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Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Titel: Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Esch
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durchschritten zuerst das mächtige Klostertor durch einen engen, gedeckten Gang und gelangten schließlich in den Klosterhof. Ihr Blick fiel zunächst auf einen gewaltigen Zisternenschacht. An seiner Ostseite befand sich der Exonarthex, die reich mit Fresken verzierte offene Vorhalle des Katholikon – der Hauptkirche des Klosters. Gegenüber lagen das Refektorium und zahlreiche andere Räume.
    »Was sollte dieser angebliche Mörder denn bei uns suchen?«, wollte der Greis wissen, während er Matthias und Maurus durch das Kloster führte.
    »Ich will offen sein, ehrwürdiger Vater. Wir vermuten, dass hier in diesem Kloster eine Schrift versteckt ist, die man in Rom als eine Brandschrift erachtet und darum gerne zerstört wüsste. Und dieser Mörder, dessen Besuch Ihr durchaus fürchten solltet, ist willens und fanatisch entschlossen, dieses Dokument zu finden und zu vernichten, koste es, was es wolle.«
    Der Greis nickte bedächtig.
    »Wenn es Gottes Wille ist, wird er auch sein Ziel erreichen. Aber sagt, warum wollt Ihr diesen Mann denn daran hindern, Gottes Willen zu erfüllen?«
    »Diese Schrift ist keine gewöhnliche Schrift. Es ist eine sehr alte Schrift, auf Papyrus geschrieben, in aramäischer Sprache«, versuchte Matthias zu erklären.
    »Nun, ich darf mit Stolz sagen, dass wir eine sehr umfangreiche Bibliothek führen, in der es sehr viele hundert alte Manuskripte gibt: in Griechisch, Aramäisch, Latein, sogar arabische Handschriften finden sich darunter. So kennen wir die Suren des Korans als auch die Gesetze der Thora und selbstverständlich auch die Bibel Roms. Schließlich fand hier einst ein bedeutender Evangelist Zuflucht, der diesem Kloster auch den Namen gegeben hat.«
    »Das ist mir bekannt, ehrwürdiger Vater. Auch wir verehren den Evangelisten Johannes. Aber dennoch, wenn diese Schrift, von der ich spreche, in die falschen Hände gerät, könnte sie eine Katastrophe auslösen.«
    »Aber dann wäre es doch umso besser, wenn dieser gesuchte Übeltäter das Manuskript vernichten würde, vorausgesetzt, dass es überhaupt existiert und sich in diesen heiligen Mauern befindet.«
    »Das ist ja unsere große Sorge, ehrwürdiger Vater. Wenn dieser Mörder diese Schrift nicht findet und keinen Beweis für deren Nichtexistenz in den Händen hält, wird er weiter suchen und weiter morden. Er würde eine Spur des Grauens hinterlassen. Darum wäre es gut zu erfahren, ob diese Schrift existiert und sicher verwahrt ist.«
    Der greise Abt lächelte.
    »Ihr seid ein kluger Mann und versteht es, geschickt herumzureden. Aber warum nennt Ihr den Papyrus nicht einfach bei seinem Namen?«
    Matthias holte Luft und sah Maurus an, der nur mit den Schultern zuckte.
    »Also gut. Das Dokument, um das es geht, ist ein Evangelium, aber nicht geschrieben von einem der vier bekannten Evangelisten, sondern von einer Frau.«
    »Sagt mir, was ist daran so außergewöhnlich, wenn eine Frau ein Evangelium schreibt? War es nicht eine Frau, die unseren Herrn geboren hat? Und gab es nicht zahlreiche Frauen, die ihn auf seinem Weg begleiteten? Was soll daran ungewöhnlich sein, wenn auch eine Frau ein Evangelium geschrieben hat?«
    »Eigentlich kann ich nichts Verwerfliches daran finden. Nur in diesem Falle wird diese Frau von Rom als verwerflich betrachtet«, entgegnete Matthias.
    »Aber Rom ist weit weg, mein Freund. Der Arm Eures Papstes reicht nicht bis hierher. Aber sagt mir, warum wird diese Frau, die angeblich ein Evangelium geschrieben hat, von der römischen Kirche als verwerflich angesehen? Mir ist nur eine bekannt, die Papst Gregor I. einst als Sünderin bezeichnete, die man als Prostituierte interpretierte, Maria Magdalena.«
    Matthis schluckte verlegen, sein Hals wurde trocken, dass er kaum antworten konnte.
    »Aber genau das ist sie ja«, krächzte er plötzlich heiser. Wieder lächelte der Greis, doch diesmal schien es Matthias ein seltsames, wissendes Lächeln zu sein.
    » Dabei wurde Maria Magdalena schon in der Alten Kirche als Apostelgleiche verehrt. Hippolyt von Rom verlieh ihr im 3. Jahrhundert die würdevolle Bezeichnung Apostola apostolorum  – Apostelin der Apostel. Sie soll ein Evangelium hinterlassen haben?«
    »Ja und die Spur führt genau hierher«, entgegnete Matthias. »Aber, es ist, ach, wie soll ich es Euch erklären?« Matthias klang fast schon ein wenig verzweifelt. Wieder lächelte der Abt geheimnisvoll.
    »Ihr wollt mir sagen, dass Rom weniger diese Schrift fürchtet, als das, was sie beweisen

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