnte sich ein anderer Teil von ihr im Gefühl seiner Begierde. Auch sie besaß ihn. Sie genoss ihre Gemeinsamkeit mit der gleichen tiefen Lust … und wusste trotz ihrer Unerfahrenheit, dass sie das mit keinem anderen Mann fände. Schwach, erfüllt und verzweifelt sank sie im Wasser gegen ihn. Seine Hände glitten über ihren Körper und wanderten zärtlich von ihrem Nacken zu ihren Hüften.
»Lass mich heute Nacht bei dir bleiben«, murmelte er.
Julia sah keinen Sinn darin, dagegen zu protestieren. Es wäre die reine Heuchelei gewesen – nach allem, was gerade geschehen war. Sie nickte leicht und machte sich von ihm los, als sie spürte, dass er aus ihrem Körper glitt.
Als sie einen Blick zurück auf Damon warf, musste sie ein plötzliches Kichern unterdrücken, als sie sah, wie er auf dem Boden des Beckens nach seinen Schuhen suchte. Als er wieder auftauchte und das durchnässte Paar triumphierend hochhielt, schüttelte Julia den Kopf. »Willst du etwa in nassen Kleidern zum Gästehaus gehen? Du wirst dir eine Erkältung holen, wenn nicht Schlimmeres.«
Damon zog sie aus dem Becken, und seine grauen Augen liebkosten sie, als er ihren geröteten nackten Körper betrachtete. »Du kannst mich ja wärmen, wenn wir in deinem Zimmer sind.«
Kapitel 9
Voller Energie und mit einem Gefühl der Leichtigkeit stand Julia auf der Bühne des New Theatre in Bath und betrachtete zufrieden das Treiben um sie herum. Das Feuer in London schien weder den Arbeitern noch den Schauspielern die Laune verdorben zu haben. Eifrig bauten sie neue Kulissen auf, beschäftigten sich mit Dialog- und Stellproben und rissen Witze über die Strapazen von Tourneen.
»Welch langweilige kleine Stadt«, murmelte Arlyss und stemmte die Hände in die Hüften. Sie sah Julia an und zog ein komisches Gesicht. »Kein einziger gesunder junger Mann in Sicht. Nichts als verzweifelte alte Jungfern und Invaliden.«
Julia lächelte ironisch. »Ich dachte, wir seien hier, um Geliebte Lügnerin aufzuführen und nicht um Männer zu suchen.«
»Der Tag, an dem ich damit aufhöre …«, begann Arlyss, hielt dann aber mit einem seltsamen Gesichtsausdruck inne.
Julia folgte dem Blick ihrer Freundin und sah, dass Mary Woods, eine der Nebendarstellerinnen, ganz offen mit Michael Fiske flirtete. Der Kulissenmaler schien hingerissen zu sein von der hübschen jungen Frau und ihrem reizenden Lächeln.
»Was macht die denn da? Fiske die Zeit stehlen, obwohl sie doch ihre Rolle proben müsste?« fragte Arlyss, und ein finsterer Blick verzog ihre schmale Nase.
Julia unterdrückte ein Lächeln, als sie den eifersüchtigen Unterton in Arlyss’ Stimme hörte. »Mary hat nur ein paar Zeilen zu sagen. Ich bin sicher, sie beherrscht sie bestens.«
Arlyss behielt den finsteren Blick bei. »Mr. Fiske hat genug anderes zu tun, auch ohne so jemanden wie sie zu unterhalten.«
»Du hättest Fiske haben können, wenn du ihn gewollt hättest«, sagte Julia sachlich. »Aber soweit ich mich erinnere, warst du ja viel mehr von Lord William Savage eingenommen.«
»Nun ja, er war auch nicht besser als die anderen«, entgegnete Arlyss. »Obwohl Heilsam im Bett göttlich war, schenkte er mir außerhalb des Bettes keinerlei Aufmerksamkeit. Ich will mit ihm nichts mehr zu tun haben. Mit keinem Mann zur Zeit.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust und wandte dem Anblick von Michael Fiske und Mary Woods demonstrativ den Rücken zu. In diesem Moment sah Julia, dass Fiske Arlyss einen verstohlenen Blick zuwarf. Er versucht also, sie eifersüchtig zu machen, dachte Julia, und ihre Lippen zuckten in mitfühlender Belustigung.
»Lass uns über deinen Liebhaber sprechen«, schlug Arlyss vor und wurde plötzlich verschmitzt. »Lord Savage hat mich in London besucht – er versuchte, dich zu finden. Ich habe ihm gesagt, dass die Truppe in Bath mit einer Tournee beginnt. Ist er gekommen? Hast du ihn gesehen?«
Julia zögerte und nickte, während ihr eine heiße Röte in die Wangen stieg.
»Und?« drängte Arlyss. »Was ist passiert?«
Julia schüttelte den Kopf und lachte verlegen. Selbst wenn sie die Neigung verspürt hätte, es zu erzählen, konnten keine Worte die letzte Nacht beschreiben. Nachdem sie das Badehaus verlassen hatten, waren sie zum Gästehaus gegangen. Für Julia war die kühle Abendluft erfrischend gewesen, aber sie hatte gemerkt, wie Damon fror, weil ihm die nassen, kalten Kleidungsstücke am Körper
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