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Das Geheimnis der Rosenkreuzerin

Das Geheimnis der Rosenkreuzerin

Titel: Das Geheimnis der Rosenkreuzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Klausen
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und Tiere durch die Poren eintritt, drückt sie ihnen diese Bilder nicht nur im Schlafe, son dern auch im wachen Zustande ein und gibt auf diese Weise Anlass zu verschiedenen wunderbaren Träumen, Ahnungen und Weissagungen.«
    »Meine Träume sind also keine Hirngespinste …«
    »Nein, sie sind Botschaften. Aber Moment mal, welche Träume denn?«
    Sie spürte, wie er vom Beifahrersitz fragend zu ihr her überblickte. Seine geduldigen Ausführungen und seine entschlossene Ausstrahlung ließen sie Vertrauen zu ihm fassen. »Na gut«, lenkte sie ein, »ich erzähle dir alles.«
    Sie hatte die Schilderung ihrer Träume gerade beendet, als sie die Villa erreichten.
    »Sehr interessant«, sagte er beim Aussteigen und drückte behutsam die Wagentür zu. »Offenbar hast du Bilder aus dem Leben von Christian Rosenkreuz ge träumt oder besser gesagt mitgeteilt bekommen. Die Geschichte ist mir in Teilen bekannt. Zumindest, dass Christian Rosenkreuz als Kind in ein Kloster kam und als Jüngling von dort mit seinem Lehrer zu einer Pilgerreise aufbrach. Auch dass der Lehrer unterwegs auf Zypern verstarb, ist nichts Neues. So steht es in der Fama , aber dass Christian eine Schwester hatte, jüdischer Ab stammung und sein Mentor der Mystiker Tauler war, ist zumindest für mich vollkommen neu. Hattest du früher irgendwo schon einmal etwas über Tauler, das Pogrom von Straßburg oder über Mechthild von Helfta gehört?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Denk nach! Wirklich nicht?«
    »Nein. Geschichte hat mich nie interessiert. Es ist keine exakte Wissenschaft wie die Medizin oder die Biologie«, fügte sie wie eine – allerdings etwas verunglückte – Entschuldigung für ihre Unwissenheit hinzu.
    »Wie könnte es auch anders sein!«
    »Na, hör mal«, protestierte sie
    »Nein, nein, sei nicht böse. Ich halte dich nicht für unwissend. Wir reden hier ja über Geheimwissen. Dass du auf meditativem Weg etwas darüber erfährst, obwohl du von seiner Existenz nichts weißt, lässt nur eine Schlussfolgerung zu: Du bist tatsächlich die Erbin und erhältst deshalb die Botschaften.«
    »Aber von wem?«
    »Von deinem Großvater.«
    Sie zeigte ihm einen Vogel. Das ging nun doch zu weit. »Willst du mich auf den Arm nehmen?«
    »Nein, wieso?«
    »Mein Großvater ist seit siebenundzwanzig Jahren tot. Du warst doch auch auf seiner Beerdigung.«
    »Du erinnerst dich also an mich?«
    »Ja, natürlich. In welcher Beziehung stehst du zu meinem Großvater?«
    »Ganz einfach, er war mein Vater.«
    Die Antwort versetzte ihr einen Stich ins Herz. Sie hatte es immer geahnt, dass ihr Großvater ein Nebenleben geführt hatte. Stimmte denn in ihrem Leben überhaupt nichts? War alles nur Schein und Trug?
    »Bist du sicher, dass Daniel Luther wirklich tot ist?«, fragte er.
    Marta sah ihn wie vom Donner gerührt an. »Mach keine Witze, ich warne dich!«, fauchte sie.
    »Hast du denn seinen Leichnam gesehen?«, sprach er ungerührt weiter.
    »Nein.«
    »Deine Mutter?«
    »Nein!«
    Er lächelte triumphierend.
    »Warum fragst du nicht nach meinem Vater?«, erkundigte sie sich.
    »Weil er nicht dabei war.«
    »Woher weißt du das?«, fragte sie gespielt unschuldig, um ihn in eine Falle zu locken.
    »Die Antwort auf die Frage kennst du!« Durchdringend, mit einem feinen Lächeln auf den Lippen, sah er sie an.
    Ein leichtes Rot huschte über ihre Wangen. Er hatte sie durchschaut. »Wer war denn die Frau, mit der du auf der Beerdigung warst?«
    »Meine Mutter, die übrigens die zweite Frau deines Großvaters war.«
    »Dann bist du also so etwas wie mein Onkel.«
    Er nickte. »Halbonkel, um genau zu sein.«
    Aber mit diesen Feinheiten hielt sie sich nicht auf, denn ihr schoss ein, wie sie fand, rettender Einfall durch den Kopf: »Dann könntest auch du der Erbe sein.«
    »Glaub mir, ich wäre es nur zu gern, aber ich bin es nun mal nicht, ich weiß nicht, warum. Damals auf der Beerdigung habe ich dich zum ersten Mal gesehen. Und in dem Moment, als du mich angeschaut hast, war mir vollkommen klar, dass du die Erbin ist. Das hast du in meinen Augen gesehen, und es hat dich in deinem Unterbewusstsein zutiefst erschreckt. Deshalb hast du mich auch der schreckliche Alfons genannt.«
    Die Art, wie er in ihren Gedanken las, beunruhigte sie. »Woher weißt du das alles?«, fragte sie fast tonlos und ein eiskalter Schauer lief ihr über den Rücken.
    »Lass uns das später erörtern. Wir haben jetzt keine Zeit dafür. Wir müssen uns um die Kinder kümmern.«
    Das zarte Rot

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