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Das Geheimnis der Schnallenschuhe

Das Geheimnis der Schnallenschuhe

Titel: Das Geheimnis der Schnallenschuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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erschrocken sein. Ich – ich selbst fühle mich ganz schwach. Meinst du, dass ich einen Cognac haben könnte – nur ein kleines Schlückchen?»
    Blunt sagte rasch: «Natürlich. Komm mit mir ins Haus.» Sie nahm seinen Arm und stützte sich schwer darauf. Blunt sah über die Schulter auf Poirot und Raikes zurück. «Können Sie den Burschen mitbringen?», fragte er. «Wir wollen ihn der Polizei übergeben.»
    Frank Carter öffnete den Mund, brachte aber kein Wort heraus. Er war totenblass, und die Knie zitterten ihm. Howard Raikes packte ihn hart.
    «Kommen Sie mit, Sie…»
    Frank Carter murmelte mit heiserer und unsicherer Stimme: «Alles Lüge.»
    Howard Raikes schaute Poirot an.
    «Für einen erstklassigen Spürhund haben Sie aber herzlich wenig eigene Meinung! Warum äußern Sie sich eigentlich nicht?»
    «Ich denke nach, Mr Raikes.»
    «Das wird auch nötig sein, glaube ich! Ich möchte behaupten, dass diese Geschichte Sie Ihre Stelle kosten kann! Jedenfalls ist es Ihnen nicht zu verdanken, wenn Alistair Blunt noch am Leben ist.»
    Hercule Poirot murmelte: «Ich frage mich…»
     
    Beim Ankleiden fürs Abendessen betrachtete Poirot stirnrunzelnd sein Spiegelbild, während er sich bemühte, seine Krawatte so exakt wie möglich zu binden. Er war unzufrieden, hätte aber nicht erklären können, warum. Denn der Fall – das musste er zugeben – lag völlig klar. Frank Carter war wirklich auf frischer Tat ertappt worden.
    Nicht etwa, dass er in Frank Carter besonderes Vertrauen gesetzt oder Sympathie für ihn empfunden hätte. Nüchtern betrachtet, hielt er Carter für eine bestimmt sehr unerfreuliche Erscheinung. Einer von diesen brutalen jungen Leuten, die den Frauen gefallen und sie so weit bringen können, dass sie trotz einwandfreier Gegenbeweise nichts Böses von ihnen glauben wollen. Und Carters ganze Geschichte war in höchstem Grade schwach. Agenten des «Geheimdienstes» sollten an ihn herangetreten sein und ihm einen Posten angeboten haben – einen Posten als Gärtner, um über die Gespräche und Handlungen der anderen Gärtner zu berichten! Die Unwahrheit dieser Behauptung ließ sich leicht nachweisen. Carter konnte keinerlei glaubwürdigen Anhaltspunkt liefern.
    Ein außerordentlich schwach erfundenes Märchen – gerade die Art Märchen, dachte Poirot, die sich ein Mensch wie Carter ausdenken würde.
    Zu Carters Gunsten ließ sich überhaupt nichts sagen. Er selbst war nicht imstande, den Vorgang zu erklären, sondern blieb dabei, dass ein anderer den Schuss abgefeuert haben musste. Immer wieder sprach er von einem «abgekarteten Spiel».
    Nein, zugunsten Carters war nichts vorzubringen.
    Für Raikes hatten sich die Dinge sehr glücklich entwickelt. Seine Anwesenheit in Exsham konnte er dadurch erklären, dass er in Janes Nähe sein wollte, und es war ja ein Glück, dass er da war, denn sonst wäre Alistair Blunt wohl kaum mehr am Leben. Und in Zukunft würde man dem jungen Lebensretter kaum mehr das Haus verbieten können.
    Janes unerwünschter junger Freund hatte im Hause Blunt festen Fuß gefasst und schien entschlossen, sich nicht wieder vertreiben zu lassen.
    Poirot beobachtete ihn nachdenklich während des ganzen Abends. Er spielte seine Rolle mit beträchtlicher Geschicklichkeit. Er äußerte keine umstürzlerischen Meinungen, sprach überhaupt nicht von Politik. Er erzählte lustige Geschichten von seinen Fahrten und Abenteuern in der Wildnis.
    Er ist nicht mehr der Wolf, dachte Poirot. Nein, er hat den Schafspelz angezogen. Aber was ist darunter? Das wüsste ich gern…
     
    «Errette mich, Herr, von den bösen Menschen; behüte mich vor den frevelnden Leuten», sang Mrs Olivera mit fester, wenn auch etwas falscher Stimme.
    Sie tat es mit solcher Inbrunst, dass Hercule Poirot zu der bestimmten Schlussfolgerung kam, der frevle Mensch, der ihr im Geiste vorschwebte, sei Howard Raikes. Hercule Poirot hatte seinen Gastgeber und die ganze Familie zur Morgenandacht in die Dorfkirche begleitet.
    «Sie schärfen ihre Zunge wie eine Schlange», sangen die Chorknaben in schrillem Diskant, «Otterngift ist unter ihren Lippen.» Die Tenöre und Bässe baten hingebungsvoll: «Bewahre mich, Herr, vor der Hand der Gottlosen; behüte mich vor den frevlen Leuten, die meinen Gang gedenken umzustoßen.»
    Hercule Poirot machte einen schüchternen baritonalen Versuch: «Die Hoffärtigen legen mir Stricke und bereiten mir Seile aus zum Netze und stellen mir Fallen an den Weg…»
    Sein Mund blieb offen

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