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Das Geheimnis Der Schönen Toten

Das Geheimnis Der Schönen Toten

Titel: Das Geheimnis Der Schönen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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vorgeschriebenen Totenriten und die Absolution. Insoweit kann niemand von uns in Frieden leben, bis das Rätsel gelöst ist.«
    Radulfus schwieg eine ganze Weile und musterte Cadfael aufmerksam; dann brach er abrupt sein Schweigen und sagte sachlich: »Je eher du diesen Beweisgrund vorbringst, um so besser. Nimm dir ein Maultier aus dem Stall, wenn der Weg zu lang ist, um an einem Tag in beiden Richtungen bewältigt zu werden. Was ist dein Ziel? Darf ich das wenigstens fragen?«
    »Keine große Entfernung«, sagte Cadfael. »Aber wenn ich reite, wird es Zeit sparen. Ich will nur zum Gutshaus von Withington.«
    Am nächsten Morgen brach Cadfael gleich nach dem ersten Stundengebet zu dem sechs Meilen langen Ritt nach dem Gutshaus auf, in dem Gunnild vor den Unwägbarkeiten und Fährnissen der Landstraße Zuflucht gefunden hatte. Er überquerte den Fluß mit der Fähre stromaufwärts bei den Longner-Besitzungen und folgte auf der anderen Seite dem kleinen Bach, der dort in den Severn mündete und an dessen beiden Seiten sich sanft ansteigende Felder erhoben.
    Eine Viertelmeile lang konnte er auf seiner Rechten den langen, mit Bäumen und Buschwerk bewachsenen Hügelkamm sehen, hinter dem der Töpferacker lag, der jetzt in ein Plateau frisch unter den Pflug genommenen Lands verwandelt war, unter dem sich der zweite Teil, die Wiese, sanft zum Fluß hin senkte. Was von dem Häuschen geblieben war, dürfte inzwischen abgerissen worden sein, und der Garten war wohl schon gerodet und der Bauplatz eingeebnet. Cadfael hatte sich nicht wieder dorthin begeben, um sich mit eigenen Augen zu überzeugen.
    Sein Weg führte ihn bis zum Dorf Upton an offenen Feldern vorbei und stieg sehr sanft an. Hinter Upton führte ein ausgefahrener Weg die zwei oder mehr Meilen nach Withington durch flaches Land, das mit üppigem Grün bewachsen war. Zwei Bäche schlängelten sich gemächlich zwischen den Häusern des Dorfs hindurch, um sich an dessen Südrand zu verbinden und sich etwas weiter in den Fluß Tern zu ergießen. Die kleine Kirche, die inmitten all des Grüns lag, war Eigentum der Abtei wie die Nachbarkirche von Upton, die Bischof de Clinton den Benediktinern vor einigen Jahren geschenkt hatte. Jenseits des Dorfs, ein wenig abseits vom Bach, lag das Gutshaus hinter einem niedrigen Palisadenzaun und war auf allen Seiten von Scheunen, Kuh- und Pferdeställen umgeben. Der Unterbau bestand aus dicken Holzbalken, an deren oberem Ende sich das Erdgeschoß aus Stein befand, und eine kurze steile Treppe führte zur Eingangstür, die zu dieser frühen Arbeitsstunde, in der Bäcker und Milchmädchen geschäftig hinein und hinaus rannten, offenstand.
    Cadfael saß am Tor ab und führte das Maultier gemächlich in den Hof. Er ließ sich Zeit, um sich umzusehen. Eine Magd kam mit einem riesigen Milchkrug aus dem Kuhstall und überquerte den Hof, um zur Meierei zu gehen. Bei seinem Anblick blieb sie zunächst stehen, ging aber weiter, als ein Reitknecht aus dem Pferdestall auftauchte und mit schnellen Schritten herankam, um das Zaumzeug des Maultiers zu nehmen.
    »Ihr seid früh unterwegs, Bruder. Was können wir für Euch tun? Mein Herr ist schon in Richtung Rodington ausgeritten. Sollen wir jemanden hinter ihm herschicken, wenn Ihr ihn sprechen wollt? Wenn Ihr Zeit habt, bis zu seiner Rückkehr zu warten, seid Ihr im Haus willkommen.
    Für die Geistlichkeit ist seine Tür immer offen.«
    »Ich möchte den Tagesablauf eines vielbeschäftigten Mannes nicht stören«, sagte Cadfael herzlich. »Ich bin einfach nur gekommen, um mich bei deiner jungen Herrin für ihre Liebenswürdigkeit und Hilfe in einer komplizierten Angelegenheit zu bedanken, und wenn ich der Dame des Hauses meine Aufwartung machen kann, werde ich mich bald wieder auf den Rückweg nach Shrewsbury machen.
    Ich kenne ihren Namen nicht, denn wie ich höre, hat dein Herr eine große Kinderschar. Die Dame, die ich sprechen möchte, könnte die Älteste sein. Ich glaube, es ist die, die eine Zofe namens Gunnild hat.«
    Nach der selbstverständlichen Art zu schließen, in der der Reitknecht den Namen entgegennahm, nahm Gunnild in diesem Haushalt einen festen und anerkannten Platz ein, und selbst wenn es unter den anderen Mägden Gewisper und Groll über die Verwandlung einer schlampigen Akrobatin in eine bevorzugte Zofe gegeben haben sollte, gehörten diese Dinge inzwischen der Vergangenheit an und waren vergessen, was davon Zeugnis ablegte, mit welchem Geschick Gunnild zu Werke gegangen

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