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Das Geheimnis der Schnallenschuhe

Das Geheimnis der Schnallenschuhe

Titel: Das Geheimnis der Schnallenschuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Bis dahin, wollen wir sagen, reicht der erste Teil.
    Der zweite Teil begann, als Chefinspektor Japp mich in die King Leopold Mansions kommen ließ. In einer der Wohnungen stand eine Pelztruhe, und in dieser Pelztruhe war eine Leiche gefunden worden. Das erste, was ich sah, als ich an die Truhe trat, war – ein abgetragener Schnallenschuh!»
    «Nun?»
    «Sie haben den springenden Punkt nicht ganz erfasst:
    Es war ein abgetragener Schuh, ein Schuh, der schon längere Zeit in Gebrauch gewesen war. Nun bedenken Sie aber: Miss Sainsbury Seale war am Abend des gleichen Tages in die King Leopold Mansions gekommen – des Tages, an dem Morley ermordet worden war. Am Morgen waren die Schuhe neu gewesen – am Abend waren sie alt. Sie verstehen – man kann ein Paar Schuhe nicht in einem einzigen Tage abtragen.»
    Alistair Blunt bemerkte ziemlich gleichgültig: «Wahrscheinlich hat sie zwei Paar besessen.»
    «Ah – aber gerade das war nicht der Fall. Japp und ich hatten ihr Zimmer im Glengowrie Court Hotel durchsucht und keine Schnallenschuhe gefunden. Ja, sie hätte ein Paar alte Schuhe besitzen und nach einem anstrengenden Tag am Abend anziehen können – aber dann hätten wir das neue Paar im Hotel vorfinden müssen, nicht wahr? Sie werden zugeben, dass das Fehlen des zweiten Paars ein auffallender Umstand war.»
    Blunt sagte mit schwachem Lächeln: «Ich kann nicht einsehen, dass es so wichtig gewesen sein soll.»
    «Nein – wichtig nicht, aber es stört mich, wenn ich mir etwas nicht erklären kann. Ich stand vor der Pelztruhe und betrachtete den Schuh – die Schnalle war erst kürzlich mit der Hand angenäht worden. Ich will zugeben, dass in mir in diesem Augenblick Zweifel aufstiegen. Zweifel an mir selbst. Ja, sagte ich mir im Stillen, Hercule Poirot, vielleicht warst du an diesem Morgen etwas leichtsinnig. Du hast die Welt durch eine rosa Brille gesehen. Sogar die alten Schuhe sind dir neu vorgekommen!»
    «Vielleicht war das tatsächlich die richtige Erklärung?»
    «Aber nein, keineswegs. Meine Augen täuschen mich nicht! Weiter: Ich untersuchte die Leiche, und was ich sah, gefiel mir gar nicht. Warum war das Gesicht mit Absicht brutal verstümmelt und unkenntlich gemacht worden…?»
    Alistair Blunt rückte unruhig hin und her.
    «Müssen wir das alles noch einmal durchgehen? Wir wissen doch schon…»
    Hercule Poirot entgegnete mit fester Stimme: «Es ist notwendig. Ich muss mit Ihnen alle Phasen des Weges durchgehen, der mich schließlich zur Lösung geführt hat. Ich sagte mir: ‹Hier stimmt etwas nicht. Da liegt eine tote Frau in der Kleidung der Sainsbury Seale – ausgenommen vielleicht die Schuhe? – und daneben die Handtasche der Sainsbury Seale: Und warum hat man ihr Gesicht so zugerichtet, dass es nicht zu erkennen ist? Etwa, weil das Gesicht nicht das von Miss Sainsbury Seale ist?› Und sofort beginne ich alles zusammenzutragen, was ich über die Erscheinung der anderen Frau – der Frau, der die Wohnung gehört – erfahren habe, und ich frage mich: Ist es nicht möglicherweise die andere Frau, die da tot vor mir liegt? Dann gehe ich und schaue mir das Schlafzimmer der anderen Frau an. Ich versuche mir auszumalen, um was für eine Art Frau es sich handelt. Oberflächlich betrachtet, scheint sie sich von der Seale sehr zu unterscheiden. Elegant, auffallend angezogen, stark zurechtgemacht. Aber in den wesentlichen Zügen ihr nicht unähnlich: Haar, Körperbau, Alter. Ein Unterschied ist jedoch vorhanden: Mrs Albert Chapman hatte Schuhgröße fünf, während Miss Sainsbury Seale, wie ich wusste, Strümpfe Nummer zehn trug, also wenigstens Schuhgröße sechs hatte. Mrs Chapman besaß also kleinere Füße als Mrs Sainsbury Seale. Ich ging zu der Leiche zurück. Wenn meine halb gare Theorie stimmte und das die Leiche von Mrs Chapman in Miss Sainsbury Seales Kleidern war, dann mussten ihr die Schuhe zu groß sein. Ich ergriff einen der Schuhe – aber er saß fest. Das sah also aus, als sei es doch die Leiche von Miss Sainsbury Seale! Aber warum war dann das Gesicht verstümmelt? Ihre Identität war doch schon durch die Handtasche bewiesen, die man leicht hätte entfernen können, aber nicht entfernt hatte.
    Es war ein Rätsel – ein höchst verwickeltes Rätsel. In meiner Verzweiflung stürzte ich mich auf Mrs Chapmans Adressbuch: Ein Zahnarzt war der einzige Mensch, der mit Bestimmtheit feststellen konnte, wer die tote Frau war – oder nicht war. Zufällig war Mrs Chapmans Zahnarzt Mr Morley.

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