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Das Geheimnis der Rosenkreuzerin

Das Geheimnis der Rosenkreuzerin

Titel: Das Geheimnis der Rosenkreuzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Klausen
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ging und über die Welt und das Glück nachdachte. Alfonso und die Bibliothekarin respektierten ihr Schweigen und hatten sich zurückge zogen. Immer öfter wanderten ihre Gedanken auch zu ihrem Großvater zurück, zu seinen Geschichten von Magiern und Ärzten. Seinen plötzlichen Tod hatte sie immer als Verrat empfunden. Und jetzt stand sogar in Zweifel, dass er damals tatsächlich gestorben war. Langsam wurde ihr klar, dass sie in eine Welt gezogen wurde, die so grundverschieden von ihrer bisherigen war. Und dies nicht, um bestraft zu werden, sondern um die ganze Welt zu verstehen, den ganzen Menschen. Sie wusste nicht, was mit ihr geschah, fühlte aber, dass sie Vertrauen aufbringen musste.
    Vielleicht hatte Marta zwei Stunden oder auch nur eine halbe geschlafen. Sie war hellwach, eigentlich überwach. Obwohl es dunkel war, nahm sie ihre Umgebung genau wahr. Wie selbstverständlich ging sie in die Rotun de, die von silbernem Mondlicht erhellt wurde. Exakt erinnerte sie sich an die im Buch beschriebene Haltung. Wie hieß es doch im Buch der Könige? Elia ging »auf den Gipfel des Karmel und bückte sich zur Erde und hielt sein Haupt zwischen seine Knie«. So gebückt, den Kopf zwischen den Knien vergraben, konzentrierte sie sich auf ihr Atmen und spürte zum ersten Mal, dass ihr Denken leer und immer leerer wurde …

Kapitel 18
    A uf der zypriotischen Hafenstadt Famagusta lag eine kräftige Nachmittagssonne. Maria, die sich Bruder Marius nannte, schwitzte im derben Stoff der Mönchskutte. Von dem Templer hatte sie erfahren, dass Christian an der geplanten Wallfahrt festgehalten hatte und über Damaskus alleine nach Jerusalem aufgebrochen war. Das verwunderte sie nicht, denn es galt als Sünde, eine beschlossene Pilgerreise abzubrechen. Und auch sie würde sich unter keinen Umständen von der Suche nach ihrem Bruder abbringen lassen. Der schnellste und wohl auch sicherste Weg führte von Famagusta übers Meer nach Beirut und von dort auf dem Landweg über Damaskus nach Jerusalem. Das nächste Schiff, das nach Beirut segelte, war eine dreimastige Dhau, ein arabisches Segelschiff mit langgezogenem, schlankem Rumpf und einem Heck, das mit seiner Brücke an die zinnenbewehrte Flachdachfläche eines Wehrturmes erinnerte. Obwohl es nicht vertrauenerweckend aussah, schiffte sie sich ein. Dem Tod kann man nicht aus dem Weg gehen, er findet einen, wann und wo er will. So begab sie sich auf ihre zweite Seereise.
    Was die stets gefürchteten Stürme betraf, zeigte sich der Herbst plötzlich sanft wie ein Lamm. Bis weit in die Nacht blieb es warm, so dass Maria mit einer dicken Decke oben an Deck schlafen konnte und nicht in dem stinkenden Raum im Schiffsbauch zwischen Frachtgut und Menschen nächtigen musste, wo alle möglichen Krankheiten lauerten.
    Mitten in der Nacht wurde sie unsanft geweckt.
    »Halt den Mund, wenn ich dir nicht die Kehle zudrücken soll.«
    An dem leidlichen Latein, das er sprach, und an der rauen Stimme erkannte sie den Kapitän, der dicht neben ihr kniete. Rutschend wich sie ein Stück zurück und stand auf. Sie wollte ihm keinesfalls zu nahe kommen, um nicht in Gefahr zu geraten, als Frau erkannt zu werden. Auch er hatte sich aufgerichtet. Er war einen halben Kopf größer als sie und doppelt so breit. Der Kapitän trug Pluderhosen und einen Kaftan, auf dem sich Essensreste unterschiedlicher Herkunft verewigt hatten, die Spuren von Öl und Fett ließen den Kaftan unschön glänzen. Ein schwarzer Turban verdeckte seine niedrige Stirn, und aus dem Mund stank er nach billigem Fusel.
    »Hast du in deiner Heimat Mutter und Vater?«, fragte er stumpf.
    Maria nickte.
    »Haben die Geld?«
    »Warum willst du das wissen?«
    »Entweder kaufen die dich frei, oder ich verhökere dich an einen Sklavenhändler. Du bist allein, kein Mensch auf dem Schiff kennt dich, es wird also keinem auffallen.« Der Kapitän grinste, wobei er die schwarzen Stumpen entblößte, die einmal Zähne gewesen sein mussten. Dann musterte er Maria genauer. »Obwohl ich für so ein halbes Huhn wie dich nicht viel bekommen werde.«
    Maria überlegte, wie sie dem skrupellosen Kerl entrinnen konnte. »Andererseits gibt es auch Häuser für so zarte Jungs wie dich. Wo du so manche Gefälligkeit erweisen kannst«, drohte er. »Hast Glück, ich schätze diese Art Gefälligkeiten nicht, aber diese Karawanenleute vögeln ja auch ihre Kamele, wenn sie in der Wüste unterwegs sind. Nein, ich zieh da eine Frau vor, besonders wenn sie drall ist. Was ist

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