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Das Geheimnis der Schnallenschuhe

Das Geheimnis der Schnallenschuhe

Titel: Das Geheimnis der Schnallenschuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Angriffslust. Und dann, ganz deutlich: Zorn. Er warf die Visitenkarte auf den Tisch.
    «Der sind Sie also? Ich habe von Ihnen gehört.»
    «Die meisten Menschen haben von mir gehört», murmelte Poirot bescheiden.
    «Ein Privatdetektiv, was? Einer von der kostspieligen Sorte. Einer von denen, die engagiert werden, wo Geld keine Rolle spielt – wo die Leute jeden Preis zahlen, nur um ihre elende Haut zu retten!»
    «Wenn Sie Ihren Kaffee nicht trinken», meinte Hercule Poirot, «wird er kalt.»
    Er sprach freundlich und mit Autorität.
    Raikes starrte ihn an.
    «Sagen Sie: Was sind Sie eigentlich für ein Vogel?»
    «Der Kaffee in diesem Lande ist ohnehin sehr schlecht», erklärte Poirot bedauernd.
    «Das kann man wohl behaupten», bestätigte Mr Raikes.
    «Aber wenn Sie ihn kalt werden lassen, ist er praktisch ungenießbar.»
    Der junge Mann beugte sich vor.
    «Worauf wollen Sie hinaus? Wozu sind Sie hergekommen?»
    Poirot zuckte die Achseln.
    «Ich wollte – Sie sprechen.»
    Raikes’ Augen wurden schmal.
    «Wenn Sie etwa auf Geld aus sind, dann sind Sie an den Falschen geraten! Leute wie ich können sich nicht leisten zu kaufen, was sie haben wollen. Gehen Sie lieber zu dem Mann, der Ihnen Ihr Honorar zahlt.»
    Poirot meinte seufzend: «Bis jetzt hat mir noch keiner etwas bezahlt!»
    «Das können Sie mir lange erzählen», fauchte Raikes.
    «Es entspricht der Wahrheit», sagte Hercule Poirot. «Ich verschwende eine Menge wertvolle Zeit ohne jede wie immer geartete Entschädigung. Bloß, um – sagen wir – meine Neugier zu befriedigen.»
    «Und ich nehme an», entgegnete Mr Raikes, «dass Sie neulich bei dem verfluchten Zahnarzt ebenfalls bloß Ihre Neugier befriedigt haben.»
    Poirot schüttelte den Kopf.
    «Sie übersehen die allereinfachste Ursache, weswegen man sich im Wartezimmer eines Zahnarztes aufhält – nämlich, um sich die Zähne behandeln zu lassen.»
    «Deshalb waren Sie also dort?» Mr Raikes’ Ton drückte ungläubige Verachtung aus. «Um sich die Zähne behandeln zu lassen?»
    «Gewiss.»
    «Sie werden verzeihen, wenn ich Ihnen sage, dass ich das nicht glaube.»
    «Darf ich dann fragen, Mr Raikes, was Sie beim Zahnarzt gemacht haben?»
    Mr Raikes lächelte plötzlich: «Jetzt haben Sie mich erwischt! Ich war ebenfalls zur Behandlung dort.»
    «Sie haben vielleicht Zahnschmerzen gehabt?»
    «Richtig, Sie Schlaumeier.»
    «Und trotzdem sind Sie fortgegangen, ohne sich behandeln zu lassen?»
    «Nun, und wenn schon? Das ist doch meine Angelegenheit…» Er hielt inne und sagte dann mit rasch aufflammendem Zorn: «Ach, zum Teufel, warum reden wir immer um die Sache herum? Sie waren einfach dort, um auf Ihren Prominenten aufzupassen. Und Ihrem wertvollen Mr Alistair Blunt ist ja auch nichts zugestoßen. Mir können Sie nichts nachweisen.»
    «Wohin gingen Sie, als Sie so plötzlich das Wartezimmer verließen?», fragte Poirot plötzlich scharf.
    «Aus dem Hause, natürlich.»
    «Aha!» Poirot blickte nach der Decke. «Aber niemand sah Sie hinausgehen, Mr Raikes.»
    «Macht das etwas aus?»
    «Möglicherweise. Bedenken Sie: Kurz darauf ist in demselben Haus jemand eines gewaltsamen Todes gestorben.»
    Raikes sagte: «Ach so, Sie meinen den Zahnklempner.»
    Poirots Stimme klang hart, als er antwortete: «Ja, ich meine den Zahnklempner.»
    Raikes starrte ihn an. «Wollen Sie das etwa mir in die Schuhe schieben?», fragte er. «Ist das Ihre Absicht? Das wird Ihnen nicht gelingen. Ich habe eben den Bericht über die gestrige Leichenschau gelesen. Der arme Teufel hat sich erschossen, weil er sich bei einer Lokalanästhesie irrte und der betreffende Patient starb.»
    Poirot fuhr unbewegt fort: «Könnten Sie beweisen, dass Sie das Haus verlassen haben? Kann jemand mit Bestimmtheit angeben, wo Sie sich zwischen zwölf und eins aufgehalten haben?»
    Raikes kniff die Augen zusammen.
    «Sie versuchen also tatsächlich, die Geschichte mir in die Schuhe zu schieben? Wahrscheinlich hat Blunt Sie dazu angestiftet?»
    Poirot seufzte: «Verzeihen Sie – aber dieses fortwährende Herumreiten auf Mr Alistair Blunt ist anscheinend eine Zwangsvorstellung von Ihnen. Ich stehe nicht in seinen Diensten und habe nie in seinen Diensten gestanden. Ich befasse mich nicht mit seinem Schutz, sondern mit dem Tod eines Menschen, der in seinem selbstgewählten Beruf nützliche Arbeit geleistet hat.»
    Raikes schüttelte den Kopf. «Tut mir Leid», murrte er, «ich glaube Ihnen nicht. Sie sind und bleiben für mich Blunts

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