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Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Titel: Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Esch
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könnte?«
    »Wie meint Ihr das?«
    »Das wisst Ihr doch ganz genau, sonst würdet Ihr Euch nicht so quälen, wie eine Katze um den heißen Brei herumschleichen.« Der Mönch schritt auf ein Rosenbeet zu, das den Innenhof zierte.
    »Sind diese Rosen nicht wundervolle Blumen? Samtrot und schneeweiß in der Farbe. Aus der Wurzel Jesse kam die Art. Ich bin stolz auf dieses Beet, es ziert den Eingang zu unserer Marienkapelle.« Der Greis bückte sich und strich über zwei aufgeblühte Rosen. »Wundervolle Blüten, nicht wahr? Sind sie nicht beide Königinnen?«
    Matthias verstand, was ihm Vater Michail Christodulos sagen wollte.
    »Ich habe verstanden«, flüsterte er ergriffen.
    Der Abt lächelte erneut, zufrieden.
    »Dennoch gebe ich Euch in einem Punkte Recht. Diese Schrift kann tatsächlich die Welt in Brand setzen. Darum sollte man wohl darüber nachdenken, ob die Menschheit bereit ist für diese Schrift.«
    »Soll das heißen, dass dieses Evangelium tatsächlich hier ist?«, entfuhr es Maurus völlig überrascht.
    »Die Wege unseres Herrn sind unergründlich, mein Freund. Und wie ich Euch sagte, wir haben hier eine sehr umfangreiche Bibliothek und auch eine der ältesten der Welt.«
    »Darf ich – dürfen wir es sehen?« Maurus warf Matthias einen entschuldigenden Blick zu, dass er das Gespräch an sich gerissen hatte. Matthias erwiderte den Blick verständnisvoll.
    »Es steht Euch offen. Aber Ihr dürft es nicht entfernen. Es würde Unglück über Euch und die Menschheit bringen. Das sagte ich übrigens auch Eurem Freund, der schon Stunden vor Euch hier ankam und mich vor fanatischen Muselmanen warnte, aufgewiegelt durch verwerfliche Christen, die sich von Gott abgewandt und Satan zugewandt haben.«
    »Oudenaarde!«, kam es Matthias über die Lippen.
    »Balduin, dieser Teufel!«, ergänzte Maurus.
    »Ich bringe Euch zu ihm. Aber bedenkt, hier ist ein Ort des Friedens, ein Haus Gottes. Niemand darf den Frieden des Herrn stören.«
    Der Greis führte sie in die Hauptkirche und von dort eine Treppe hinunter.
    Unter dem Katholikon befanden sich weitere Zisternen, die Klosterbäckerei, Wirtschaftsräume und die Mönchzellen. Sie folgten dem Gang, vorbei an den Mönchzellen, die allesamt geschlossen waren. Vor einer Tür am Ende des Ganges blieb der Abt stehen.
    »Hier ist unsere Bibliothek.
    Die Klosterbibliothek, stammt noch aus der Zeit des Seligen  Christodulos, dem Gründer dieser Abtei. Im Laufe der Jahrhunderte wurde diese Bibliothek ständig erweitert. Heute werden hier fast tausend Originalmanuskripte, weit über zehntausend Abschriften wichtiger Dokumente und mehrere tausend Bücher, die noch in Zeiten zurückreichen, die vor der Gründung des Klosters lagen, verwahrt und sorgsam aufbereitet.«
    »Ich danke Euch, Vater. Wo ist Oudenaarde?« Matthias blickte den Mönch besorgt an.
    »Er ist hinter dieser Tür, ein Vorraum zur eigentlichen Bibliothek, mit Lesepulten und Schreibplätzen für die Arbeit der Brüder dieser Gemeinschaft.«
    Der Abt öffnete die niedrige Eichentür mit ihrem schweren Eisenschloss, entschlossen traten Matthias und Maurus leicht geduckt hindurch.
    Der Raum hinter der Tür war nur diffus erleuchtet. Einige Kerzen brannten und Öllampen verströmten ihren tranigen Geruch. Balduin Oudenaarde saß an einem kleinen Tisch am Ende des schlauchartigen, schmucklosen Raums und blätterte gerade ein Papyrusblatt um. Oudenaarde sah auf und grinste Matthias und Maurus hämisch an. Bedächtig erhob er sich und schob den Stuhl zurück, auf dem er gesessen hatte.
    »Maurus, mein Bruder. Es freut mich, dass du unter den Lebenden weilst. Und den ehrwerten Commissarius hast du gleich mitgebracht. Wie passend, Bruder.«
    »Nenne mich nicht mein Bruder, Balduin«, zischte Maurus, der bei Balduins Anblick vor Wut schäumte und Mühe hatte, seinen Zorn unter Kontrolle zu halten.
    »Aber Maurus, warum so verärgert? Hatte ich dir nicht ein gebührliches Angebot gemacht? Sagte ich dir nicht, dass der Rosenkranz ein mächtiger Schild gegen den höllischen Feind ist? Dass er das Laster vernichtet, die Sünde verhindert und die Irrlehre ausrottet?«
    »Ja, das sagtest du!«, stellte Maurus grimmig fest.
    »Und wie immer kommst du zu spät, mein Freund. Zu spät! Wie dieser römische Pater, der nur an sein Fortkommen dachte. Ihr habt es nicht verstanden.«
    »Du hast es nicht verstanden, Balduin. Du hast unseren Orden verraten, den wahren Pfad verlassen«, entgegnete Maurus. Balduin lachte schallend auf.

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