Das Geheimnis der Saurierinsel
er noch etwas, das ihnen hier wirklich nützlich sein konnte. Aus Spaß richtete er die Taschenlampe auf Mary und schaltete sie ein. Sie funktionierte sogar noch! Doch Mary schrie erschrocken auf und sprang ein Stück zur Seite.
»Ein Blitz ohne Donner«, flüsterte sie.
»Nö, nur eine ganz gewöhnliche Taschenlampe«, erklärte Max verblüfft und schaltete sie vorsichtshalber wieder aus. Wieso war Mary bloß so empfindsam?
In einer Seitentasche entdeckte er noch eine DoseCola und einen zerdrückten Müsliriegel. Aber er beschloss, die Reserve lieber für den Notfall aufzuheben.
Max hielt seine Schuhe über die Flammen des Lagerfeuers und ignorierte den merkwürdigen Geruch nach Seetang, den sie verströmten. Wenigstens musste er jetzt nicht mehr barfuß laufen. Er sah dem Rauch nach, der über einen Riss in der Felsdecke abzog, und genoss die Wärme, die ihn einhüllte wie eine Decke. Mary stocherte unruhig mit einem Stock in dem Feuer herum. Bei jedem Geräusch zuckte sie zusammen und lauschte.
»Früher oder später werden sie kommen«, murmelte sie. »Die Männer suchen die ganze Insel nach Fossilien ab. Sie gehen recht töricht dabei vor: Graben mal hier, mal dort. Sie zerstören Vogelnester und hinterlassen überall ihren Abfall. Nicht selten zerschlagen sie fossile Knochen, statt sie behutsam zu bergen.«
»Hier ist doch ein Naturschutzgebiet!«, stieß Max wütend hervor. »Wieso rufst du nicht die Polizei?«
»Ich glaube nicht, dass sie mich hören könnten.«
»Wieso nicht? Ist dein Handy auch kaputt?«
»Meine Stimme ist nicht laut genug«, erklärte Mary.
Max runzelte die Stirn. Aber bevor er fragen konnte, wie sie das meinte, war sie schon wieder auf den Beinen und verschwand hinter einem Felsblock.
Max hörte sie herumkramen. Etwas fiel klirrend auf den steinigen Boden. Vielleicht war ihr ja doch noch eingefallen, wo sie ihr Handy hingelegt hatte? Oder befand sich in der Nische hinter dem Stein eine Art Kühlschrank, überlegte Max, in dem sie Nahrungsmittel aufbewahrte? Ein bisschen Proviant konnten sie sicher noch gebrauchen. Doch stattdessen brachte Mary nur Werkzeug und ein altertümliches Fernrohr aus goldglänzendem Messing mit. Wortlos stopfte sie die Geräte in Max’ Rucksack.
Wenig später krochen sie auf allen vieren durch einen Gang. Nichts deutete auf den zweiten Ausgang hin, von dem Mary gesprochen hatte. Max kam sich wie ein Maulwurf vor in der Enge und Finsternis. Ein Maulwurf, der schweres Gepäck hinter sich herzog. »Ich kann nichts sehen!«, beschwerte er sich schließlich. Mary zündete eine Kerze an, aber noch immer war keine Öffnung im Gestein zu erkennen.Max seufzte. Ihm blieb nichts anderes übrig, als sich darauf zu verlassen, dass sie den Weg kannte. Kleine Steinchen bohrten sich in seine Handflächen, ein Felszacken zerriss ihm die Hose und schrammte sein Knie auf. »Autsch!«, entfuhr es Max.
Mary warf ihm einen besorgten Blick zu.
Gerade als er ihr vorschlagen wollte, doch besser umzukehren, nahm er am Ende des Tunnels einen schwachen Lichtschein wahr. Na endlich!
Auf der Suche
Max fluchte leise vor sich hin. Bei jedem Schritt stießen die Werkzeuge in seinem Rucksack klirrend aneinander. Mary ging mit ihrem Hund ein Stück voraus. Sie lief in einem schnellen Tempo am Ufer der Insel entlang. Wieder sah es so aus, als würde sie über die Hindernisse – über nasses, glattes Gestein und abgebrochene Äste – einfach so hinwegschweben. Max stapfte ihr mit zusammengepressten Lippen hinterher. Es kostete ihn Mühe, ihr zu folgen und nicht zu stolpern oder auszurutschen. Sein Knie tat weh und sein Gepäck war schwer, aber er beklagte sich nicht. Er hatte ja versprochen, Mary zu helfen. Doch wohin wollte sie bloß?
Als sie nach etwa einer Stunde eine kleine Bucht erreichten, blieb Mary endlich stehen und wartete auf ihn.
»Hier ist die Stelle«, murmelte sie, als er sie einholte.
»Die Stelle?«
»Hier habe ich Bruchstücke des unbekannten Urzeitwesens gefunden.«
Max blickte sich um. Er konnte nichts Besonderes entdecken. Nur Sand und Steine und sonst nichts. Fast war er ein bisschen enttäuscht.
Max warf den Rucksack ab und ließ sich in den nassen Sand fallen. Wellen schwappten über die Felsen am Ufer und ein paar Spritzer einer hohen Woge landeten in seinem Gesicht. Unwillig wischte er sie weg und angelte die Cola aus der Seitentasche. Reserve hin oder her – er hatte
jetzt
Durst.
Als er die Dose öffnete, gab es ein ploppendes Geräusch
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