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Das Geheimnis der Schnallenschuhe

Das Geheimnis der Schnallenschuhe

Titel: Das Geheimnis der Schnallenschuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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kommt es schon vor, dass die örtliche Betäubung eine nachteilige Wirkung hat, aber nur bei Patienten, die bestimmte körperliche Beschwerden haben – meist ist das Herz nicht in Ordnung. Aber eine Überdosis ist etwas äußerst Seltenes. Schauen Sie – Zahnärzte sind so gewohnt, die vorgeschriebene Dosis zu geben, dass das Spritzen zu einem ganz mechanischen Vorgang wird – man gibt die richtige Dosis automatisch.»
    Poirot nickte zustimmend: «Ja, diesen Gedanken habe ich auch gehabt.»
    «Schauen Sie, die Mittel sind vollkommen standardisiert. Es ist nicht wie bei einem Apotheker, der dauernd verschiedene Rezepte zurechtmacht oder die Dosierung verändern muss – da kann natürlich durch Unaufmerksamkeit leicht ein Irrtum entstehen. Oder bei einem Arzt, der viele verschiedenartige Rezepte schreiben muss. Aber bei einem Zahnarzt ist das ganz anders.»
    «Haben Sie versucht, diese Auffassung bei der gerichtlichen Leichenschau zu äußern?», erkundigte sich Poirot.
    Gladys Nevill schüttelte den Kopf. «Nein!», stieß sie schließlich hervor, «ich habe mich gescheut, die – die Dinge noch zu verschlimmern. Natürlich weiß ich, dass Mr Morley ein solcher Irrtum nicht hätte passieren können – aber dann hätten die Leute gedacht, er habe es absichtlich getan.»
    Poirot nickte, und Gladys Nevill fuhr hastig fort: «Deshalb bin ich zu Ihnen gekommen, M. Poirot. Weil Sie keine – keine Behörde sind. Aber ich bin der Ansicht, irgendjemand müsse erfahren, wie – wie wenig überzeugend die ganze Geschichte klingt.»
    «Leider wünscht das niemand zu erfahren», murmelte Poirot.
    Sie schaute ihn überrascht an, und nach einer Weile sagte er: «Ich wüsste gern Näheres über das Telegramm, durch das Sie neulich aus London fortgelockt worden sind.»
    «Ehrlich gesagt, M. Poirot, ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Es erscheint mir so sonderbar. Schauen Sie: Das Telegramm muss jemand abgeschickt haben, der genau über mich Bescheid weiß – und auch über meine Tante, wo sie wohnt und dergleichen.»
    «Ja, man hat den Eindruck, dass es entweder aus Ihrem engsten Bekanntenkreis stammt oder von jemandem, der bei Morleys im Haus lebt und gut über Sie informiert ist.»
    «Von meinen Freunden würde niemand so etwas tun, Monsieur Poirot.»
    «Sie selbst haben gar keine Vermutungen?»
    Das Mädchen zögerte und sagte dann langsam: «Ganz zu Anfang, als ich hörte, Mr Morley habe sich erschossen, dachte ich, er habe das Telegramm vielleicht selber geschickt.»
    «Sie meinen, aus Rücksicht auf Sie – um Sie aus dem Weg zu haben?»
    Sie nickte.
    «Aber dann ist mir dieser Gedanke zu phantastisch vorgekommen – selbst wenn er wirklich geplant hätte, sich an diesem Vormittag umzubringen. Es ist tatsächlich sehr sonderbar. Frank – mein Freund – hat sich dabei zuerst ganz albern benommen. Er hat mir vorgeworfen, ich hätte an diesem Tag mit einem anderen Mann verreisen wollen – als ob ich jemals so etwas tun würde!»
    «Gibt es einen – anderen Mann?»
    Miss Nevill errötete.
    «Nein, natürlich nicht. Doch Frank ist in letzter Zeit so anders gewesen – so bedrückt und misstrauisch. Aber wissen Sie, das war nur, weil er seine Stellung verloren hat und keine neue finden konnte. Müßiggang ist so schädlich für einen Mann. Ich habe mich um Frank sehr gesorgt.»
    «Er hat sich sehr aufgeregt, nicht wahr, als er feststellte, dass Sie an dem betreffenden Tag verreist waren?»
    «Ja – denn er war gekommen, um mir zu erzählen, dass er eine neue Stellung gefunden habe – eine wunderbare Stellung – zehn Pfund in der Woche. Und er war ungeduldig: Ich sollte es sofort erfahren. Außerdem wünschte er wohl, dass auch Mr Morley es erfahren sollte, denn es kränkte ihn sehr, dass Mr Morley ihn nicht schätzte.»
    Leichthin sagte Poirot: «Ich würde Ihren Freund gern kennen lernen.»
    «Das wäre mir sehr recht, M. Poirot. Aber augenblicklich hat er nur den Sonntag frei. Während der Woche arbeitet er auf dem Land.»
    «Ah, die neue Stellung. Was ist das übrigens für eine Arbeit?»
    «Genau weiß ich das auch nicht. Ich glaube, so eine Art Sekretärsposten. Oder bei einer Behörde. Ich muss meine Briefe an Franks Londoner Adresse schicken, und von dort werden sie ihm nachgesandt.»
    «Finden Sie das nicht ein bisschen sonderbar?»
    «Ja, anfangs fand ich es schon – aber Frank meint, das werde heuzutage oft gemacht.»
    Poirot sah sie ein paar Sekunden schweigend an. Dann sagte er entschlossen:

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