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Das Geheimnis der Salzschwestern

Das Geheimnis der Salzschwestern

Titel: Das Geheimnis der Salzschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Baker
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auch gut so, aber dann ließ der Ansturm nach, und sie wurde immer hibbeliger. Also hängte sie die Schürze auf und lief nach draußen.
    Der Tag war inzwischen düster und grau. Am Horizont drängten sich Wolken wie Lkw im Stau, und ein unsteter Wind wirbelte immer tiefer und tiefer übers Land. Dee wickelte sich den Schal enger um den Hals und steckte die Hände in die Taschen. Es machte ihr nichts aus, dass der Tag so hässlich geworden war, das passte sogar ganz gut zu ihrer Stimmung.
    Nach einer Minute Fußmarsch hatte sie bereits das Ende der Bank Street erreicht. Auf der einen Seite erstreckte sich das Wasser weit und farblos vor ihr, auf der anderen Seite Tappert’s Green. Heute waren dort keine Touristen oder Leute, die picknickten, nur freche Krähen, die im ausgetrockneten Gras nach übriggebliebenen Krumen suchten. Dee erschauderte und stampfte mit dem Fuß auf, um sie zu verscheuchen, die Vögel sahen sie jedoch nur aus leeren Augen an, öffneten die Schnäbel und krächzten. Wenn sie Hunde wären, dachte Dee, hätten sie vermutlich versucht, sie zu beißen.
    Hinter Tappert’s Green lag Plover Hill, und vor dem Fuß des Hügels stand ein einzelner Birnbaum, der von dichtem Gestrüpp umgeben war. Den Baum hatte Mr Weatherly nicht erwähnt, und jetzt verstand Dee auch, warum das gar nicht nötig gewesen war. Wenn es etwas gab, wofür sie ein Gespür hatte, dann für die geheimen Treffpunkte von Liebespärchen, und ganz offensichtlich zogen sich die jungen Leute aus Prospect hierher zurück, wenn sie ungestört sein wollten. Denn hinter dem Baum senkte sich das Gelände zwischen Sträuchern ab und formte so eine lauschige kleine Kuhle. Der Stamm des Baumes war mit Schnitzereien übersät wie ein Totempfahl, überall zierten ihn von Pfeilen durchbohrte Herzchen und verschlungene Buchstaben. Welche dieser Paare hatten wohl den Lauf der Zeit überdauert, und bei welchen war das Ende so nah wie bei den verrotteten Birnen im Gras?
    Ein Windstoß wehte ihr beinahe eines der letzten Blätter ins Gesicht, und sie sah durch die Äste hindurch hinauf zu den Giebeln und Terrassen des Turner-Hauses, das oben auf Plover Hill kauerte. Ein so imposantes Gebäude hätte eigentlich eleganter wirken sollen, aber zu viele Turners hatten dort im Laufe der Jahre versucht, sich gegenseitig zu übertrumpfen, so dass die verschiedenen Teile des Hauses nicht besonders gut zueinanderpassten. Okay, dachte Dee, es war schon ein herrschaftliches Haus, aber es wirkte fast ein bisschen zu bemüht.
    Dee lehnte sich gegen den Baum und versuchte sich eine Vorstellung davon zu machen, wie die Räume im Turner-Haus so aussahen – ob sie wohl gemütlich und mit Teppichen und Büchern vollgestopft waren, oder eher unpersönlich, mit Kristallsammlungen und silbernen Rahmen? Wie war Claire, die doch vom schrottübersäten Salzgut stammte, bloß in diesem schindelbedeckten Monstrum gelandet? Das war Dee unbegreiflich. Doch dann kam ihr in den Sinn, wie viel weniger Jo mit ihren Narben und ihrer schwerfälligen Aussprache dort hingepasst hätte. Wahrscheinlich hatte also die richtige Schwester Whit Turner geheiratet.
    Dee fragte sich, was sie wohl tun würde, wenn sie in einem solchen Haus lebte und mit einem Mann wie Whit verheiratet wäre. Ein erneuter Windstoß blies ihr Sand in die Augen, und sie blinzelte, wandte sich vom Baum ab und brach in die entgegengesetzte Richtung auf, zurück zum Imbiss. Auf dem Weg dorthin versuchte sie, nicht an Whits heiße Finger um ihr Handgelenk zu denken und daran, was für aufregenden Ärger das geben könnte.

K APITEL 5
    E s stellte sich heraus, dass die Harbor Bank offensichtlich in Plauderlaune war. Ihr zweites Schreiben, das auf der Salt Creek Farm eintrudelte, war von außen zwar genauso schlicht wie das erste, die Worte waren jedoch um einiges bunter. »Zweite Benachrichtigung«, stand oben in großen roten Buchstaben. »Setzen Sie sich bezüglich Ihres Darlehens bitte dringend mit uns in Verbindung«, stand im kleiner gedruckten Text. »Andernfalls werden wir rechtliche Schritte einleiten.«
    So, so.
    Dieses Mal tat Jo, was der Brief vorschlug, und griff zum Telefon. Sie rief nur selten jemanden an, und ihre Finger zitterten, als sie die Nummer wählte. Beim dritten Versuch schaffte sie es dann endlich.
    »Harbor Bank«, meldete sich eine gelangweilte Frauenstimme, »was kann ich für Sie tun?«
    Jo fand, dass sie am besten einfach bei den Tatsachen bleiben sollte, so wie es die Bank ja auch

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