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Das Geheimnis der Schwestern

Das Geheimnis der Schwestern

Titel: Das Geheimnis der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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dem Feld zu schlagen. Sie fügte gerade einige Argumente zu ihrer Rede hinzu, als die Gegensprechanlage summte.
    »Winona?«, meldete sich Lisa durch den kleinen, schwarzen Apparat. »Ihr Neffe Noah Raintree möchte Sie sprechen. Er ist hier.«
    »Dann schicken Sie ihn herein.«
    Lächelnd betrat Noah ihr Büro. Ein alter, ramponierter Rucksack hing ihm schief von der Schulter. Er hatte sich diesen Sommer so verändert, dass seine Erscheinung sie manchmal verblüffte und sogar mit Stolz erfüllte – bis sie sich wieder daran erinnerte, dass er sie angelogen hatte. »Setz dich, Noah.«
    Er nahm ihr gegenüber Platz und ließ seinen Rucksack auf den Boden plumpsen. »Ich brauche einen Anwalt.«
    »Was hast du angestellt?«
    »Ach, Tante Winona! Warum denkst du immer gleich das Schlimmste von mir?«
    »Hast du schon vergessen, dass ich dir vertraut habe? Und dann hast du mich wie eine Idiotin vor meinem Freund dastehen lassen.«
    »Ja, na gut. Aber dein Freund ist ein Trottel.«
    »Glücklicherweise interessiert mich deine Meinung über ihn nicht. Wieso brauchst du einen Anwalt?«
    »Wenn ich dich anheure, bleibt alles zwischen uns vertraulich, stimmt’s?«
    »Hast du in Politik Gesetzestexte studiert?«
    »Als ich Hausarrest hatte, konnte ich viel fernsehen. Law and Order ist ziemlich cool.«
    »Aha. Also ja: Unsere Gespräche sind strikt vertraulich.«
    »Und wenn du meinen Fall übernimmst, musst du dein Bestes geben, richtig?«
    »Ich gebe immer mein Bestes. Aber du müsstest mir einen Vorschuss zahlen. Üblicherweise verlange ich zweitausend Dollar.«
    Noah holte einen Dollar aus seiner Hosentasche und legte ihn auf den Schreibtisch. »Ich hoffe, es gibt Angehörigenrabatt.«
    Sie blickte auf den alten, zerknitterten Dollarschein und dann zu Noah. Worum es auch gehen mochte, es war ihm ernst. Sie wusste, sie sollte ihn eigentlich nach Hause schicken, aber jetzt hatte sie die Neugier gepackt. Es gab kaum etwas, was sie mehr hasste als unbeantwortete Fragen. Also nahm sie den Dollar und legte ihn in die Schreibtischschublade. »Okay, Perry Mason. Schieß los.«
    Er holte eine Zeitschrift aus seinem Rucksack und schob sie ihr zu.
    Sie las den Titel des Leitartikels. Seattles Staranwälte. Darunter sah sie eine Liste der besten Anwälte des Staates, die die Zeitschrift Seattle alljährlich aufstellte. »Willst du mir damit zu verstehen geben, dass ich kein hohes Ansehen bei meinen Kollegen genieße? Glaub mir, Noah, wenn ein Anwalt sich in Oyster Shores niederlässt, kennt er genau seinen Platz in der Hierarchie. PS: Er ist ziemlich weit un ten.«
    »Schlag Seite neunzig auf.«
    Sie gehorchte. Neben einer Anzeige für die neuesten Wolkenkratzer der City sah sie das düster gehaltene Foto eines Mannes, der vor einem Gefängniswachturm stand. Der Titel lautete: Innocence Projekt Northwest versucht, Justizirrtümer zu revidieren.
    »Es geht um DNA -Tests«, bemerkte er.
    »Noah«, sagte sie sanft, »das mit deinem Dad ist doch schon lange her. Es ist vorbei.«
    »Nein«, widersprach er und reckte trotzig das Kinn. »Bei ihm wurde nie ein DNA -Test gemacht. Mom hat mir das erzählt.«
    »Doch, er wurde gemacht.«
    »Nein, eben nicht.«
    Sie dachte nach und versuchte, sich alle Fakten in Erinnerung zu rufen. »Ach ja. Richtig. Die Spur war zu klein.«
    »Vielleicht sind die Tests jetzt besser.«
    »Hör mal, Noah …«
    »Ich hab dich diesen Sommer ziemlich gut kennengelernt«, sagte er. » Keine Schlamperei , hast du immer gesagt, nichts vergessen . Weißt du noch? Du hasst es, wenn man seine Arbeit nicht richtig macht.«
    Überrascht lehnte sie sich zurück. Sie hätte geschworen, dass er gar nicht zugehört hatte. »Aber dir ist doch klar, dass dein Dad nicht damit einverstanden wäre, oder? Wieso auch? Wenn jemand schuldig ist, will er keinen DNA -Test.«
    »Wenn er sich also weigert, den Test machen zu lassen, hab ich Gewissheit, stimmt’s?«
    Winona spürte, wie sich Druck hinter ihren Augen aufbaute. Plötzlich waren sie auf gefährlichem Terrain gelandet. »Deine Mom und ich hatten … Probleme wegen deines Vaters.«
    »Bitte, Tante Winona. Du bist die Einzige, der ich das anvertrauen kann. Wenn du mir sagst, das funktioniert nicht, glaube ich dir. Ich möchte nur von dir hören, ob er mit einem neuen Test eine Chance hätte.«
    »Weiß deine Mutter, dass du hier bist?«
    »Nein.«
    »Ich könnte das nicht vor ihr geheim halten.«
    »Das verlange ich auch nicht von dir.«
    Sie wusste nicht, wie sie ihm diese

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