Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der Schwestern

Das Geheimnis der Schwestern

Titel: Das Geheimnis der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
Vom Netzwerk:
hab ihn dazu überredet. Bitte, lass –«
    »Ab ins Haus«, entgegnete Mark, »auf der Stelle.«
    »Mark«, warf Winona ein. »Es war natürlich unvernünftig von ihnen, aber –«
    »Bist du wahnsinnig ? Unvernünftig ist es, ohne Helm Fahrrad zu fahren oder bei einem Test die Schule zu schwänzen. Aber das hier war gefährlich, und es war seine Schuld . Cissy«, forderte er energisch, »du gehst jetzt ins Haus. Und Noah, du verlässt verdammt noch mal sofort mein Grundstück!« Er blickte zu Vivi Ann. »Es tut mir leid. Ehrlich. Aber ich werde es nicht zulassen, dass er meine Tochter in Gefahr bringt.« Daraufhin drehte er sich um, ging zum Haus und scheuchte seine schluchzende Tochter vor sich her. Die Tür schlug hinter ihnen zu.
    »Meine Güte«, sagte Aurora, »ein angenehmer Zeitgenosse.«
    »Halt die Klappe, Aurora«, fauchte Winona. Und zu Noah sagte sie: »Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht? Und wie konntest du mich den ganzen Sommer über anlügen? Ich hab dir vertraut. Ich hab Mark gesagt, Cissy wäre bei dir sicher.«
    »Ich würde nie zulassen, dass Cissy etwas passiert«, antwortete Noah mit störrischer Miene.
    Vivi Ann kannte diesen Gesichtsausdruck: Er schirmte sich gefühlsmäßig von allem ab, ließ jede Vorhaltung an sich abprallen. Nichts, was hier und jetzt gesagt würde, konnte zu ihm durchdringen. »Komm, Noah«, sagte sie. »Fahren wir nach Hause.«
    Sie machte sich nicht die Mühe, sich von ihren Schwestern zu verabschieden oder sich auch nur zu bedanken. Sie war zu ausgelaugt und erschüttert, um darauf noch Energie zu verschwenden. Am schlimmsten war, wie enttäuscht sie sich fühlte und wie dumm.
    »Sag doch was«, bat Noah im Wagen. »Warum schreist du mich nicht an wie Mark?«
    »Das wäre dir wohl lieber!«
    Er zuckte mit den Schultern. »Wenn du meinst.«
    »Das lassen wir mal, ja? Du weißt, wie ich es hasse, wenn du so tust, als wäre dir alles egal. Wir wissen doch beide, dass das nicht dein Problem ist.«
    »Aber deins.«
    »Auch das kannst du dir sparen, Freundchen. Hier geht es nicht um mich.« Sie bog vom Highway ab und fuhr durch Oyster Shores.
    »Ich kann also davon ausgehen, dass du sie liebst«, sagte Vivi Ann ein paar Minuten später.
    Noah sah sie an. »Willst du dich über mich lustig machen? Oder mir sagen, ich wäre zu jung, um zu wissen, was Liebe ist?«
    »Nein.« Sie fuhr vor dem Cottage vor und hielt. »Liebe ist unverkennbar. Wenn man jemanden liebt, dann weiß man es, und niemand kann einem da reinreden. Aber ich habe auf die harte Tour gelernt, dass Liebe nicht in einem Vakuum existiert, Noah. Die anderen sind nicht unwichtig. Und du hast es gerade richtig in den Sand gesetzt, mein Lieber. Jetzt hat der Vater deiner Freundin kein Vertrauen mehr zu dir. Ich glaube nicht, dass er ihr noch erlaubt, dich zu sehen.«
    »Uns kann niemand trennen.«
    »Mag sein, aber ich sag dir jetzt, dass du jung bist und dir was vormachst. Denn so wie ich Cissy einschätze, will sie, dass ihr Vater stolz auf sie ist.«
    Noah wirkte elend. »Was mache ich denn jetzt?«
    »Zuerst erzählst du mir mal, was ihr heute gemacht habt. Um den Rest kümmern wir uns morgen.«
    »Wir wollten Dad besuchen.«
    Obwohl Vivi Ann sich genau das gedacht hatte, traf diese Eröffnung sie doch wie eine Ohrfeige. »Wollte er dich sehen?«
    »Man hat uns erst gar nicht reingelassen. Man muss entweder achtzehn sein oder in Begleitung eines Erwachsenen.«
    »Oh.«
    »Aber ich will es noch mal versuchen. Ich weiß, dass er mich sehen will.«
    Vivi Ann hörte jede Gefühlsnuance in der Stimme ihres Sohnes: Mut, Angst, Wut und, das war das Schlimmste, Hoffnung. Am liebsten hätte sie ihn gewarnt, aber wie sollte sie ihrem Sohn die Hoffnung verwehren?
    »Das mit heute tut mir leid. Ich hätte dir von Cissy erzählen sollen. Aber es war einfach cool, es für uns zu behalten.«
    Vivi Ann kannte das Gefühl. Sie war die Letzte, die jemandem das Recht auf Liebe absprechen wollte. Sie war einfach zu kostbar, um sie leichtfertig abzutun.
    Sie streckte die Hand aus und fuhr Noah durch die Haare. »Ich verstehe, warum du dich so verhalten hast. Vielleicht bin ich daran auch nicht ganz unschuldig. Außerdem ist mir aufgefallen, dass du nicht die Beherrschung verloren hast. Das ist sehr gut.«
    »Aber ich hab’s versaut.«
    Sie bedachte ihn mit ihrem Du-sollst-nicht-fluchen-Blick. »Du hast mich, Mark und Tante Winona angelogen. Du hast mein Vertrauen ausgenutzt. Aber am schlimmsten ist, dass du Mark

Weitere Kostenlose Bücher