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Das Geheimnis der Rosenkreuzerin

Das Geheimnis der Rosenkreuzerin

Titel: Das Geheimnis der Rosenkreuzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Klausen
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kleinen Gipfelplateaus. Er kam auf ihn zu. In einem seiner beiden dunklen Augen blinkte ein Goldfleck.
    »Salam aleikum, Daniel!«
    »Aleikum salam, Hasan.«
    »Du weißt, dass du nicht entkommen kannst.«
    »Ihr habt mich entwischen lassen.«
    »Um dir deine Ausweglosigkeit vor Augen zu führen. Nun aber wird es Zeit, dass du dein Wissen mit uns teilst. Schließlich stammt es ja eigentlich von uns. Gib die gestohlene Weisheit zurück, Shaykh.«
    »Und wenn nicht?«
    Hasan lächelte nur mitleidig. Unterdessen erhob sich ein leichter Wind. Damit hatte er schon nicht mehr gerechnet, umso dankbarer war er dafür. Das war die Chan ce, die er erfleht hatte. Der Wind würde das Wissen retten. Daniel Valentin Luther ließ sich auf seine Knie fallen, hob die Arme gen Himmel und beschrieb dann mit ihnen einen Halbkreis. Dabei stöhnte er vor Schmerz auf, den der Sonnenbrand auf seinem Rücken beim Zusammenziehen des Schultergürtels verursachte. Er zwang sich zur Konzentration auf das Ritual. Tief sog er die Luft in seine Lungen und gab sie nicht mehr frei. Er füllte jede Bronchie mit ihr, jede Ader. Schlag um Schlag beruhigte er jetzt sein Herz, verringerte den Puls und brachte ihn schließlich fast zum Erliegen.
    Leicht wie ein Vogel wird meine Seele, dachte er. Schnell wie ein Gedanke wird der Vogel meiner Seele. Jetzt kam alles darauf an, dass die äußere Welt ihre Energie verlor und damit ihre Widerstände. Dann würde sie zu dem, was sie ursprünglich einmal sein sollte, nur ein Medium für die Geistwesen, bevor die Demiurgen aus purer Boshaftigkeit die Körper ins Spiel brachten. Wenn die Ablösung gelänge, die Seele sich über den Körper erhöbe und dem Atem der Welt überließe, wäre alles gewonnen. Plötzlich spürte er die Befreiung. Sein Geist trennte sich von seinem Leib. Ihm war, als würde er leer und leicht wie eine Feder, als erhöbe er sich in die Luft, doch diese Luft hatte nichts mehr mit der Erdatmosphäre zu tun, sondern war zum reinen Medium, zu Gottes Hauch geworden. So weit voran auf dem Weg in die Freiheit war er in einer Meditation bisher noch nie gekommen, noch nie zuvor war ihm dieses Urerlebnis vergönnt gewesen. Aber jetzt war sein Selbst wirklich leicht genug, leichter als ein Flaum. Er verließ seinen Körper. Wahrscheinlich für immer, doch darauf konnte er keine Rücksicht nehmen. Er überwand die erste Sphäre, die zweite, die dritte. Damit sollte es sein Bewenden haben. Die dritte Sphäre musste für die Reise genügen. Bis zur vierten, geschweige denn zur siebenten, würde er es wohl nicht schaffen. Er durfte kein Risiko eingehen …
    Jetzt sah er Marta in die Augen. Sie erschrak. Siebenundzwanzig Jahre hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Der alte Mann kämpfte darum, das Energieniveau aufrechtzuerhalten, und begann zu ihr zu sprechen, in atemberaubender Geschwindigkeit Wort für Wort, eines befremdlicher als das andere, in die Tiefen ihrer Seele zu versenken, die unbegreifliche Wahrheit, die er zu beschützen hatte …
    Und schließlich konnte sie seine beruhigenden Worte verstehen: »Hab Vertrauen, dann befreist du deine Kinder und bewahrst das Geheimnis.«
    … Sie rieb sich die Augen. Vor ihr stand plötzlich Alfonso, der sie besorgt ansah. Sie hatte weder den Araber fortgehen noch Alfonso herankommen sehen. In ihrer Hand hielt sie das Handy. Sie war wie benommen.
    »Ich habe meinen Großvater gesehen«, stammelte sie zutiefst verwirrt. Offenbar drehte sie jetzt endgültig durch.
    Alfonso hingegen strahlte. »Wirklich?«
    »Ob wirklich, weiß ich nicht, nur dass ich ihn gesehen habe.«
    »Das ist gut, das ist sehr gut. Erzählen Sie!«

Kapitel 12
    A uf dem Weg zurück zum Auto trieb sie das Wissen, dass sich die Kinder in der Gewalt dieses Mannes befanden, fast in den Wahnsinn. Denn jetzt hatte sie ihn gesehen, seine Kälte und Arroganz erfahren, jetzt wusste sie, dass sie es mit gefährlichen Menschen zu tun hatte.
    Alfonso konnte nicht glauben, dass jemand das Kapi tel so einfach aus dem Buch herausgerissen hatte. Das Grabmal, das sie geöffnet hatten, hatte unberührt ge wirkt. Immer stärker verdichtete sich in ihm eine andere Erklärung.
    »Vielleicht befand sich dieses Kapitel überhaupt nicht im Buch, sondern wurde mündlich von Großmeister zu Großmeister weitergegeben, um es vor unbefugtem Zugriff zu sichern.«
    Augenblicklich wurde ihr übel. Alfonso merkte, wie sie sich in Panik verlor, hielt sie fest und blickte ihr tief in die Augen. Sie spürte seinen Willen, einen

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