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Das Geheimnis der Schnallenschuhe

Das Geheimnis der Schnallenschuhe

Titel: Das Geheimnis der Schnallenschuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Aber Sie irren sich, wenn Sie sagen, ich hätte mir seine Theorie zu Eigen gemacht. Das habe ich nicht getan. Ich habe mir nur Ihr Prinzip zu Eigen gemacht.»
    «Was meinen Sie damit?»
    «Von Anfang an bin ich immer wieder vom richtigen Weg abgedrängt worden – manchmal unbeabsichtigt, manchmal bewusst und zu einem bestimmten Zweck. Dauernd wurde mir eingeredet, ja aufgezwungen, es handle sich hier um ein sozusagen öffentliches Verbrechen. Das heißt: Sie, Mr Blunt, standen als öffentliche Erscheinung im Brennpunkt der Geschehnisse Sie, der Bankier, der Finanzmagnat, der Verfechter der konservativen Ideen! Aber jede Person des öffentlichen Lebens hat auch ihr Privatleben. Und das war mein Fehler: Ich vergaß das Privatleben. Es gab private Gründe für die Ermordung Morleys – Frank Carter besaß zum Beispiel solche Gründe. Es konnte auch private Gründe dafür geben, Sie zu ermorden, Mr Blunt. Sie hatten Angehörige, die bei Ihrem Tod erben würden. Es gab Leute, die Ihnen Liebe oder Hass entgegenbrachten – und zwar dem Menschen, nicht dem Politiker.
    Und so gelangte ich zu dem klassischen Fall dessen, was ich die ‹aufgezwungene Karte› nenne – zu dem angeblichen Attentat Frank Carters auf Sie. War dieses Attentat echt, dann handelte es sich wirklich um ein politisches Verbrechen. Oder gab es eine andere Erklärung dafür? Es konnte sie geben. Im Gebüsch befand sich noch jemand: der Mann, der herbeieilte und Carter packte. Ein Mann, der mit Leichtigkeit den Schuss abgefeuert und dann die Pistole Carter vor die Füße geschleudert haben konnte, so dass dieser sie fast unvermeidlich aufheben und damit ertappt werden musste.
    Ich dachte über das Problem Howard Raikes nach. Raikes befand sich an dem kritischen Vormittag in der Queen Charlotte Street. Raikes ist ein erbitterter Gegner alles dessen, was Sie, Mr Blunt, verkörpern und sind. Ja, aber Raikes ist noch mehr: Er ist der Mann, den Ihre Nichte wahrscheinlich heiraten wird, und Ihre Nichte soll bei Ihrem Tod ein beträchtliches Vermögen erben, wenn Sie auch vorsichtig dafür gesorgt haben, dass sie das Kapital nicht angreifen kann.
    War das Ganze schließlich doch ein privates Verbrechen – ein Verbrechen um privater Vorteile, um privater Ziele willen? Warum hatte ich es für ein öffentliches Verbrechen gehalten? Weil mir dieser Gedanke nicht nur einmal, sondern wiederholt – suggeriert und wie eine Spielkarte, die ich unbedingt ziehen sollte, aufgezwungen worden war!
    Als mir dieser Einfall gekommen war, sah ich, wie gesagt, zum ersten Mal einen Schimmer der richtigen Lösung. Ich war damals in der Kirche und sang einen Psalm: ‹und stellen mir Fallen an den Weg›, hieß es darin.
    Eine Falle? Für mich gestellt? Ja, das konnte sein. Aber dann gab es nur einen einzigen Menschen, der sie gestellt haben konnte. Und das wäre doch widersinnig gewesen! Oder war es nicht widersinnig? Hatte ich den Fall bisher aus der verkehrten Perspektive betrachtet? Geld spielt keine Rolle? Natürlich! Rücksichtslose Opferung von Menschenleben? Jawohl, richtig! Denn der Einsatz, um den es für den Schuldigen ging, war riesengroß…
    Aber wenn meine neue, sonderbare Theorie stimmte, dann musste sie sich nicht nur auf vereinzelte Punkte anwenden lassen, sondern auf alles. Sie musste beispielsweise das Geheimnis der gespaltenen Persönlichkeit von Miss Sainsbury Seale erklären. Sie musste das Rätsel des Schnallenschuhs lösen. Und sie musste die Frage beantworten: Wo befindet sich Miss Sainsbury Seale jetzt?
    Eh bien – meine Theorie erfüllt alle diese Wünsche, und noch mehr. Sie zeigte mir, dass Miss Sainsbury Seale Anfang, Mitte und Ende des ganzen Falles bildet. Kein Wunder, dass ich geglaubt hatte, es gebe zwei Mabelle Sainsbury Seales. Es gab tatsächlich zwei solche Frauen. Die eine war die liebe, gute, dumme Person, für die ihre Freunde so warm eintraten. Und die andere war die Frau, die in zwei Mordfälle verwickelt war, Lügen erzählte und auf geheimnisvolle Weise verschwand. Denken Sie daran: Der Portier der King Leopold Mansions hat ausgesagt, Miss Sainsbury Seale sei vorher schon einmal da gewesen…
    In meiner Rekonstruktion des Falles wurde dieses erste Mal zum einzigen Mal. Sie hat die King Leopold Mansions nicht wieder verlassen. Ihre Rolle wurde von der andern Miss Sainsbury Seale weitergespielt. Diese andere Mabelle Sainsbury Seale zog sich entsprechende Kleider an, trug ein neues Paar Schnallenschuhe, weil die anderen ihr zu groß

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