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Das Geheimnis der Salzschwestern

Das Geheimnis der Salzschwestern

Titel: Das Geheimnis der Salzschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Baker
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gehalten hatte. »Hier ist Joanna Gilly«, erklärte sie. »Von der Salt Creek Farm draußen auf Cape Cod. Ich möchte bitte mit jemandem über mein Darlehen sprechen.«
    »Einen Moment.« Die gelangweilte Dame seufzte und verband sie mit einem Mr Monaghy.
    »Gil Monaghy«, meldete der sich, und er klang überhaupt nicht gelangweilt. Seine Stimme war vielmehr das reinste Feuerwerk. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Sie können mir zum Beispiel erklären, warum Sie bei meinem Darlehen die Raten erhöht haben«, blaffte Jo ohne jede Vorrede in den Hörer, »und was ich Ihrer Meinung nach jetzt tun soll.«
    Es stellte sich heraus, dass Gil Monaghy genau der Richtige war, um die Situation zu erläutern. Offenbar hatte es bei Mamas zweitem Kredit auf die Marsch eine Klausel gegeben. Falls das Darlehen bis zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht abbezahlt sein sollte, würden die Raten dramatisch ansteigen. Dieser Zeitpunkt war nun gekommen, und Jo stand jetzt als die Dumme da. »Es ist ja nicht etwa so, dass Sie mit den Zahlungen in Verzug sind«, stellte er klar. »Aber die Rate beläuft sich schon seit Monaten auf eine höhere Summe, und da sind Sie mit dem Differenzbetrag im Rückstand.«
    »Wie viel schulde ich Ihnen?«, fragte Jo, und Mr Monaghy nannte ihr die Zahlen, als würde er da über Milchgeld reden.
    Jos Herz zog sich schmerzhaft zusammen, während sie nach einer Antwort suchte. »Das ist viel Geld«, erwiderte sie schließlich. »Was passiert, wenn ich nicht so viel habe?« Ehrlich gesagt glaubte sie, den Betrag gerade so aufbringen zu können. Sie hatte ein finanzielles Polster, das ihre Mutter damals bereits angelegt hatte, diese Zahlung würde ihre Rücklagen jedoch völlig verschlingen.
    »Dann sehen wir uns leider gezwungen, Maßnahmen zu ergreifen.«
    Jo wusste, was das hieß, dass ihr Gut nämlich einem Haufen Anzugträger in die Hände fallen würde. »Und was wäre, wenn ich zwar den Differenzbetrag aufbringen könnte, es dann aber nicht schaffe, die neuen Raten jeden Monat zu zahlen?«, erkundigte sie sich.
    Mr Monaghy seufzte. »Dann geht eben alles wieder von vorn los. Und dazu würde ich Ihnen nicht raten.« Seine Stimme wurde sanfter. »Vielleicht«, schlug er vor, »sollten Sie darüber nachdenken, das Grundstück zu veräußern. Haben Sie das schon mal in Erwägung gezogen?«
    Jo schnaubte. »Glauben Sie mir, das ist auch keine Lösung. Niemand will diesen Sumpf.« Außer Whit Turner , dachte sie, dem letzten Menschen auf Erden, an den sie je verkaufen würde. Und dann legte sie einfach auf.
    Manche Sachen konnte eben selbst Jo nicht zuwege bringen. Sie konnte zum Beispiel einen in die Erde gesunkenen Stein nicht wieder aufrichten oder Tote zum Leben erwecken. Und vor allem musste sie beim Gilly-Salz die Dinge so nehmen, wie sie eben kamen.
    Wenn sie Glück hatte, dachte Jo, würde vielleicht auch die Bank diese Lektion beizeiten lernen.
    Nach dieser Unterhaltung mit Mr Monaghy war der Tag ohnehin im Eimer, also beschloss Jo, angesichts des bevorstehenden Wintereinbruchs eine sehr unangenehme Pflicht zu erfüllen und den letzten Wurf verwilderter Katzen zu ertränken. Natürlich war das eine grauenhafte Angelegenheit, die meisten Leute hatten allerdings keine Ahnung, was für eine Kunst es zugleich war, das Leben dieser Kreaturen zu beenden. Wenn man es richtig anstellte, war es für die armen Dinger kurz und schmerzlos.
    Ihre Mutter hatte sie danach einfach irgendwo in ein Loch geworfen, Kalk daraufgeschüttet und sie verscharrt, nach Mamas Tod nahm Jo diese Aufgabe jedoch ernster. Jetzt war nur noch sie hier, und sie wollte es so. Sie brachte die leblosen Kätzchen gerne zu einer ganz besonderen Stelle bei den Gräbern. Und wahrscheinlich freuten sich selbst die Toten gelegentlich über ein paar neue Gesichter, dachte sie, und so verlieh sie dem Ganzen gewissermaßen einen Sinn. Das machte es ihr etwas einfacher. Jo konnte den Tod eines Lebewesens verantworten, konnte sogar mit ihren eigenen Händen dazu beitragen, ertrug aber keine sinnlose Verschwendung.
    Der Wurf war kleiner als sonst. Jo legte die Kätzchen in einen Futtersack und band ihn zu. Das war einer von den Beuteln, die sowieso nicht mehr verkauft werden konnten, mit großen weißen und roten Buchstaben auf dem Jutestoff. Dann holte sie einen Waschbottich aus Metall, füllte ihn mit dem Schlauch mit eiskaltem Wasser und verzog sich dann mit den Katzen und dem ganzen Material hinter die Scheune.
    Sie arbeitete schnell und versuchte,

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